
Nach der neuerlichen Achterbahnfahrt der Gefühle musste Rudi Völler erstmal durchpusten. "Wenn man gewinnt, ist das auszuhalten", kommentierte der Sportchef von Bayer Leverkusen den 4:3 (0:0)-Sieg im Bundesliga-Thriller gegen den VfB Stuttgart. Wie schon vier Tage zuvor gegen den AS Rom in der Champions League (4:4 nach 2:4) zeigte der Werksklub wieder große Moral und ließ sich auch von einem 0:2- bzw. 1:3-Rückstand gegen die Schwaben nicht entmutigen.
"Wenn man eine solche Leistung wie am Dienstag heute nochmal wiederholen kann, ist das einfach toll", sinnierte Völler nach dem offenen Schlagabtausch der beiden Teams mit sechs Toren innerhalb von 21 Minuten in der zweiten Halbzeit und dem "lucky punch" der Rheinländer durch den starken Admir Mehmedi (89.) zum Endstand. "Wir haben immer an uns geglaubt", konstatierte der Ex-Freiburger, der diesmal von Anfang spielen durfte, und unterstrich die Charakterstärke der Hausherren, denen der erfolgreiche Kraftakt in der Königsklasse am Dienstag offenbar zusätzlich Mumm verliehen hatte.
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Und Bayer-Trainer Roger Schmidt bewies einmal mehr ein glückliches Händchen. Mit der Einwechselung von Nationalspieler Karim Bellarabi in der 57. Minute leitete er die Wende ein. Nur 38 Sekunden später war dieser zum 1:2 erfolgreich und leitete die Aufholjagd der Leverkusener ein. "Ich wollte frischen Wind reinbringen, den die Mannschaft gut gebrauchen konnte", kommentierte Bellarabi die neuerliche Bayer-Tor-Gala. Martin Harnik (50.) und der von Leverkusen umworbene Daniel Didavi (54.) hatten die Schwaben 2:0 in Führung geschossen. Bellarabis Anschlusstor beantwortete Lukas Rupp (60.) mit dem 3:1, doch Bayer ließ sich fortan vom VfB, bei dem die Kräfte am Ende immer mehr nachließen, nicht mehr aufhalten. Vor 30.210 Zuschauern in der ausverkauften BayArena sorgten Sebastian Boenisch (70.) und Javier Chicharito Hernandez (71.) per Doppelschlag für den Ausgleich, ehe Mehmedis große Stunde schlug.
Bayer-Offensive macht den Unterschied
"Es war ein traumhaft schönes Spiel und ein Wechselbad der Gefühle", kommentierte Bayer-Coach Roger Schmidt, "wir sind vor anderthalb Jahren angetreten, anders spielen zu wollen. Ein 4:3 ist mir allemal lieber als ein 1:0, wenn man sich hinten reinstellt und einen Konter abschließt. Damit kann ich nichts anfangen." Vergessen ist nach dem Heimerfolg gegen den VfB auch die magere Torausbeute von acht Treffern in den ersten neun Spielen. Bayer schoss sich den Bundesliga-Torfrust gegen Stuttgart förmlich von der Seele, nachdem schon am Dienstag gegen die Roma ein Offensiv-Spektakel geboten wurde.
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Hier sah auch VfB-Trainer Alexander Zorniger den entscheidenden Unterschied: "Wir waren 90 Minuten eine gleichwertige Mannschaft. Aber gegen diese Offensiv-Power ist es schwer. Das ist einfach ein anderes Level." Ärgerlich war, dass das 3:4 quasi aus einem Konter kurz vor Spielende resultierte. Und wieder einmal ging Stuttgart die Luft. "Mir tut die Mannschaft extrem leid, es ist immer das gleiche Kino, der gleich Film", so Zorniger und hofft auf entsprechende Lerneffekt bei seinen Schützlingen: "Dennoch war es ein tolles Spiel gegen einen Champions-League-Verein."