
Nach dem 3:1-Sieg im UEFA-Cup-Hinspiel gegen Manchester City will der Hamburger SV den Halbfinal-Einzug perfekt machen. Aus diesem Anlass hat sich sportal.de in die Tiefen der Club-Historie begeben und ein Team zusammengestellt, das die Partie heute Abend wohl im Schongang nach Hause schaukeln würde.
Nach dem 3:1-Sieg im UEFA-Cup-Hinspiel gegen Manchester City will der Hamburger SV den Halbfinal-Einzug perfekt machen. Aus diesem Anlass hat sich sportal.de in die Tiefen der Club-Historie begeben und ein Team zusammengestellt, das die Partie heute Abend wohl im Schongang nach Hause schaukeln würde.
Im Tor:
Uli Stein
Der heute 54-Jährige wechselte im Sommer 1980 von Arminia Bielefeld zum HSV und avancierte nach kurzer Zeit zur unumstrittenen Nummer eins im Kasten der Hamburger und zu den besten Keepern in Deutschland. Zuweilen sorgte Stein jedoch auch außerhalb des Platzes für Furore. So titulierte er den damaligen Bundestrainer Franz Beckenbauer bei der WM 1986 in Mexiko als "Suppenkasper", als dieser Toni Schumacher vorzog. Unvergessen ist auch sein Ausraster vor der Saison 1987/88, als er im Supercup gegen den FC Bayern (1:2) Stürmer Jürgen Wegmann mit der Faust niederstreckte, mit Rot vom Platz flog und daraufhin vom Verein suspendiert wurde. Es folgte der Wechsel zur Frankfurter Eintracht. Die HSV-Fans haben Stein, der später noch einmal kurz zurückkehrte, seinen Blackout derweil längst verziehen, noch heute erfreut sich das Enfant terrible in der Hansestadt großer Beliebtheit.
Abwehr:
Manfred Kaltz
Der Rechtsverteidiger, der seine Rolle stets offensiv interpretierte, absolvierte in seiner aktiven Zeit zwischen 1971 und 1991 581 Bundesligapartien für den Hamburger SV und ist damit uneingeschränkter Rekordspieler des Vereins. Der "Schwätzer" (so wurde er von seinen Freunden scherzhaft genannt, weil er nur sehr wenig sprach), gilt als Urvater der sogenannten Bananenflanke, die er nach seinen unnachahmlichen Flankenläufen gekonnt vor das Tor zog. Häufig endeten diese präzise auf dem Kopf von Horst Hrubesch, der die Erfolgsformel in einfachen Worten folgendermaßen beschrieb: "Manni Banane, ich Kopf, Tor". Zudem galt der vereinstreue Kaltz als sicherer Strafstoßschütze, erzielte 53 seiner insgesamt 76 Bundesligatore vom Elfmeterpunkt aus.
Ditmar Jakobs
Der knallharte Vorstopper, der später auch als Libero eingesetzt wurde, kam 1979 für die damalige Rekordablöse für Abwehrspieler in Höhe von 1,1 Millionen Mark vom MSV Duisburg zu den Hamburgern, was Lästermaul und Kolumnist Max Merkel zu folgender Aussage verleitete: "Günter Netzer hat wahrscheinlich stundenlang nur Männchen aufs Löschpapier gemalt. Eher fließt die Elbe rückwärts, als dass der HSV noch einmal auf die Pauke haut." Er sollte sich gründlich täuschen, denn Jakobs avancierte in den zehn Jahren an der Elbe zu einem der unumstrittenen Leistungsträger. Kompromisslos im Zweikampf brachte es "Mr. Zuverlässig" auf 323 Bundesligaspiele für den HSV. Tragisch war sein Abgang von der Fußballbühne: Beim 4:0-Sieg gegen Werder Bremen am 20.9.1989 rutschte der damals 36-Jährige bei einem Rettungsversuch mit dem Rücken in einen defekten Karabinerhaken der Toraufhängung. Erst nach 20 Minuten konnte Jakobs aus seiner misslichen Lage befreit werden. Beim Herausschneiden des Hakens wurden jedoch auch Nervenbahnen in der Nähe der Wirbelsäule durchtrennt, an Fußball war danach nicht mehr zu denken.
Holger Hieronymus
Der gebürtige Hamburger wechselte 1979 vom FC St. Pauli zu den Rothosen und galt schon bald als eines der herausragenden Liberotalente in Deutschland und sogar als legitimer Nachfolger von Franz Beckenbauer. Was ihn vor allem auszeichnete, war sein Stellungsspiel, seine glänzende Technik sowie eine brillante Übersicht. Damit brachte er es auf insgesamt 121 Bundesligaspiele und sieben Tore. In der Nationalmannschaft kam er zwar lediglich auf drei Einsätze, doch es hätten noch viele mehr sein können, wäre 1984 nicht ein folgenschwerer Zusammenprall mit dem Mannheimer Fritz Walter dazwischen gekommen. Hieronymus zog sich einen Kreuzbandriss zu und musste seine hoffnungsvolle Karriere mit gerade einmal 25 Jahren beenden.
Willi Schulz
Vom FC Schalke 04 kommend heuerte der nach der WM 1966 nur noch "World Cup Willi" genannte Verteidiger 1965 beim HSV an und trug acht Jahre lang das Trikot der Hamburger. In dieser Zeit war Schulz der unumstrittene Abwehrchef. Seine Rolle beschrieb er folgendermaßen: "Der Dicke' (Uwe Seeler, die Red.) war vorne für die Tore verantwortlich und ich hinten dafür, dass keine fielen." War er anfangs noch für die Bewachung der gegnerischen Spielmacher zuständig (Pele sagte einst über ihn: "Er war mein Angstgegner"), so avancierte der vielfache Nationalspieler immer mehr zum Prototypen des klassischen Ausputzers und ging kaum mehr über die Mittellinie. Seine schnörkellose, kompromisslose Art im Zweikampf, die umsichtige Organisation der Abwehr sowie seine profihafte Einstellung machten Schulz zu einem der herausragenden Profis dieser Zeit.
Mittelfeld:
Felix Magath
Zwischen 1976 und 1986 prägte der gebürtige Aschaffenburger das Spiel der Hamburger als Denker und Lenker im Mittelfeld. Ausgestattet mit brillanten technischen Fähigkeiten verstand es der leidenschaftliche Schachspieler, Spielrhythmus und Tempo nach Belieben zu bestimmen. Zudem war Magath stets in der Lage, seine Mitspieler mustergültig in Szene zu setzen und selbst für Torgefahr zu sorgen. Als weitere Stärke wäre die enorme Lauffreudigkeit des heutigen Wolfsburger Trainers zu nennen. "Felix Magath hätte zwei Rückennummern haben müssen. Die 10 und die 6. Ich habe nie wieder so einen Spielmacher gesehen, der so viel gelaufen ist", erinnert sich sein einstiger Mannschaftskollege Ditmar Jakobs. Den größten Moment in seiner aktiven Karriere erlebte Magath 1983, als er sich durch sein Tor zum 1:0-Sieg im Finale des Europapokals der Landesmeister gegen Juventus Turin unsterblich machte. Später war er noch als Manager und Trainer der Rothosen verantwortlich.
Kevin Keegan
Dem damaligen Manager Dr. Peter Krohn glückte 1977 ein ganz besonderer Coup. Er brachte das Kunststück fertig, den Topstar vom FC Liverpool für eine Rekordablösesumme von 2,3 Millionen Mark loszueisen. Nach Anpassungsschwierigkeiten im ersten Jahr spielte sich Keegan in der Folgezeit in die Herzen der Mitspieler und Fans. Auf dem Platz war er der trickreiche und dynamische Wirbelwind, der den Tempofußball liebte und wie kein Zweiter zelebrierte. Neben dem Platz glänzte der nur 1,69 Meter große Engländer mit seiner offenen und freundlichen Art. Den Star ließ er nie heraushängen, der Musterprofi blieb bescheiden und stellte sich stets in den Dienst der Mannschaft. Den HSV führte er 1979 zum ersten Meistertitel nach 19 Jahren, zudem wurde er 1978 und 1979 zu Europas Fußballer des Jahres gewählt. "Keegan, das ist der Profi par excellence in der Vorstellungskraft der Deutschen: Unablässig in seinem Bemühen um Tore und Tempo, schnell wie der Wirbelwind mit seinen kurzen Schritten, technisch perfekt mit nie versagendem Ideenreichtum und Tricks...", schwärmte der kicker. Doch auch stimmlich sorgte der liebevoll "Mighty Mouse" genannte Keegan für Furore, sang sich mit "Head over Heels in Love" (die Älteren werden sich erinnern) sogar in die deutschen Charts. Nach drei Jahren verließ Keegan Hamburg wieder.
Rafael van der Vaart
Nach Uwe Seeler und Kevin Keegan polarisierte beim HSV wohl niemand so sehr wie der Niederländer. 2005 sicherten sich die Hanseaten die Dienste des torgefährlichen Mittelfeldspielers, der zuvor für Ajax Amsterdam aktiv war. Der von den Fans liebevoll "kleiner Engel" genannte Techniker begeisterte die Massen mit einer in Hamburg lange nicht mehr gesehenen Spielintelligenz, präzisem Passspiel und Führungsqualitäten und avancierte auch aufgrund seiner erfrischenden, sympathischen Art außerhalb des Platzes zum absoluten Publikumsliebling. Schnell wuchs er zum Kopf der Mannschaft heran und schoss den Club gleich im ersten Jahr in die Champions League. Am 6.10.2007 stellte er den historischen HSV-Rekord von Uwe Seeler (1963/64) ein, als er in sieben aufeinanderfolgenden Spielen traf. Einen dicken Kratzer erlitt sein Image, als er sich zu Beginn der Saison 2007/08 im Trikot des FC Valencia ablichten ließ, um seine Wechselabsichten zu unterstreichen. Im Sommer 2008 wechselte Van der Vaart, der in seinen drei Jahren beim HSV in 74 Partien insgesamt 29 Tore markierte, zu Real Madrid.
Thomas von Heesen
Im Alter von 18 Jahren wechselte Von Heesen vom 1. FC Paderborn zum Hamburger SV, für den er 14 Jahre lang die Stiefel schnürte. Sein Ziehvater Ernst Happel ermöglichte es dem begnadeten Techniker, sich dank seines großen Talentes als einer der ganz wenigen jungen Akteure in die erfolgreiche HSV-Elf der 80er zu spielen. Für den ersten Paukenschlag sorgte er 1982, als er beim legendären 4:3-Sieg beim FC Bayern zu einem furiosen Sololauf über den gesamten Platz ansetzte und den zwischenzeitlichen 2:3-Anschlusstreffer erzielte. "Das war ein unbeschreibliches Glücksgefühl. Vielleicht war es das schönste Tor meiner Karriere", erinnert sich der Mittelfeldmann, der in späteren Jahren zum Kapitän aufstieg und insbesondere mit Uwe Bein in der Schaltzentrale perfekt harmonierte. Ist nach Manfred Kaltz der HSV-Spieler mit den meisten Bundesligaeinsätzen (368) und nach Uwe Seeler derjenige mit den meisten Toren (99).
Angriff:
Uwe Seeler
"Uns Uwe", wie er von den Hamburgern liebevoll genannt wird, ist die HSV-Ikone schlechthin. Kein anderer Spieler vor ihm und nach ihm erreichte jemals seine Popularität. Wie kein anderer prägte er das Gesicht der Mannschaft und avancierte über ein Jahrzehnt zum bekanntesten und beliebtesten deutschen Fußballer. Auch im Ausland genießt der mittlerweile 72-Jährige noch immer ungeheure Popularität. Der klassische Mittelstürmer, für das Hamburger Abendblatt "das Synonym für Fußball, für Tore per Fallrückzieher und mit dem Kopf", für die FAZ "der klassenlose Fußballheld", zählte seinerzeit zu den besten Angreifern der Welt und heimste zahlreiche Titel ein. In 279 Oberliga- und Endrundenspielen um die deutsche Meisterschaft erzielte Seeler unglaubliche 307 Tore. Nach Gründung der Bundesliga legte er bis zu seinem Karrierende 1972 in 239 Partien weitere 137 Treffer nach. Legendär war auch seine Vereinstreue: So spielte er während seiner gesamten Karriere lediglich für einen einzigen Verein: den HSV. 1961 lehnte Seeler sogar eine lukrative Offerte von Inter Mailand über eine Million Mark (eine wahnwitzige Summe damals) ab und hielt seinem HSV die Treue, was seine Popularität nur noch steigerte.
Horst Hrubesch
Was die Torquote anging, konnte sich der 1978 von Rot-Weiß Essen zum HSV gewechselte Stürmer durchaus mit seinem Vorgänger Uwe Seeler messen lassen. In 212 Pflichtspielen traf der 1,88 Meter große und 90 Kilo schwere Hüne stolze 134 Mal (96 Mal in der Bundesliga) für die Hanseaten. Filigrane Technik und ausgeprägte Spielkunst waren seine Sache nicht. Dafür zählte das Kopfballspiel zu seinen großen Stärken, was ihm den Spitznamen "Kopfballungeheuer" einbrachte. Gepaart mit Kampfkraft, unbändigem Einsatzwillen und einem exzellenten Torriecher war der passionierte Angler maßgeblich am Höhenflug der Hamburger Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger beteiligt. Unvergessen ist Hrubeschs Treffer in der Saison 1981/82, als er nach einer Flanke von Felix Magath in der 90. Minute unnachahmlich hochstieg, das Leder von der Strafraumgrenze aus per Kopf zum 4:3-Sieg beim FC Bayern versenkte und damit den Weg zur Meisterschaft ebnete.
Trainer:
Ernst Happel
Der gebürtige Österreicher war kein Mann vieler Worte, doch mit seinem unvergleichlichen Fachwissen und seiner natürlichen Autorität führte er den HSV in die erfolgreichste Ära seiner Vereinsgeschichte. Schon bevor es den Grantler mit dem staubtrockenen Humor an die Elbe zog, heimste der 1992 verstorbene Wiener, der als Verfechter des Offensiv-Fußballs galt, zahlreiche Titel als Spieler und Trainer ein. Mit den Hanseaten holte er auf Anhieb zwei deutsche Meisterschaften (1982/1983) und den Europapokal der Landesmeister (1983), später noch den DFB-Pokal (1987). Der damalige HSV-Manager Günter Netzer, der Happel nach Hamburg lockte, erinnert sich: "Der Mann war ein Genie. Happel konnte jedem Spieler erklären, was er von ihm wollte. Nicht mit Worten, der hat ja nicht gesprochen, und wenn er gesprochen hat, konnte man es nicht verstehen. Aber seine Übungseinheiten waren so, dass es den Spielern in Fleisch und Blut überging."
Oliver Altgelt
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