
Ein Gegentor? Platzverweis für Simon Rolfes? Bayer Leverkusen gab gegen Fortuna Düsseldorf auf beides schnelle Antworten und wähnte sich auf Kurs zu drei sicheren Punkten. Doch dann hätte die Werkself in der Hektik der Nachspielzeit den sicher geglaubten Dreier fast noch verspielt.
Sidney Sam (15.), André Schürrle (42.) und Gonzalo Castro (67.) bei einem Gegentor von Nando Rafael (40.) hatte Bayer Leverkusen auf Kurs zu einem vermeintlich souveränen Sieg im Derby geschossen. Doch wenige Minuten vor dem Ende kam Hektik in der BayArena auf. Düsseldorfs Robbie Kruse hatte aufs Tempo gedrückt, wollte, dass Bayer einen Einwurf schneller ausführt, und warf Hajime Hosogai den Ball zu, der wie vom Blitz getroffen zu Boden ging, Kruse sah Gelb.
Kurz darauf fiel dann Ken Ilsö im Strafraum, forderte einen Strafstoß. Die Pfeife von Schiedrichter Thomas Brych blieb allerdings stumm. Und bevor die Diskussionen aufbranden konnten, fasste sich Adam Bodzek ein Herz, hämmerte einen Gewaltschuss aus der Distanz zum 2:3-Anschlusstreffer ins Tor und brachte endgültig das Feuer in die Partie zurück. Leverkusen kam immer mehr ins Schwimmen und hätte durch den eingewechselten Gerrit Wegkamp in der Nachspielzeit fast noch den Ausgleich kassiert.
Bayer Leverkusen mit souveräner erster Hälfte
Und das in einer Partie, in der Bayer Leverkusen - ohne den verletzten Bernd Leno und den kranken Philipp Wollscheid - von Beginn an eigentlich die Initiative ergriffen und einen wahren Angriffswirbel entfacht hatte. Nachdem Fabian Giefer seine Mannschaft zunächst mit guten Paraden im Spiel gehalten hatte und es schien, als hätte sich die Gäste besser auf Leverkusen eingestellt, schlug Sidney Sam (15.) mit dem 1:0 zu. Kießling hatte einen im Mittelfeld gewonnenen Ball blitzschnell in den Lauf von Sam gespielt, der den herauseilenden Giefer aus vollem Lauf mit einem wunderschönen Heber überwinden konnte.
Bayer Leverkusen attackierte ballführende Düsseldorfer meist mit zwei Mann und ließ den Gegner so zunächst kaum zur Entfaltung kommen, nahm mit zunehmendem Verlauf der ersten Hälfte aber etwas Tempo und Druck heraus. Fortuna bekam dadurch mehr Platz für Konter. Nando Raffael setzte Tobias Levels auf dem rechten Flügel, dessen Flanke Friedrich mit einem riskanten Manöver knapp neben das eigene Tor klären konnte. Dann verhinderte Gonzalo Castro, dass eine Flanke von Robbie Kruse den einschussbereiten Andreas Lambertz erreichte.
Trotzdem blieb Bayer Leverkusen - überlegen bei Ballbesitz, Zweikämpfen und Torschüssen - jederzeit Herr der Lage, glänzte mit präzisen Pässen in die Spitze - wie von Sam auf Schürrle, dessen kraftvollen Schuss Giefer mit den Fingerspitzen gerade noch an die Querlatte hatte lenken können. Sogar als Fortuna Düsseldorf nach einer unberechtigten Ecke durch Rafaels Kopfball (40.), den Ömer Toprak unglücklich abgefälscht hatte, zum 1:1 gekommen war, rückte Bayer Leverkusen auch dank seiner individuellen Klasse die Verhältnisse schnell wieder grade. Schürrle (42.) schloss eine Einzelaktion eiskalt zur völlig verdienten 2:1-Pausenführung ab.
Simon Rolfes sieht nach 75 Sekunden Rot
Den zweiten Durchgang begann Bayer Leverkusen etwas sorglos, Robbie Kruse durfte weitgehend unbehelligt in den Strafraum gehen, Dani Schahins Abschluss aus spitzem Winkel flog aber nur ans Außennetz. Danach hatte die Werkself aber wieder alles im Griff. Sogar als der 75 Sekunden zuvor für Sam eingewechselte Simon Rolfes nach einem Foulspiel, das sich in der Zeitlupe deutlich harmloser als in Realgeschwindigkeit herausgestellt hatte, vom Platz geflogen war.
Lambertz vertändelte den Ball, die Düsseldorfer Abwehr wirkte indisponiert, Daniel Carvajal bediente Gonzalo Castro, der zum 3:1 einschieben konnte. Kurz darauf hätte er nach tollem Zuspiel von Kießling sogar noch nachlegen können, scheiterte per Flachschuss am aufmerksamen Giefer, der seinem Team somit die hektische Schlussphase überhaupt erst ermöglichte.
Am Ende freute sich Bayer Leverkusen über einen insgesamt verdienten Heimsieg gegen Fortuna Düsseldorf - den ersten seit dem 23. August 1986. Damals hatte Bayer Leverkusen 5:0 gewinnen können. Die Werkself beendete damit eine weitere Negativserie, nachdem sie vor einer Woche nach 23 Jahren endlich wieder einen Auswärtssieg bei Bayern München gefeiert hatten und holte zusammen sechs wichtige Punkte, die ihr den Sprung auf Platz vier in der Tabelle ermöglichte.