Trauer und Entsetzen im deutschen Fußball: Der ehemalige Bundesliga-Trainer Sascha Lewandowski ist im Alter von nur 44 Jahren gestorben. Lewandowski wurde bereits am Mittwoch tot in seiner Wohnung aufgefunden, wie die ermittelnde Staatsanwaltschaft und die Polizei Bochum dem SID am Donnerstagmorgen bestätigten.
Die Polizei schloss ein Fremdverschulden aus, die Staatsanwaltschaft beantragte beim Amtsgericht Bochum eine Obduktion des Leichnams. "Es ist ein laufendes Verfahren. Mehr können wir dazu derzeit nicht sagen. Sollte der Obduktion stattgegeben werde, ist Anfang nächster Woche mit einem Ergebnis zu rechnen", sagte Staatsanwalt Andreas Bachmann dem SID.
Rücktritt bei Union wegen Burnout
Sascha Lewandowski war Anfang März beim Zweitligisten Union Berlin wegen eines Burnout-Syndroms zurückgetreten, das auch funktionelle Herzbeschwerden verursachte.
Frühere Weggefährten reagierten schockiert. "Es ist für uns alle kaum vorstellbar, dass Sascha tot ist. Er war ein toller Mensch, der all seine Kraft und Leidenschaft in seine Arbeit einbrachte", sagte Rudi Völler, der Lewandowski bei Bayer Leverkusen einst zum Bundesliga-Trainer aufsteigen ließ. Bayers Geschäftsführer Michael Schade erinnerte sich an einen "wunderbaren Menschen, der Spuren hinterlassen hat. Es ist furchtbar, dass er nun nicht mehr unter uns ist."
Betroffen zeigten sich auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vom deutschen Rekordmeister Bayern München und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff. "Da kann man nur große Trauer empfinden", sagte Rummennige, während Bierhoff im EM-Trainingslager in Evian-les-Bains erklärte: "Wir haben das nach dem Training erfahren. Wir waren natürlich bestürzt und sehr traurig. Die Gedanken sind bei seiner Familie und Freunden".
Zingler "tief bestürzt und unglaublich traurig"
Auch die Eisernen aus Berlin sind in Trauer, sie stellten ein Schwarz-Weiß-Foto Lewandowskis auf ihre Internetseite. "Wir sind tief bestürzt und unglaublich traurig. Unsere aufrichtige Anteilnahme und unser tiefes Mitgefühl gilt der Familie und den Angehörigen", sagte Union-Präsident Dirk Zingler.
Lewandowski hatte im März selbst um Veröffentlichung der Diagnose gebeten. "Ich hatte gehofft, dass eine kurze Pause reichen könnte. Dies war aber leider überhaupt nicht der Fall", sagte er. "Neben den gesundheitlichen Risiken muss ich auch akzeptieren, dass ich nicht annähernd die Power habe, mit so viel Energie zu arbeiten." Nach Einschätzung seiner Ärzte, fügte er hinzu, werde es "noch Monate dauern, bis ich wieder der Alte bin". Er schaffte es nicht.
Lewandowski trainierte von April 2012 bis Sommer 2013 gemeinsam mit Sami Hyypiä Leverkusen. Nach Hyypiäs Entlassung im April 2014 übernahm er bis Saisonende erneut Bayers Bundesligateam.
Zuvor hatte er sich einen glänzenden Ruf in der Jugendarbeit erworben. Er wurde mit der A-Jugend des VfL Bochum zweimal in Folge westdeutscher Meister, ebenfalls zweimal führte er seine Mannschaft ins Endspiel um die deutsche Meisterschaft. Danach übernahm er die zweite Mannschaft, ehe er für fünf Jahre zur Leverkusener A-Jugend wechselte und etliche Spieler formte. Selbst spielte er maximal in der Oberliga für den VfR Sölde, einen Stadtteilklub aus dem Dortmunder Osten.
"Das tut total weh"
Als Trainer war Sascha Lewandowski impulsiv und engagiert, in Leverkusen bildete er somit den Gegenpol zum Finnen Hyypiä, einem schweigsamen, ruhigen Trainer. Auch der frühere Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser nahm die Todesnachricht schockiert auf: "Ich bin sprachlos, das tut total weh", sagte er der Sport Bild.
Lewandowski kämpfte mit Depressionen, nach seinem Abschied von Union Berlin begab er sich in die Reha. Er wohnte in Bochum und war seit langem mit einer Reporterin liiert, er hatte keine Kinder. Bis 2006 arbeitete er selbst nebenbei als Journalist, beispielsweise erstellte er Taktik-Analysen für Regionalzeitungen.