
Der FC Bayern rollt, anders als in der Vorsaison, über alle Gegner hinweg. Nur eins hat sich nicht geändert: Der Magier Lucien Favre hat das Geheimrezept gegen die Münchner entwickelt und bleibt nach dem 1:1 am letzten Vorrundenspieltag in nun vier Spielen gegen den FCB ungeschlagen.
Jupp Heynckes reagierte auf die erste nicht-englische Woche seines Teams seit November (für die Nationalspieler sogar seit Mitte Oktober), indem er die gleiche Startelf aufbot wie vor einer Woche in Augsburg - also auch mit Mario Mandzukic auf dem Platz und Mario Gomez auf der Bank. Diese Chance hatte Gegenüber Lucien Favre schon deshalb nicht, weil Alvaro Domínguez gelbgesperrt war und durch Roel Brouwers ersetzt werden musste. Aber auch aus taktischen Gründen schraubte der Coach an seiner Formation. Igor de Camargo und Lukas Rupp mussten auf die Bank, Mike Hanke und Tolga Cigerci kamen neu ins Team.
Wie aber gelang es der Borussia, gegen den FC Bayern im vierten Spiel in Folge ungeschlagen zu bleiben? Lucien Favre setzte erneut nicht gerade auf Ballbesitz, was angesichts seiner erfolgreichen Bilanz gegen die Münchner auch nur folgerichtig war. Bei Bayern-Ballbesitz arbeitete gerade Mike Hanke, der sicher deswegen den Vorzug erhalten hatte, vorbildlich gegen den Ball mit, die Fohlentaktik glich dann einem 4-1-5-0.
Das führte keineswegs dazu, dass Bayern keine Chancen gehabt hätte, und erst recht nicht dazu, dass Gladbach eigene Gelegenheiten herausgespielt hätte. Einen Abschluss aus dem Spiel heraus gab es vor der Pause nicht für die Gäste. Musste es aber auch nicht, denn nachdem Jerome Boateng eine Flanke von Cigerci mit dem Arm gestoppt hatte, zeigte Schiedsrichter Tobias Welz nachvollziehbarer Weise auf den Elfmeterpunkt. Thorben Marx verwandelte ganz sicher in die rechte Ecke. Da waren 20 Minuten gespielt.
Martínez früh verletzt raus
Kurz darauf verletzte sich Javi Martínez anscheinend in einem Luftduell mit Martin Stranzl im Gesicht. Nach einigen Minuten Behandlungspause war klar, dass der Spanier nicht weiterspielen konnte. Heynckes hatte sich seine Reaktion bis zum fälligen Wechsel offen gehalten und sowohl Anatoliy Tymoshchuk als auch Xherdan Shaqiri zum Warmmachen geschickt. Er entschied sich angesichts des Rückstands für die offensivere Variante und brachte Shaqiri. Er sollte es nicht bereuen.
Bis dahin war es den Münchnern relativ schwer gefallen, das Spiel so schnell zu machen, dass große Chancen daraus resultierten. Die besten Chancen waren vor der Pause tatsächlich aus Standards entsprungen, ein Kopfball von Dante nach Ecke knapp über die Latte war das Gefährlichste, was Bayern auf das Tor von Marc-André ter Stegen brachte.
Dieser Ter Stegen wuchs in der zweiten Spielhälfte endlich einmal wieder über sich hinaus und zeigte gleich drei tolle Paraden, bei denen er abtauchte und mit der Hand parierte wie in einem Lehrvideo. Die erste dieser Szenen vereitelte den Ausgleich kurz nach der Pause, nach einem schönen Angriff über Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Mario Mandzukic und Thomas Müller kam der Ball wieder zu Schweinsteiger, der einen eigentlich perfekten Linksschuss aus zehn Metern abgab. Nur, weil Ter Stegen den Begriff "Teufelskerl" entstaubte, war diese Szene nicht das 1:1.
Gomez drin: Tor
Das fiel dann, wie mehrmals in den letzten Wochen, kurz nach der Einwechslung von Mario Gomez. Diesmal hatte Gomez selbst aber nichts damit zu tun, sondern Shaqiri, der nach einem Fehlpass von Marx mit einem schönen Schuss in die kurze Ecke aus spitzem Winkel abschloss. Ter Stegen wurde am kurzen Pfosten bezwungen, was bei der kurzen Distanz und dem guten Abschluss aber keinen Vorwurf nach sich ziehen sollte.
Dabei blieb es dann aber, und das, obwohl der Ex-Gladbacher Dante in seinem ersten Spiel gegen die Borussia ein wirklich gutes Spiel zeigte. Bei jeder Ecke wurde der Innenverteidiger gesucht, und fast immer gewann er das Kopfballduell, das daraus resultierte - bis Gladbach konsequent zwei Gegner auf ihn ansetzte. Bei einem der extrem raren Konter der Borussen war es aber auch Dante, der Juan Arango nach großem Sprint ablief.
Nach 90 Minuten war die Borussia hoch zufrieden mit dem Auswärtspunkt, der die Fohlen zwei Punkte hinter Platz drei in die Winterpause gehen lässt (zumindest stellt sich die Tabelle am Freitagabend so dar). Diese Winterpause startet für Bayern erst ein Paar Tage später, nach dem Pokalspiel in Augsburg. Die Tabelle hingegen ist für die Münchner, das muss man so sagen, fast schon egal. Solange sie in der Rückrunde nicht mehr als einmal gegen Favre spielen müssen, ist der Titel sicher.