
In einem nicht immer hochklassigem, aber dafür aufregenden und kämpferisch geführten Nordderby hatten die Gastgeber aus Hamburg die Nase vorn. Der HSV erzielte nach frühem Rückstand drei Tore in Folge.
3:2 (1:1) hieß es am Ende zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen. Assani Lukimya markierte vor 55.000 Zuschauer in der Imtech Arena das 1:0 (9. Minute) für die Gäste, Heung Ming Son (23.) konnte jedoch ausgleichen. Nach der Pause erhöhten Dennis Aogo (46.), mit seinem ersten Bundesliga-Tor, und Artjoms Rudnevs (52.) für die Hamburger. Den letzten Treffer setzte Werders Sokratis (54.). Bei den Bremern sahen zudem Clemens Fritz (80.) und Marko Arnautovic (90.) die Gelb-Rote Karte.
Bei Werder saß mit Arnautovic der gefährlichste Mann verletzungsbedingt erstmal nur auf der Bank. Aaron Hunt wurde nicht rechtzeitig fit. Auf der Zehner-Position gab Mehmet Ekici sein Debüt in der Startelf. Für Prödl, Hunt (muskuläre Probleme) sowie Elia dürfen Lukimya, Ignjovski und Ekici ran. Eljero Elia saß zum ersten Mal in dieser Saison nur auf der Bank. Thomas Schaaf feierte übrigens ein Jubiläum: Das 50. Spiel für ihn gegen den HSV. 32 als Trainer, 18 als Spieler.
Bei den Hamburgern ging es in der Startelf weniger turbulent zu. Jeffrey Bruma ersetzte den verletzten Michael Mancienne in der Innenverteidigung. Per Skjelbred spielte auf rechts, Anstelle von Tolgay Arslan.
Werder Bremen trifft auf Uwe-Seeler-Art
Die Anfangsphase begann schwungvoll und vielversprechend. Die beste Chance gab es für die Gäste durch Zlatko Junuzovic, stellte Rene Adler aber erstmal vor keine größeren Probleme. Eine Riesenmöglichkeit folgte in der 6. Minute für Artjom Rudnevs. Der Lette verpasste in einschussbereiter Position den von links scharf geflankten Ball nur knapp. Ekici spielte auffällig, prüfte Adler mit einem Schuss aus 18 Metern.
Assani Lukimya tauchte in der neunten Minute im Strafraum der Hamburger auf. Nach einer Flanke von Aleksandar Ignjovski aus dem rechten Halbfeld setzte sich der Deutsch-Kongolese im Kopfballduell mit Bruma durch und köpfte ansehnlich mit dem Rücken zum Tor in Uwe-Seeler-Manier, den Ball unhaltbar an die Innenseite des langen Pfostens. Adler reckte und strecke sich, konnte das Gegentor jedoch nicht vermeiden. Der Szene vorausgegangen war ein Eckball der Bremer.
Van der Vaart abgemeldet
Rafael van der Vaart fand in der ersten Hälfte kaum ins Spiel. Er wurde von Werder-Kapitän Clemens Fritz durchgehend beschattet und konnte in Konsequenz nur wenige Akzente setzen. Er hatte in der ersten Hälfte nur eine gefährliche Aktion, als er den Ball ansehnlich per Volley über das Werder-Gehäuse schoss, allerdings musste er sich auch viel mit Sokratis und Ignjovski rumplagen.
Nach einem langen Ball von Mittelfeld-Strippenzieher Milan Badelj in der 23. Minute setzte sich Heung-Min Son links außen gegen Theodor Gebre Selassie durch und zimmerte den Ball aus spitzem Winkel oben ins rechte Eck: Schwierig, aber nicht unhaltbar für Sebastian Mielitz.
Aogo mit seinem ersten Tor für den HSV
Das Tor, anders als letztes Wochenende in Nürnberg, tat den Hamburgern richtig gut, gab ihnen Selbstbewusstsein. Hamburg kontrollierte von da an das Spiel mehr und mehr und trat aggressiver und zweikampfstärker auf. Es gab Nickligkeiten, aber keine harten Fouls in Hälfte eins. Die Gäste aus Bremen konnten immer wieder Nadelstiche setzen, Kevin de Bruyne und Ekici kamen dabei dem wiederholten Führungstreffer am nächsten.
Gerade einmal 20 Sekunden waren in der zweiten Hälfte gespielt, da zappelte der Ball im Bremer Netz. Heiko Westermann schlug einen weiten Ball auf Dennis Diekmeier, dessen Flanke sorgte für Chaos in der Bremer Abwehr, Aogo kam plötzlich an das Leder und konnte aus kürzester Distanz mit rechts schießen. Lange hatte der Linksverteidiger auf sein erstes Bundesliga-Tor für Hamburg warten müssen, spielt er doch für die Rothosen seit 2008. Ein kontroverses Tor, da Aogo sich den Ball entweder mit Arm oder Schulter vorgelegt hatte.
Rudnevs knipst, Sokratis düpiert Adler
Für Bremen kam es sogar noch dicker: In der 52. Minute dampfte der aufblühende Aogo die linke Außenbahn entlang, bekam das Spielgerät und flankte auf Rudnevs, der aus fünf Metern zum 3:1 aus abseitsverdächtiger Position traf. Er war gerade so noch auf gleicher Höhe.
Keine Minute später folgte der Bremer Anschlusstreffer durch Sokratis, der frei an der Strafraumgrenze zum Schuss kommen konnte. Den langsam und unplatziert geschossenen, aber vermutlicher Weise leicht abgefälschten Ball ließ Adler zwischen Arm und Körper passieren. Ein grober Schnitzer des in dieser Saison herausragend haltenden Torhüters.
Fünf Tore im Nordderby, dabei waren erst 54 Minuten gespielt. Gute Chancen folgten auf beiden Seiten in keinem hochklassigen, aber dafür temporeichen, torreichen und aufregenden Spiel. Nach dem Anschlusstreffer wurden die Gäste immer gefährlicher. De Bruyne schien dem Ausgleichstreffer am nächsten zu sein.
Zwei Bremer gehen vorzeitig duschen
Das Spiel fand immer mehr zur Ruhe, nur noch zwei Platzverweise stachen heraus bei einer dahinplätschernden Partie. Kapitän Clemens Fritz bekam die Gelb-Rote Karte gezeigt, eine korrekte Entscheidung. Der eingewechselte Arnautovic hatte seine auffälligste Szene, als er eine Gelb-Rote Karte innerhalb von zehn Sekunden sah. Erst spielte er Foul, dann täuschte er vor, Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer mit dem Ball anschießen zu wollen. Eine äußerst harte Entscheidung Kinhöfers, der kurz darauf das Derby abpfiff.