Wolfgang Niersbach hat sich für den Moment deutlich gegen einen Boykott der WM 2018 in Russland ausgesprochen. "Der Boykott von 1980 hat nichts gebracht", sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes am Dienstag im "Camp Beckenbauer" mit Blick auf die Olympischen Sommerspiele vor 34 Jahren in Moskau: "Es hat nur den Sportlern geschadet."
Damals sei "man der Meinung gewesen, dass der Sport Druck auf die Politik ausüben könne", sagte Niersbach: "Niemand von uns kann das Wort 'Boykott' in den Mund nehmen, und das wird auch von der Politik nicht erwartet."
Der 63-Jährige mahnte, "man muss auch die Grenzen des Sports anerkennen". Der Sport werde im Zuge der Ukraine-Krise mit "Problemen konfrontiert, die er alleine nicht lösen kann. Fußball kann die Welt verändern - aber nie alleine".
Präsidenten-Wahl
Eine endgültige Entscheidung der Europäischen Fußball-Union (UEFA) in der "Blatter-Frage" hat Niersbach bis spätestens Januar 2015 angekündigt und sich damit deutlich zurückhaltender positioniert als UEFA-Präsident Michel Platini (59). Bis Ende des Jahres werden demnach die 54 UEFA-Mitgliedsverbände "den Kurs abstimmen", ob FIFA-Boss Joseph S. Blatter (78) bei der Präsidenten-Wahl des Weltverbandes im Mai noch unterstützt werde."Wir sind uns einig, dass darüber innerhalb der UEFA noch gesprochen wird", sagte Niersbach: "Stichtag ist der 24. Januar 2015 - an dem Tag muss klar sein, welche Kandidaten es gibt". Platini, der selbst am vergangenen Donnerstag seinen Verzicht auf eine Kandidatur gegen Blatter, der in seine fünfte Amtszeit gehen würde, angekündigt hatte, hatte dem Schweizer hingegen bereits deutlich die Unterstützung entzogen.
Eine Kandidatur Platinis hätte Niersbach "im Sinne eines Übergangs" befürwortet, sagte der DFB-Präsident: "Aber das Thema ist vorbei, als Sepp Blatter seine Ankündigung von 2011, nicht mehr anzutreten, revidiert hat - da war dieser vorgesehen, smarte Übergang vorbei."