Die Leidenszeit für Ariane Friedrich scheint langsam aber sicher in Vergessenheit zu geraten. Nach ihrem Achillessehnenriss flog die Ausnahmespringerin erstmals wieder über 1,90 Meter und konnte ihr Glück kaum fassen. Auch Carolyn Nytra und Verena Sailer schicken sich an, im Olympia-Jahr an alte Zeiten anzuknüpfen.
Der Weg zurück in die Weltklasse ist für die deutschen Spitzen-Leichtathletinnen Ariane Friedrich, Verena Sailer und Carolyn Nytra steinig. Hochspringerin Friedrich überflog beim internationalen Hallen-Meeting in Karlsruhe erstmals seit der Rückkehr nach ihrem Achillessehnenriss die 1,90 Meter und jubelte: "Ich kann's noch!"
Nytra lieferte elf Monate nach ihrem Sieg bei der Hallen-EM in Paris ein Comeback mit einer starken Zeit ab - und einem Fehlstart. Sprint-Europameisterin Sailer muss über 60 Meter noch hart arbeiten. Hingegen glänzte Stabhochsprung-Routinier Björn Otto.
Otto will es wissen
Der 34-Jährige vom LAV Bayer Uerdingen/Dormagen will es im Olympia-Jahr noch einmal wissen: Er zeigte am Samstag beim Meeting in Donezk/Ukraine mit 5,82 Metern seine beste Leistung seit fünf Jahren.
Allerdings musste er sich dem höhengleichen Europameister Renaud Lavillenie aus Frankreich knapp geschlagen geben. Nach den 5,77 Metern eine Woche zuvor in Moskau und der Leistung von Donezk bringt sich Otto als Medaillenanwärter für die Hallen-Weltmeisterschaft vom 9. bis 11. März in Istanbul in Stellung.
Nytra stark über die 60 Meter
Während für Friedrich allmählich der Achillessehnenriss in Vergessenheit gerät, kehrte Nytra nach einer ausgefallenen Saison wegen Rückenbeschwerden zurück. Als Vorlaufsiegerin über 60 Meter Hürden in Karlsruhe setzte sie sich mit 7,97 Sekunden an die europäische Spitze. Im Finale startete die Mannheimerin allerdings zu früh aus dem Block und wurde disqualifiziert.
Auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in London hat auch Sailer noch viel Arbeit vor sich: Die Sprint-Europameisterin aus Mannheim konnte sich über 60 Meter nicht weiter verbessern und wurde in 7,27 Sekunden Fünfte. Es gewann die Bulgarin Ivet Lalova in 7,16.
Majewski zu stark für Storl
Kugelstoß-Weltmeister David Storl verlor vor 4500 Zuschauern wie schon am Freitag in Düseldorf das Duell mit Olympiasieger Tomasz Majewski: Der 21-jährige Chemnitzer kam aber dieses Mal auf starke 21,03 Meter, der Pole siegte mit dem Landesrekord von 21,27. Dritter wurde der frühere Hallen-Weltmeister Christian Cantwell aus den USA mit 20,68.
Friedrich wurde im Hochsprung zusammen mit der Estin Anna Iljustsenko Zweite hinter der Russin Irina Gordejeva (1,93). Nach 1,84 Meter in Hustopece/Tschechien und 1,85 in Arnstadt sah die Frankfurterin dieses Mal sicherer aus: Die 1,90 meisterte die deutsche Freiluft-Rekordhalterin sicher. "Mir ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Ich traue mich endlich wieder, richtig in den Sprung reinzugehen", meinte Friedrich. "Endlich bin ich nicht mehr das Kätzchen, sondern wieder der Tiger."
Spiegelburg bestätigt Favoritenstatus
Im Stabhochsprung gab Vize-Weltmeisterin Martina Strutz nach 4,32 Meter entnervt auf. Die Neubrandeburgerin wurde von einer Allergie geplagt. "Mich juckt's am ganzen Körper", klagte Strutz. "Ich weiß auch nicht, woher das kommt." Vize-Europameisterin Silke Spiegelburg (Leverkusen) scheiterte dreimal beim Versuch, ihren deutschen Rekord um einen Zentimeter auf 4,78 Meter zu verbessern. Sie gewann souverän mit 4,68 und ist derzeit auf nationaler Ebene nicht zu schlagen.
100-Meter-Weltmeister Yohan Blake gab derweil sein Saisondebüt bei den Camperdown Classics im heimischen Kingston, wo er am Samstag über 400 Meter antrat. Der 22-jährige Jamaikaner steigerte dabei seine Bestzeit auf 46,49 Sekunden und verkündete gemünzt auf seinen Landsmann Usain Bolt, der einen Start kurzfristig abgesagt hatte: "Ich bin in diesem Jahr viel, viel stärker und schneller."