
Als 15.000 Spiel der Bundesligageschichte suchte sich die DFL eine Paarung aus, die das Gegenteil von Ligatradition verkörperte. Dafür hatte das Freitagsspiel alles andere. Und so viele Tore, wie das Kleeblatt Blätter hat. Dreimal kam Fürth in Sinsheim zurück ins Spiel.
Drei Führungen konnte die TSG Hoffenheim nicht zum Sieg nutzen. Fürth zeigte mehr Moral als die schwedische Nationalelf, aber die Abstiegsränge verließ das Kleeblatt dennoch nicht. Ist ein gefühlter Sieg ein erster Schritt zum Klassenerhalt? Heute Abend wird es dem Aufsteiger zunächst einmal egal sein.
Markus Babbel änderte seine Elf nach der Niederlage in München auf drei Positionen: Tim Wiese kehrte nach seiner Verletzung wieder ins Tor zurück, das in seiner Abwesenheit von Koen Casteels mal schlecht, mal recht besetzt worden war. Kevin Volland kam für Patrick Ochs in eine wesentlich offensivere Ausrichtung. Und überraschend bekam der 19-Jährige Denis Streker aus der Regionalligamannschaft die Aufgabe zugeteilt, den gelbgesperrten Daniel Williams auf der Sechs zu vertreten und Sebastian Rudy den Rücken frei zu halten.
Demgegenüber vertraute der Trainer des Schlusslichts der Bundesliga, Mike Büskens, der gleichen Startelf, die vor zwei Wochen gegen den HSV unglücklich verloren hatte. "Never change a losing team", diese Devise schien für das Kleeblatt aber in der Anfangsphase nicht aufzugehen, denn die Gastgeber stellten die technisch und interessanterweise zunächst auch kämpferisch unterlegenen Gäste, die sich oft nur mit Foulspielen zu helfen wussten, vor einige Probleme.
Ist ein Einwurf eine Standardsituation?
Schon nach acht Minuten traf die TSG zum 1:0. Ein perfekter Freistoß von Rudy wurde von Roberto Firmino ideal mit dem Kopf verwertet. Aus sechs Metern platzierte der Torschütze seinen Abschluss als Aufsetzer durch die Beine von Max Grün. Dem Fürther Keeper war in dieser Szene allerdings ob der geringen Distanz kaum ein Vorwurf zu machen - anders als Edu, der Firmino beim Standard einfach hatte laufen lassen.
Auch im Folgenden waren die Nordbadener die bessere Mannschaft, wenn Fürth das Spiel aufbaute, fehlte es an spielerischer Klasse und konzeptionellem Niveau. Dass das Kleeblatt durch einen Standard zum Ausgleich gekommen wäre, kann man nur behaupten, wenn man Einwürfe dazuzählt. Nach einem solchen hatte Hoffenheim kurz vor der Pause eigentlich alle Zeit des Kraichgaus, um den Ball zu klären, bekam ihn aber nicht aus dem Strafraum, so dass Edgar Prib aus dem Rückraum zum Schuss kam. Diesen konnte Wiese exzellent parieren, und das auch noch zur Seite, aber dort kam nur Zoltan Stieber, kein Hoffenheimer zum Rebound. Den satten Abschluss des Ungarn bekam Wiese zwar am kurzen Pfosten ins Tor, aber angesichts der Schussstärke und der auch hier kurzen Distanz war der Keeper völlig machtlos.
Zu diesem Zeitpunkt war der Ausgleich überraschend, aber Hoffenheim verlor nun den Faden, vor allem nach der Pause, in der Büskens offenbar die treffenderen Worte gefunden hatte als Babbel. Das nächste Tor fiel aber nicht für die Franken, sondern wiederum überraschend für Hoffenheim. Der starke Joselu traf nach einem Zuspiel von Volland, der sich den Ball erobert hatte, in der 66. Minute zum 2:1. Der Spanier, der sein bisher bestes Bundesligaspiel bestritt, traf mit einer artistischen Abnahme wenig später die Latte, und unter den knapp 22.000 Zuschauern glaubte wohl kaum noch jemand an ein weiteres Fürther Tor - geschweige denn an derer zwei.
Das Tor in der 83. Minute war nur das drittletzte des Spiels
Aber sie fielen noch. Edgar Prib traf in der 83. Minute mit einem fantastischen Abschluss, Stieber hatte kurz abtropfen lassen. Dass der Fürther aber überhaupt zum Schuss kam, war leider wie vor dem 1:1 dem Debütanten Streker zu verdanken, der nicht energisch genug einschritt. Joselu aber hatte noch nicht genug und erzielte in der 89. Minute das 3:2. Rudy und wieder Volland waren die Vorbereiter gewesen, der Letztere mit einem tollen Pass in den Lauf in den Rücken von Thomas Kleine, der es sich nicht nehmen ließ, zu Unrecht auf Abseits zu reklamieren, das Partner Mergim Mavraj aufgehoben hatte. Mit seiner Beschwerde beim Schiedsrichter verlor der Abwehrspieler wertvolle Zeit, denn Grün parierte Joselus Schuss zunächst stark, aber im Nachschuss traf der Stürmer.
Die Nachspielzeit war eigentlich schon abgelaufen, als Schiedsrichter Daniel Siebert den Gästen noch zwei Ecken gewährte. Die zweite von ihnen trat Prib von rechts aufs kurze Fünfmeterraumeck. Dort setzte sich der gerade erst eingewechselte Lasse Sobiech im Kopfballduell gegen Sven Schipplock durch und glich zum dritten Mal für Fürth aus. Ein gefühlter Sieg für den Aufsteiger, der mehr Tore in diesen 90 Minuten erzielte als in seiner gesamten vorigen Bundesligageschichte. Auf einem Abstiegsplatz rangiert die Spielvereinigung dennoch.