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Von: Daniel Raecke
Datum: 20. Mai 2013, 12:00 Uhr
Format: Artikel
Diskussion:
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Champions League-Finale: Duelle aus einem Land

Matthias Sammer, Jürgen Klopp, Bayern München
Sind nicht für die gleiche Mannschaft: Matthias Sammer und Jürgen Klopp

Es gibt ein rein deutsches Champions League-Finale. Das ist toll. Weil Deutschland toll ist? Nein, weil es der deutschen Öffentlichkeit einen anderen Umgang mit Europacupspielen abverlangt. Das kann nichts Schlechtes sein, findet unser Kommentator.

Nun hat auch Deutschland sein nationales Champions League-Finale. Als letzte der vier großen europäischen Fußballnationen nach Spanien (Real Madrid - Valencia 2000 in Paris), Italien (Juventus - Milan 2003 in Manchester) und England (Chelsea - Manchester United 2008 in Moskau). Es ist sportlich gesehen ohne Frage ein Traumfinale. Neu für die deutsche Fußballöffentlichkeit ist aber nicht nur der Umstand, in der Königsklasse so erfolgreich zu sein. Es ist auch der ungewohnte Umgang damit, dass die Medienöffentlichkeit bei einem Europacupspiel nicht wie selbstverständlich davon ausgehen kann, dass alle für "die deutsche Mannschaft" sind. Das ist kein Nachteil.

Ein rein-deutsches Finale ist in der Europacupgeschichte nicht ohne Beispiel, weil Eintracht Frankfurt 1980 den UEFA Cup überraschend gegen Borussia Mönchengladbach gewann, nachdem es sogar ein rein deutsches Halbfinale gegeben hatte, in dem Bayern München und der VfB Stuttgart ausgeschieden waren. Überhaupt war die Europa League mit ihren Vorgängerwettbewerben UEFA Cup und Messepokal (der von der UEFA nicht offiziell anerkannt wird) prädestiniert für Finals zweier Teams aus einem Land, wenn immer eine Liga in der Breite besonders stark war. Im Messepokal hießen solche Endspiele etwa Barcelona - Valencia (1962), Real Zaragoza - Valencia (1964 in Barcelona), Barcelona - Real Zaragoza (1966).

Gleich das erste UEFA Cup-Finale 1972 bestritten Tottenham Hotspur und die Wolverhampton Wanderers. Die 1990er Jahre waren das große Jahrzehnt der damals besten Liga der Welt, der Serie A, was sich in vier rein italienischen Finals widerspiegelte: 1990 spielte Fiorentina gegen Juventus, 1991 Inter gegen die Roma, 1995 Juventus gegen Parma, 1998 Inter gegen Lazio in Paris. Schließlich spielte 2007 Espanyol gegen Sevilla in Glasgow und 2012 in Bukarest Athletic Bilbao gegen Atlético Madrid.

Nordderby, Schmordderby: Wenn deutsche Duelle weh tun

Zugegeben: Manchmal möchte man im Europacup spielen, um den Glamour ungewohnter Duelle mit internationalen großen Namen zu erleben. So gesehen war es eine große Enttäuschung für Hannover 96, nach seinem Pokalsieg als Zweitligist 1992 in der ersten Runde des Pokalsiegerwettbewerbs ausgerechnet auf Werder Bremen zu treffen. Die Mannschaft von Otto Rehhagel war als Titelverteidiger im Feld, in dem eigentlich nur ein Club je Verband vertreten war. Prompt schieden die Roten in diesem traurigen Nordderby aus und mussten fast 20 Jahre warten, bis sie wieder in Europa vertreten waren.

2013 aber kann eigentlich niemand unglücklich darüber sein, dass Bayern München und Borussia Dortmund im Finale von Wembley stehen. Nun gibt es vereinzelte Stimmen, die die große Rivalität, die sich zwischen dem BVB und dem FC Bayern gerade entwickelt, beklagen. Was für ein Unsinn! Beim Wiegen vor jedem Boxkampf gibt es mehr Exzesse als neulich zwischen Jürgen Klopp und Matthias Sammer an der Seitenlinie. Wie beim Boxen ist es auch nicht einmal wichtig, ob die dabei zur Schau gestellten Emotionen authentisch oder Teil einer Vermarktungsoffensive sind. Es ist einfach gute Unterhaltung.

Für den neutralen Zuschauer, der weder Bayern noch Dortmund anhängt (und die Redaktion von sportal.de besteht entgegen der Meinung einiger User zum überwiegenden Teil aus genau solchen), ist es auch toll, ein so wichtiges Fußballspiel mit deutscher Beteiligung sehen zu können, ohne dabei am Fernseher den Ton ausschalten zu müssen, weil einem die einseitige Berichterstattung den Spaß am Sport vergällt.

Marcel Reif 1997, Marcel Reif 2013: Wurde er zwischendurch von Aliens entführt?

Wer das nicht versteht, oder wer lieber die in Deutschland nicht auszurottende Meinung vertritt, "in anderen Ländern" seien die Kommentatoren "viel patriotischer als bei uns", der vergleiche einmal, wenn er zufällig 180 Minuten Zeit findet, den Kommentar von Marcel Reif im Champions League-Finale 1997 zwischen Juventus und dem BVB mit dem Kommentar Reifs aus dem Viertelfinalhinspiel 2013 zwischen Bayern und Juve. Das erste ist angenehme, ausgewogene Berichterstattung, bei der sich Reif zwar spürbar über den Dortmunder Erfolg freut, aber zugleich mehrfach betont, er habe natürlich "keine schwarz-gelbe Brille auf", seine Objektivität also herausstreicht und vor allem niemals den Respekt vor dem Gegner verliert. Der Reif Modell 2013 hingegen braust bei jedem zweiten Zweikampf auf und findet stets, der Schiedsrichter müsse härter gegen die nichtdeutsche Mannschaft durchgreifen.

Und wer noch mehr Zeit hat und der Sache auf den Grund gehen möchte, der versuche einmal, Zugang zu einer Aufzeichnung von noch früher zu bekommen und höre sich an, wie etwa Ernst Huberty einst Europacupspiele kommentierte. Wie passt diese Klage zusammen mit den von Klopp und Sammer gezeigten Emotionen? Sind Emotionen nun gut oder schlecht? Kommt drauf an.

Emotionen von Spielern, Trainern und Fans sind grundsätzlich erstmal Teil des Spiels und machen seine Attraktivität mit aus, solange sie nicht in Gewalt oder schlimme Beleididungen ausarten, versteht sich. Das heißt aber nicht, dass diese Emotionen vom Fernsehen oder anderen Medien "transportiert" werden müssen. Seit Anfang der 1990er Jahre hat sich in Deutschland allerdings eine andere Denkschule durchgesetzt. Die Macher der Sat.1-Bundesligasendung Ran glaubten 1992, sich vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen abgrenzen zu müssen, indem sie einen "emotionaleren" Zugang zum Fußball propagierten. Dabei vollzogen sie nur einen Trend, der in ARD und ZDF auch schon begonnen hatte, wie etwa Heribert Faßbenders Ausfälle im WM-Spiel Deutschland - Niederlande 1990 gezeigt hatten.

Das "Hattrick 2. Liga"-Trinkspiel

Damit soll hier keineswegs kulturpessimistisch eine generelle Tendenz behauptet werden, nachdem die Berichterstattung über Fußball "immer schlechter" werde. Es gab immer positive und negative Beispiele im deutschen Fernsehen. Aber die Kombination der Aufladung jedes noch so unbedeutenden Fußballspiels mit "Emotionen" (man spiele einmal das Trinkspiel, die Sport 1-Sendung "Hattrick 2. Liga" zu sehen und jedes Mal, wenn in einem Zweitligaspiel "eine Menge Emotion drin" ist, einen Korn zu kippen) macht es offensichtlich schwerer, bei internationalen Spielen der Versuchung zu widerstehen, sich als Fan statt als distanzierter Beobachter zu gerieren.

Denn eine zentrale Konvention der Rezeption von Sport in Deutschland besteht darin, dass internationale Sportereignisse grundsätzlich als Duell deutscher Sportler mit dem Ausland begriffen werden, wobei angenommen wird, dass alle Zuschauer in Deutschland für die deutschen Sportler und gegen die Ausländer sind. Das gilt für Olympische Spiele ohnehin, aber auch für jeden Wintersportweltcupwettbewerb ("wir hoffen natürlich alle, dass X diesen Rückstand noch aufholen kann"). Es gilt aber auch für den Europapokal, in dem es in Deutschland als Standard angenommen wird, dass alle Zuschauer vor dem Fernseher der Bundesligamannschaft die Daumen drücken. Als Grund dafür wird auch in Fanforen oft "die Fünfjahreswertung" herangezogen, was aber auch nur eine Rationalisierung der Sympathiereihenfolge "erst kommt mein Club, dann kommen alle anderen deutschen Clubs, und dann kommen alle ausländischen Clubs" ist.

Als Entgegnung auf diese Beobachtung höre ich oft, das sei ja in Deutschland noch relativ harmlos. Stimmt insofern, als es nicht gemeingefährlich ist und nicht die Wiederkehr des Dritten Reichs ankündigt. Man könnte sogar sagen, dass es ja gut sei, wenn Deutsche ihren Patriotismus im Sport auslebten und nicht in Welteroberungsplänen. Ich sage auch gar nicht, dass es total schlimm ist. Es nervt mich einfach. Und es stimmt auch nicht, dass das woanders "noch viel schlimmer" sei. Im Gegenteil: Zumindest, wenn es um Europapokalwettbewerbe geht, ist die Tatsache, dass man als Dortmunder in der Champions League für Schalke ist oder als HSV-Fan Werder Bremen in der Europa League die Daumen drückt, eher eine internationale Anomalie.

Die Feinde meines Feindes sind meine Freunde

Wenn Real Madrid in der Champions League spielt, jubelt man in den Tapasbars von Barcelona den Weißen, die man sonst verabscheut, nicht auf einmal frenetisch zu. Man ist immer für den jeweiligen Gegner. Und wem das deshalb nichts gilt, weil die Katalanen "eine eigene Nation" seien, den weise ich auf die Rivalität zwischen, sagen wir, Arsenal und Tottenham Hotspur hin. Wenn Arsenal in der Champions League spielt, dann sind mindestens 90 Prozent der Spurs-Fans immer für den Gegner der Gunners. Das gehört untrennbar zur Identität dieser Anhänger dazu. Je nachdem, wie sehr andere Premier League-Clubs gehasst werden, mag dieser Anteil in anderen Fällen sinken. Aber das hängt eben von vielen Faktoren ab.

Als Felix Magath vor einem HSV-Europacupauftritt in Italien von Inter-Fans einen Pokal überreicht bekam, um ihm für sein Siegtor gegen Juventus im Europacupfinale 1983 zu danken, mochte er sich darüber gar nicht freuen, so absurd erschien ihm diese Ehrung, und so unverständlich fand er es, dass diese Tifosi nicht "ihrer eigenen Mannschaft" die Treue gehalten hatten. Nur, dass Juventus für Inter-Fans halt nicht "ihre eigene Mannschaft" ist.

Was das alles mit dem anstehenden deutsch-deutschen Finale zu tun hat? Nach dem Mario Götze-Transfer und den letzten drei Jahren Rivalität zwischen Dortmund und München ist es klar, dass es große Brisanz in diesem Spiel gibt, wenn sich beide Kontrahenten nun nicht nur auf nationaler, sondern auf europäischer Ebene messen. Marcel Reif wird auf Sky einmal mehr das Spiel kommentieren. Er wird diese Aufgabe wohl so angehen, wie er auch jedes Bundesligaspiel kommentiert: mit zumindest formaler Neutralität. Und außer Norbert Dickel werden das auch die meisten anderen Journalisten so tun. Es wird um Fußball gehen, und um die Aufgabe eines Redakteurs, von diesem wunderbaren Sport zu berichten. Die Emotionen rund um das Spiel gibt es ohnehin, und das ist wie gesagt auch gut so. Sie können von den Beteiligten im Stadion und zu Hause ausgelebt werden. Dafür brauchen sie niemanden, der ihnen sagt, für wen sie sein sollten. Das können sie von alleine.

Und falls Sie, lieber Leser, das alles ganz anders sehen; falls Sie der Meinung sind, sie wollten aber bei jedem Europacupspiel immer für die deutsche Mannschaft sein, ob "wegen der Fünfjahreswertung", aus allgemeinem Patriotismus heraus, weil das alle Ihre Freunde auch so machen, oder weil es sich für Sie einfach so anfühlt. Kein Problem, wir können ja unterschiedlicher Meinung sein. Das ist mein Punkt. Es müssen nicht alle das Gleiche wollen und finden. Dafür ist das deutsch-deutsche Finale ein toller Anlass. Und ab jetzt freue ich mich auf einen großen Fußballabend.