Seltenes Jubiläum für Wladimir Klitschko: Der derzeit beste Schwergewichtsboxer der Welt ist seit Donnerstag (10. April) zehn Jahre unbesiegt und wandelt auf den Spuren von Rekordhalter und Box-Legende Joe Louis.
Der Skandal um seine letzte Niederlage ist noch in bester Erinnerung. Als Wladimir Klitschko am 10. April 2004 in Las Vegas gegen den US-Amerikaner Lamon Brewster nach starkem Beginn plötzlich in der fünften Runde einbrach, machten schnell Gerüchte von K.o.-Tropfen die Runde. Irgendjemand soll sie Klitschko ins Getränk gemischt haben. Selbst das FBI nahm Ermittlungen auf - die am Ende ins Leere liefen.
Bis heute blieb ungeklärt, warum den Ukrainer die Kräfte verließen. Das Ende war erbärmlich. Dr. Steelhammer wurde im Stehen angezählt, kassierte weitere Wirkungstreffern und verlor. In den ersten vier Runden war der Olympiasieger von 1996 der bessere Mann, Brewster musste sogar den ersten Niederschlag als Profi hinnehmen, ehe der mysteriöse Einbruch erfolgte. Klitschko sieht sich noch heute als Opfer illegaler Machenschaften, zumal sein Blutzuckerwert in der Nacht von Las Vegas deutlich erhöht gewesen sein soll.
"Niederlage bis heute rätselhaft"
"Die Umstände der Niederlage sind bis heute rätselhaft", sagte Klitschko jetzt in seinem Tiroler Trainingscamp, in dem er sich auf den WM-Kampf am 27. April gegen den Australier Alex Leapai (22.10 Uhr/RTL) vorbereitet. Aus der Niederlage lernte Klitschko jedoch mehr als aus zehn Siegen. "Den Fight schaue ich mir noch immer gerne an. Das war eine fundamentale Erfahrung für mich, auch wenn ich nicht gewonnen habe", sagte der jüngere der beiden boxenden Brüder.
Im Frühjahr 2004 befand sich der heutige Dominator der Schwergewichts-Szene in einer schweren Krise. Kritiker warfen ihm vor, er sei nicht hart genug und habe ein Glaskinn. Klitschko reagierte verärgert, fand aber die richtigen Schritte aus dem Tief. Der wohl entscheidende war, dass er in Emanuel Steward den besten Box-Coach der Welt engagierte. Seit Steward, der 2012 an einem Darmleiden verstarb, in seiner Ecke stand, gab es keinen Rückschlag mehr.
19 Siege in Folge
19 Mal verließ der Dreifach-Champion seit der legendären Nacht von Mandalay Bay in Vegas das Seilgeviert als Sieger. Seitdem er sich am 22. April 2006 gegen Chris Byrd in Mannheim den WM-Gürtel zurückholte, ist er fast acht Jahre Weltmeister. Die bisherige Bestmarke hält kein geringerer als Max Schmelings zweimaliger Gegner Joe Louis. Der "braune Bomber" aus den USA war von 1937 bis 1949 mit 25 Titelverteidigungen ununterbrochen Weltmeister.Ende des Monats will der Ukrainer einen weiteren Schritt Richtung Joe-Louis-Rekord setzten. In Oberhausen trifft der 38-Jährige in der bereits mit 12.500 Besuchern ausverkauften Arena auf Leapai, den er für keinen kompletten Boxer hält. "Alex Leapai ist ein wilder Schläger und hat von Taktik, Strategie und Technik nur wenig Ahnung. Er hat ungeheure Kraft. Damit ist er erfolgreich geworden", sagte der Titelverteidiger. Damit steht dem nächsten WM-Sieg nichts im Wege.