
In letzter Sekunde hat Hannover 96 auch Werder Bremen schocken können. 3:2 hieß es am Ende des Duells der Norddeutschen. Zum Helden wurde der zweifache Torschütze Szabolcs Huszti, der von Schiedsrichter Deniz Aytekin aber auch die Gelb-Rote Karte sah.
Auch die erste Gelbe Karte hatte Huszti im Zuge seines Treffers kassiert: Zunächst bedachte ihn Aytekin mit einer Verwarnung wegen Trikotausziehens. Als sich die Triumphfeiern Husztis für den Geschmack des Unparteiischen zu lange hinzogen, sammelte Huszti eine wohl einmalige Hinausstellung, ohne dass es zwischen den beiden Karten zur Ballberührung gekommen war.
Die Szene sei "regelgerecht interpretiert worden", sagte Trainer Mirko Slomka. "Ich denke, dass Szabi die Regel gar nicht kennt." Aytekin kannte sie, ihm blieb keine andere Wahl: "Das tut einem selbst fast schon weh", sagte der Referee. "Ich musste das als Exekutive durchziehen."
Andreasen trifft schon wieder für Hannover
Hannover feierte den Heimsieg vor 49.000 Zuschauern nach den Toren von Szabolcs Huszti (7./92.) und Leon Andreasen (10.). Die Bremer, die in ihrem vierten Pflichtspiel der neuen Spielzeit bereits die dritte Niederlage kassierten, kamen nur zu Treffern von Aaron Hunt (26./Handelfmeter) und Kevin de Bruyne (74.).
Die Partie hielt, was die Statistik versprochen hatte, und bot gute Unterhaltung mit mehreren Toren. Seit dem Wiederaufstieg der Niedersachsen 2002 gab es in der AWD-Arena gegen Werder immer ein Spektakel mit durchschnittlich fünf Treffern pro Spiel. Beide Teams suchten auch dieses Mal den Weg nach vorne und boten ein packendes Derby mit vielen Emotionen.
Hannover geht durch Huszti in Führung
Die allein in der Europa-League-Qualifikation bereits viermal siegreichen Gastgeber konnten ihren Traumstart nicht nutzen. Durch Husztis direkten Freistoß, den er gekonnt über die Mauer zirkelte, und Andreasens Kopfball nach Flanke des umtriebigen Ungarn schien Hannover bereits frühzeitig als der sichere Sieger festzustehen. Doch Werder kam zurück und war nahe am Punktgewinn.
Die kurz geschockt wirkenden Bremer, bei denen kurzfristig Innenverteidiger Sebastian Prödl durch Assani Lukimya ersetzt werden mussten, kämpften sich wieder ins Spiel. Und sie nutzten den umstrittenen Elfmeter, als Mario Eggimann der Ball an die ausgestreckte Hand sprang: Hunt verwandelte - im Gegensatz zum Derby-Sieg gegen den Hamburger SV - den freien Schuss aus elf Metern im ersten Versuch zum Anschlusstreffer.
Werder dominiert in Halbzeit zwei
Die Hannoveraner, ohne den ehemaligen Bremer Christian Schulz sowie Christian Pander und Stürmer Mame Diouf, hatten es versäumt ihre Führung auszubauen. Sie fanden erst ganz zum Schluss wieder zu dem schnellen Spiel, mit dem sie Werder anfangs auseinandergenommen hatten.
Der Ausgleich wäre daher früher möglich gewesen. Werder dominierte das Spiel vor allem in der zweiten Halbzeit, drückte die Gastgeber in deren Hälfte. Spielerisch war wie schon in den beiden vorherigen Ligapartien ein deutliche Steigerung zur Vorsaison zu erkennen. Chancen durch Hunt (38.) und Marko Arnautovic (51.) blieben indes ungenutzt. Werder-Trainer Thomas Schaaf setzte in der Schlussphase auf neue Impulse, bescherte Joseph Akpala im Austausch für Niels Petersen das Bundesliga-Debüt in der 79. Minute. Der von Chelsea ausgeliehene de Bruyne schoss nur vier Minuten später einen Pass von Eljero Elia aus knapp zwölf Metern zum 2:2 ein.
Doch den Schlusspunkt setzte wieder Hannover: Huszti traf mit einem herrlichen Seitfallzieher zum umjubelten Sieg der Gastgeber, der die Bremer schockte und beim dem Schiedsrichter Aytekin letztlich das fehlende Fingerspitzengefühl erneut bewies, hatte er doch zuvor Werder ein Tor verweigert - auch wenn die Gelbe und die folgenden Gelb-Rote Karte regelkonform war.