Aus für einen Traditionsklub, schwerer Verlust für die BBL: Lange Jahre waren die Artland Dragons eine feste Größe im deutschen Basketball, nun hat sich der Klub aus Quakenbrück unerwartet von der großen Bühne verabschiedet.
Nur drei Tage nach dem letzten Saisonspiel in der Bundesliga gaben die Niedersachsen in einer Mitteilung bekannt, dass der Spielbetrieb mit sofortiger Wirkung eingestellt wird. Begründet wurde der Ausstieg mit den Standortnachteilen und daraus resultierenden Finanzlöchern.
"Das kommt zum jetzigen Zeitpunkt überraschend", sagte BBL-Sprecher Dirk Kaiser dem SID. Die Entscheidung sei bedauerlich, aber zu respektieren: "Das ist ein etablierter Standort gewesen, der vorbildlich gearbeitet hat. Nun haben wohl die Rahmenbedingungen nicht mehr gestimmt."
Der heutige Bundestrainer Chris Fleming führte den Klub 2003 in die Bundesliga, nur drei Jahre nachdem er seine aktive Karriere bei den Dragons beendet hatte und Headcoach geworden war. Unter Führung des Amerikaners, der bis heute mit seiner Familie in Quakenbrück wohnt, wurde der Klub 2007 Vizemeister und holte ein Jahr später den Pokalsieg.
"Nach über 20 Jahren geht die Erfolgsgeschichte zu Ende", teilte der Verein am Sonntag mit. "Die BBL hat sich enorm weiterentwickelt, und die Gesamtetats der Konkurrenten sind gestiegen, sodass es für die Dragons nicht mehr möglich ist, den gewachsenen Ansprüchen gerecht zu werden", hieß es weiter. Neben fehlender Sponsoren sei auch die zu kleine Artland-Arena (3000 Plätze) ein Nachteil gewesen. Die Halle war in den letzten 128 Spielen immer ausverkauft.
Die aktuelle Bundesliga-Saison hatten die "Drachen" am Donnerstag mit dem elften Platz und einer 99:100-Heimniederlage gegen Schlusslicht und Absteiger Crailsheim Merlins abgeschlossen. Die Nachricht vom Rückzug löste bei den Fans große Bestürzung aus, die Homepage des Klubs war am Sonntag zeitweise nicht mehr zu erreichen.
Ob der frei gewordene Platz in der BBL neu vergeben wird, beispielsweise über eine Wildcard, ist offen. Am Donnerstag entscheidet der Lizenzligaausschuss erst einmal darüber, ob die sportlichen Aufsteiger s.Oliver Würzburg und Giessen 46ers die geforderten Voraussetzungen erfüllen, um auf Crailsheim und die TBB Trier zu folgen.
Über einen möglichen Ersatz für Quakenbrück wird es noch keinen Beschluss geben. Theoretisch ist denkbar, dass in der Saison 2015/16 nur mit 17 Teams gespielt wird. Vor allem die großen Klubs, die regelmäßig international spielen, hätten wegen der hohen Belastung nichts dagegen.
Derlei Probleme hätten die Quakenbrücker gerne. Vorerst wird in der Kleinstadt nahe Osnabrück gar kein Erstliga-Basketball mehr gespielt. In seiner Mitteilung bedankte sich der Verein bei Anhängern und Sponsoren für die jahrelang Treue. Ein schwacher Trost.



