
Bayer Leverkusen siegte bei der TSG Hoffenheim knapp mit 2:1. Nachdem Bayer in Hälfte eins zwei überraschende Tore schoss, versuchte die TSG vor allem in der zweiten Hälfte das Ruder rumzureißen. Doch außer einem Tor von Johnson kam nichts Zählbares bei der Babbel-Elf heraus.
Lediglich einen Sieg aus den letzten sieben Spielen konnte die TSG erringen. Bayer hatte dagegen nur eine der vergangenen neun Partien verloren und stand als Fünfter auf Europacup-Kurs. Neun Duelle gab es bisher zwischen beiden Mannschaften, dabei hat Leverkusen in der Bundesliga sieben Mal gewonnen, nur ein Remis gelang den Hoffenheimern. Lediglich das Pokalmatch im Achtelfinale 2003 ging an den damaligen Regionalligisten.
Verzichten musste 1899-Trainer Markus Babbel überraschend auf seinen Stammkeeper Tim Wiese, der sich beim Abschlusstraining laut TSG-Homepage einen "Teil-Abriss einer Bandstruktur auf der Innenseite des rechten Kniegelenks" zuzog und deswegen voraussichtlich drei Wochen ausfallen wird. Für ihn stand Koen Casteels im Kasten. Nach dem Spiel gab Babbel bei SKY jedoch bekannt, dass er auch bei einem "fitten" Wiese einen Torwartwechsel vollzogen hätte.
Auf Seiten der Leverkusener verblieben im Vergleich zum Ausflug in die Ost-Ukraine beim Spiel in der Europa League gegen Metalist Kharkiv nur Bernd Leno, Philipp Wollscheid und Stefan Reinartz in der ersten Elf.
TSG Hoffenheim beginnt stark
Hoffenheim begann zunächst griffig und setzte die Leverkusener von Anfang an unter Druck. Das Pressing zeigte Wirkung und Bayer kam kaum zur Entfaltung. Matthieu Delpierre holte sich gleich nach zehn Minuten die Gelbe Karte ab, nachdem er Stefan Kießling in die Achillessehe trat.
Nur eine Minute später war es Hoffenheims Brasilianer Roberto Firmino, der die erste Chance für die Babbel-Elf haben sollte. Gleich vier Leverkusener ließ er ins Leere laufen, doch bei seinem Abschluss aus zwanzig Metern fehlte ihm die Kraft. Leverkusen fand bis dato kaum statt, bekam dann jedoch einen fragwürdigen Freistoß an der Strafraumgrenze.
Marvin Compper stieß Stefan Kießling leicht weg. Der anschließende Ball in den Sechzehner konnte zunächst geklärt werden, aber Stefan Reinartz und Simon Rolfes, der sich leicht im Abseits befand, brachten den Ball jeweils per Kopfball zu Lars Bender, der aus acht Metern flach ins Tor schoss. Es war sein erster Saisontreffer.
Hoffenheim zeigt sich unbeeindruckt
Doch Hoffenheim war nicht geschockt ob der eiskalten Chancenauswertung von Bayer. Joselu kam einen Schritt zu spät (18.), Firmino konnte nach einer feinen Freistoßvariante den Ball nicht richtig mitnehmen (27.). Kurze Zeit später war es erneut Firmino, der in der ersten Hälfte beste Hoffenheimer, der aus zwanzig Metern mit links an dem Querbalken scheiterte.
Leno wäre bei dem 20-Meter-Schuss ohne Chance gewesen. Nach einer Kopfballmöglichkeit von Delpierre nur kurze Zeit später stach Leverkusen dann aber erneut zu. Daniel Carvajal spielte erst mit Bender - dann auch nochmal mit Schürrle - einen Doppelpass und stand am Ende alleine vor TSG-Schlussmann Casteels. Mit einer Körpertäuschung ließ Carvajal den Keeper ins Leere springen und schloss überlegt zum äußerst glücklichen 2:0 ab.
Die TSG wurde für ihre Mühe nicht belohnt. Kurz vor der Hälfte scheiterte Salihovic mit einem Freistoß an Leno, der den Ball aus dem rechten oberen Eck holte.
Eren Derdiyok trifft auf alte Bekannte
Zur zweiten Hälfte kamen dann mit Eren Derdiyok und Sven Schipplock zwei neue Angreifer für die enttäuschenden Joselu und Startelf-Debütant Vincenzo Grifo. Gerade für Derdiyok war es ein besonderer Einsatz. Drei Jahre schnürte er die Fußballschuhe für die Bayerkraft, schoss in 90 Spielen 25 Tore. Und es dauerte nur zwei Minuten, bis sich der Schweizer zeigen konnte.
Eine Flanke von Kevin Volland setzte er mit einem Hacken-Kick neben das Tor von Leno. Es war der Auftakt für eine starke Hoffenheimer Halbzeit, die wie schon in der ersten Hälfte die klar besseren Torchancen und Spielanteile hatten. Und irgendwann trug die Arbeit der TSG endlich Früchte. In der 59. Minute flankte Firmino, immer noch bester Mann auf dem Feld, in die Mitte, Volland verlängerte zunächst per Kopf, Fabian Johnson war ungedeckt, nahm den Ball an, zog nach innen und knallte das Leder mit Hilfe von Vollands Rücken in die Mitte des Tores.
Der völlig verdiente Anschlusstreffer für die Kraichgauer, die nun noch mehr investierten. Nur fünf Minuten später scheiterte Schipplock mit einem Volleyschuss. Leverkusen fand bis dato kaum statt, hatten dann aber seine größte Chance. Einen Freistoß aus 25 Metern setzte Schürrle mit einem "Knuckleball" an die Latte.
Das Leder flog, ähnlich wie es Cristiano Ronaldo oft zeigt, ohne Rotation an den Querbalken vom TSG-Tor. Nur eine Minute später versuchte sich auch Gonzalo Castro. Der Deutsch-Spanier probierte es mit der traditionellen Variante und legte den Ball aufs Außennetz. Ihn ersetzte kurz darauf Jens Hegeler.
Markus Babbel weiter unter Druck
Zu dem Zeitpunkt lag das Torschussverhältnis bei 19:7 für die TSG, die in der 73. Minute dann die größte Möglichkeit vergab. Firmino tanzte Simon Rolfes auf, spielte in die Gasse zu Schipplock, der unüberlegt und viel zu überhastet den Ball in die dünn besetzte Tribüne schoss. Kurz vor Ende versuchten es die Mannen von Trainer Babbel noch mit dem Mute der Verzweiflung und Takashi Usami, dessen Flanke jedoch keinen Abnehmer fand.
Leverkusen brachte den knappen Sieg ins Ziel und zeigte mit einer dürftigen aber abgezockten Leistung, dass mit ihnen weiter zu rechnen ist. Leverkusen ist nun punktgleich mit Schalke und Frankfurt auf Platz fünf. Die Hoffenheimer stagnieren mit der siebten Saisonpleite auf Platz 16 und müssen am Mittwoch in Nürnberg dringend punkten.
Vor allem Trainer Babbel steht nach der erneuten Pleite weiter unter Druck. Manager Andreas Müller sagte nach dem Spiel im SKY-Interview, dass nicht über Babbel sondern nur mit Babbel über die Leistung gesprochen werden muss. Der Trainer legt indes seine volle Konzentration auf die kommenden Partien, weiß aber auch, wie "das Geschäft läuft".