Genau 60 Minuten dauerte es, da lag das neue Qualifying-Format der Formel 1 schon in Trümmern. Die Premiere des Ausscheidungsmodus beim Großen Preis von Australien wurde zur Farce, es herrschte Chaos auf der Strecke und in den Boxen, die Piloten beendeten die Jagd nach der Pole vorzeitig.
Am Ende war es ausgerechnet Toto Wolff, der die lange Reihe der Kritiker anführte. "Ich sage ja selbst immer, wir sollen öffentlich nicht schlecht über die Formel 1 reden", sagte der Mercedes-Motorsportchef am Samstag in Melbourne: "Aber ich glaube, das neue Qualifying-Format ist ziemlicher Mist."
Schon nach der ersten Aufführung wollen die meisten prominenten Vertreter der Königsklasse zurück zum alten Modus. Sie fühlten sich bestätigt, denn schon vor dem Saisonauftakt hatten gerade die Fahrer laut ihr Unverständnis über die Maßnahme mitgeteilt.
Bis zum Ende der vergangenen Saison durften alle verbliebenen Piloten den jeweiligen Abschnitt (Q1, Q2, Q3) bis zum Ende bestreiten, erst danach wurde in der Zeitentabelle abgerechnet. Dabei herrschte stets Spannung bis zum Schluss. Nun scheidet nach einer Einrollphase in jedem der drei Abschnitte im 90-Sekunden-Takt der schwächste Fahrer aus.
Auch Vettel dagegen
Doch der Zwang, früh aus der Box zu fahren, lässt vor allem die Reifen früher abbauen. Am Ende tickte die Qualifying-Uhr noch, doch die besten Fahrer waren bereits ihren Autos entstiegen. "Das ist einfach falsch", sagte Vettel: "Am Ende hatten die Leute auf den Tribünen nichts mehr zu sehen."
Die Pressekonferenz der besten drei Piloten des Qualifyings am Samstag stand dann auch unter dem Motto: "Wir haben's euch ja gesagt". Sebastian Vettel saß schon in Jeans auf dem Podium, völlig ungewöhnlich so kurz nach dem Qualifying - aber wie so viele Piloten hatte auch der Ferrari-Fahrer die Zeitenjagd frühzeitig abgebrochen.
"Ich weiß nicht, warum alle so überrascht sind", sagte er: "Wir haben gesagt, dass es so kommt, dass das Format nicht funktioniert." Pole-Setter Lewis Hamilton schlug in die gleiche Kerbe, und sein Mercedes-Teamrivale Nico Rosberg sagte: "Es ist gut, dass die Formel 1 Neues ausprobiert. Aber das ist nicht der richtige Weg."
"Nicht gut für die Formel 1"
Schon die Einführung zwei Wochen vor der Saison hatte für Kopfschütteln gesorgt, im Rahmen der Umsetzung kam es mal wieder zum Streit zwischen Weltverband FIA und Rechteinhaber Bernie Ecclestone. Die Erkenntnisse aus Melbourne machen aus der "Qualifying-Revolution" nun ein ziemlich peinliches Kapitel.
Schon für das kommende Rennen in Bahrain dürfte darüber diskutiert werden, ob wieder der alte Modus zum Einsatz kommt. "Wir müssen das besprechen", sagte Wolff bei Sky Sports. Und Red-Bull-Teamchef Christian Horner entschuldigte sich gar bei den Fans: "Es war gut gemeint, aber es ist schiefgelaufen. Was wir heute gesehen haben, war nicht gut für die Formel 1."