Die erste Entschuldigung von Sebastian Vettel nahm Mark Webber nicht an - noch herrscht eisiges Schweigen zwischen den Red Bull-Piloten. Das soll sich in den nächsten Tagen ändern. Und Vettel hofft auf Tauwetter und eine Chance zur Wiedergutmachung beim Australier.
Das Überholmanöver von Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel gegen Red-Bull-Teamkollege Mark Webber beim Großen Preis von Malaysia schlägt weiter hohe Wellen. Vettel bereut mittlerweile seine Tat und überlegt, wie er seinen Fehler wiedergutmachen kann.
"Ich habe Mist gebaut. Ich bin jetzt das schwarze Schaf. Ich bin nicht stolz auf das, was ich getan habe", sagte Vettel nach seinem Sieg auf dem Sepang International Circuit: "Ich bekam die Ansage und ignorierte sie. Ich will bei der Wahrheit bleiben und mich bei Mark entschuldigen. Wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich es tun."
In Mark Webbers Heimatland hat derweil ein Wettanbieter die Einsätze auf einen Sieg des australischen Piloten zurückgezahlt. Die Aktion trägt den Titel "Mark Webber Gerechtigkeitsrückzahlung", teilte das Unternehmen in einer Pressemitteilung mit. "Es ist ja nicht Marks Fehler, dass sich Sebastian nicht an einfache Anweisungen halten kann", sagte Sprecher Haydn Lane von Sportsbet.com.au.
Vettel: ''Vielleicht kann ich das zurückzahlen''
Der reuige Weltmeister überlegt unterdessen, wie er seine Illoyalität wieder gut machen kann. "Vielleicht gibt es in Zukunft mal eine Situation, wo ich das zurückzahlen kann", so Vettel. Im Rennen hatte der Dreifachweltmeister anders gedacht. Die missachtete Stallregie war aus Red Bulls Sicht der negative Höhepunkt im schwierigen Verhältnis der beiden Teamkollegen, die beim Großen Preis der Türkei 2010 in Führung liegend kollidiert waren.
Als Vettel nach einem zu frühen Wechsel von Regen- auf Trockenreifen auf den führenden Teamkollegen auflief, funkte er genervt die Box an: "Mark ist zu langsam. Nehmt ihn aus dem Weg. Er ist zu langsam." Die eindeutige Antwort: "Sei ruhig. Es ist erst das halbe Rennen rum." Webber fuhr anschließend schneller und setzte sich wieder vom Deutschen ab.
Zu hoher Reifenverschleiß bei Vettel
Nach dem letzten Stopp gab das Team beiden Fahrern die Anweisung, das Rennen kontrolliert zu beenden, um Reifen und Motoren zu schonen. Vettel attackierte weiter. "Benutze KERS nicht zum Überholen. Nur an den abgesprochenen Stellen", funkte Vettels Renningenieur Guillaume Rocquelin: "Der Verschleiß ist zu hoch - vorne und hinten."
Weil Vettel sich seiner eigenen Mannschaft widersetzte, mischte sich schließlich auch Teamchef Christian Horner ein. "Das ist dumm, Seb", funkte der Engländer zweimal. Unterdessen versicherte sich der im Sparmodus fahrende Webber mehrmals, ob Vettel dieselben Anweisungen bekommen habe. "Wir haben es ihm gesagt", versicherte Horner.
Stinkefinger von Webber und eine weitere Beinahe-Kollision
Schließlich zog der Heppenheimer dennoch an Webber vorbei. Der Australier war aufgebracht, zeigte dem leicht weggezogenen Vettel den Mittelfinger und steuerte seinen Red Bull nach der Zieldurchfahrt knapp an dem des Teamkollegen vorbei. Kaum vorzustellen, was passiert wäre, wenn beide neben der Boxenmauer kollidiert wären.
Der Teamchef war nach dem Rennen deshalb sichtlich bedient, hielt sich aber in Interviews zurück. Auf die Frage warum das Team Vettel nicht anwies, die Führung wieder abzugeben, erklärte Horner einfach: "Glaubt Ihr wirklich, er hätte die Position zurückgegeben, wenn wir Ihn darum gebeten hätten?"
Dass Vettel sich erklären muss, war schon nach der Zieldurchfahrt klar. Renningenieur Rocquelin gratulierte eher gequält: "Es sah so aus, als wolltest du es heute unbedingt. Da müssen später allerdings einige Erklärungen her."
Weitere Gespräche zwischen Webber und Vettel sollen folgen
"Wir hatten bereits eine Diskussion", erklärte Horner anschließend. "Um ihm Zeit zum reflektieren zu geben und die Emotionen rauszunehmen, werde ich vor dem nächsten Rennen noch einmal mit ihm sprechen." Die erste Abbitte, die Vettel auf der Pressekonferenz in Malaysia an seinen Teamkollegen richtete, nahm Webber nicht an.
Alexander Maack