In der Serie A hat Juventus mit einem eindrucksvollen Heimsieg gegen die Roma einen Schritt in Richtung Titel gemacht, doch der Sport rückte in Italien völlig in den Hintergrund. Denn in Genua sorgten heimische Ultras für eine Spielunterbrechung die eigenen Spieler waren nicht "würdig" das Genoa-Trikot zu tragen.
Juventus Turin hat in der Serie A drei wichtige Punkte im Kampf um den Scudetto gesammelt. Der Tabellenführer gewann auch dank eines überragenden Arturo Vidal mit 4:0 gegen den AS Rom und profitierte vom 1:1 des Verfolgers AC Mailand.
Doch in Italien beherrschte ein anderes Thema die Schlagzeilen, denn in Genua kam es zu einem handfesten Skandal. Das Spiel gegen den AC Siena stand vor dem Abbruch, weil sich die Fans keine Heimniederlage anschauen wollten.
Neue Stufe der Ultraisierung
Ultras des CFC Genua haben beim Stand von 0:4 gegen Siena für eine fast 40-minütige Unterbrechung gesorgt. Verärgert über die Leistung des eigenen Teams stürmten die Ultras die Haupttribüne und sorgen für Angst und Schrecken bei den anderen Fans.
Als Schiedsrichter Paolo Tagliavento die Partie bereits unterbrochen hatte, fing der Eklat aber erst an. Die teilweise vermummten Anhänger versperrten den Zugang zum Spielertunnel und forderten die Spieler auf, die Trikots von Genoa auszuziehen. Die Sprecher der Ultras verkündeten, die in großer Abstiegsnot steckenden Spieler seien nicht würdig, das Trikot des Traditionsclubs zu tragen.
Doch es geht noch skurriler: Kapitän Marco Rossi ging, sicherlich auch von Angst begleitet, der Aufforderung nach und sammelte bei seinen Teamkollegen die Trikots ein. Einzig Giuseppe Sculli und Torhüter Sebastien Frey weigerten sich und stellten sich der Diskussion mit den immer noch aufgebrachten Ultras, die teilweise sogar schon auf dem Rasen standen.
Mesto bricht in Tränen aus
Auch Präsident Enrico Preziosi stellte sich, seine Präsenz brachte aber auch keine Beruhigung. Als Rossi die eingesammelten Trikots nicht aushändigte, gaben die Ultras nach, vielleicht auch, weil Giandomenico Mesto in Tränen ausbrach und die Stimmung immer gespenstischer wurde. Warum Tagliavento das Spiel danach doch zu Ende bringen wollte, bleibt sein Geheimnis, in jedem Fall wurde kurz darauf weiter gespielt.
Nach dem Wiederanpfiff drehten die Genua-Ultras ihrer Mannschaft den Rücken zu und beschimpften sie mit Sprechchören. Die meisten Zuschauer hatte das Stadion Marassi zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen. Das Spiel endete mit 1:4, Sienas Grosso hatte mit einem Eigentor für die Ergebniskosmetik gesorgt.
Italiens Fußballverbandspräsident Giancarlo Abete verurteilte die Fan-Randale am Sonntag als "inakzeptabel". "Dies sind keine Fußballfans. Solche Leute dürfen nirgendwo mehr ins Stadion", sagte Abete. Die Gazzetta dello Sport bezeichnete die Randalierer auf ihrer Internetseite als "Schande" für den Fußball.
Vidal trifft für Juventus doppelt
Die Alte Dame konnte sich in der Tabelle ein wenig von Milan absetzen. Im Topspiel siegte Juve mit 4:0 gegen die Roma und hat mit 71 Punkten nun drei Zähler Vorsprung vor dem Titelrivalen aus Mailand (68). Dabei erwischte Juve einen Traumstart, bereits nach acht Minuten führten die Gastgeber durch zwei fulminante Schüsse des Ex-Leverkuseners Arturo Vidal mit 2:0 (4./8.).
Als Andrea Pirlo mit einem im Nachschuss verwandelten Foulelfmeter auf 3:0 erhöhte (29.), war das Spiel frühzeitig entschieden. Zuvor hatte Romas Keeper Marten Stekelenburg nach einer Notbremse gegen Claudio Marchisio seine zweite Rote Karte der Saison gesehen und Ersatzkeeper Gianluca Curci Pirlos Strafstoß im ersten Versuch pariert.
In Überzahl wurde die Dominanz des Tabellenführers noch größer, die ohne Francesco Totti angetretenen Gäste waren völlig überfordert. Nach der Pause erhöhte Marchisio auf 4:0 (52.), danach schaltete Juve einen Gang herunter und so wurde das Ergebnis für die Roma nicht noch schlimmer.
Ibrahimovic rettet einen Punkt
Der AC Mailand hatte zuvor den vielleicht entscheidenden Rückschlag erlitten. Milan kam zu Hause gegen den FC Bologna nicht über ein 1:1 hinaus. Gastón Ramirez schoss in der 26. Minute das Tor zur 1:0-Führung der Gäste, das Milan die Titelverteidigung kosten könnte. Zlatan Ibrahimovic gelang kurz vor Abpfiff noch der Treffer zum Ausgleich.
Fünf Spieltage vor Ende der Serie konnte Spitzenreiter Juve (68 Punkte) mit einem Heimsieg gegen den AS Rom Milan (68) davon ziehen. Auch Lazio Rom (55) verlor Punkte, verteidigte aber Rang drei. Ohne seinen verletzten deutschen Stürmerstar Miroslav Klose reichte es für die Römer gegen Lecce im Olympiastadion nur zum 1:1. Der Brasilianer Matuzalem brachte Lazio zwar in der 82. Minute in Führung, Valeri Bojinov gelang aber in der Nachspielzeit noch der Ausgleich.
Vize-Meister Inter Mailand war beim AC Florenz nur zu einem 0:0 gekommen. Torwart Julio Cesar rettete den Mailändern zumindest den einen Punkt, als er in der 70. Spielminute einen Elfmeter von Adem Ljajic parierte. Mit 49 Zählern bleibt Inter in der Serie A nach 34 Spieltagen abgeschlagen auf dem siebten Tabellenplatz und muss weiter um den Einzug in den Europapokal bangen.