Bob-Pilotin Anja Schneiderheinze hat im Herbst ihrer Karriere die internationale Elite düpiert und sich mit 37 Jahren erstmals zur Weltmeisterin gekrönt. Deutschlands "Golden Girl" gewann bei der WM in Innsbruck-Igls nach vier Läufen souverän vor Olympiasiegerin Kaillie Humphries (Kanada) und Titelverteidigerin Elana Meyers Taylor (USA). Gemeinsam mit Anschieberin Annika Drazek holte Schneiderheinze damit das erste WM-Gold der deutschen Frauen seit fünf Jahren.
"Weltmeister! Wir sind die Besten in unserer Sportart, die Besten der Welt, das ist Wahnsinn", sagte Schneiderheinze in der ARD und fügte augenzwinkernd an: "Jetzt gehen wir heute zeitig ins Bett und trainieren dann weiter."
Stephanie Schneider (Oberbärenburg) holte mit Lisa Buckwitz als starke Vierte das erhoffte Top-5-Resultat, Mariama Jamanka (Oberhof) reihte sich mit Erline Nolte auf Position sieben ein.
Schneiderheinzes Vorsprung auf Humphries betrug am Ende mehr als drei Zehntel. Der Deutschen gelang damit der größte Erfolg ihrer Pilotinnen-Karriere in einer Saison, die bis vor wenigen Wochen nur Enttäuschungen bereit gehalten hatte. Erst am vergangenen Wochenende in St. Moritz holte die Thüringerin ihren ersten Podestplatz des Winters, zuvor hatten sie kleine Fehler und vor allem der oft unterlegene deutsche Schlitten immer wieder ausgebremst.
Sonntag winkt zweites Gold
Die WM in Igls bot nun jedoch die große Chance für Schneiderheinze. Die nur 1270 Meter lange Strecke liegt ihr, ihre Laufbahn ist eng mit dem Eiskanal am Fuße des Patscherkofel verknüpft. Nach ihrer erfolgreichen ersten Karriere als Anschieberin mit Olympiagold 2006 und dem WM-Titel 2005 bestritt Schneiderheinze hier 2011 ihr erstes Weltcup-Rennen als Pilotin, holte wenige Monate später auch den ersten Sieg - Igls war stets gut zu ihr.
Denn die Olympiabahn von 1976 ist eine Starterstrecke, und die frühere Eisschnellläuferin ist auf den ersten Metern besonders stark. Zudem kann die routinierte Pilotin wieder auf die lange verletzte Drazek bauen, die Schneiderheinze erneut mit Weltklasse-Zeiten in die Eisrinne schob.
Schon am Sonntag (9.30/11.30) winkt nun das zweite deutsche WM-Gold in der zweiten Entscheidung. Im Zweier der Männer greifen Geheimfavorit Johannes Lochner (Stuttgart) und der angeschlagene Titelverteidiger Francesco Friedrich (Oberbärenburg) in den beiden entscheidenden Läufen nach dem Titel. Juniorenweltmeister Lochner liegt mit Anschieber Joshua Bluhm 0,15 Sekunden vor Friedrich mit Thorsten Margis.
"Ich bin sprachlos, das ist der Wahnsinn", sagte der 25-jährige Lochner, Neffe des früheren Zweierbob-Weltmeisters Rudi Lochner, nach zwei Durchgängen: "Die Fahrt war nicht mal optimal, wir haben sogar noch Luft nach oben." Friedrich hatte sich erst vor drei Wochen einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen. "Das war die schwierigste WM-Vorbereitung meiner Karriere", sagte der Sachse, der in Igls seinen dritten Titel in Folge holen könnte.
Übrigen deutschen Fahrer hatten größere Probleme
Der Lette Oskars Melbardis (0,17 Sekunden zurück) liegt knapp hinter dem 25-Jährigen ebenfalls in Schlagdistanz. An die beiden Startbestzeiten von Lochner kam allerdings kein Pilot heran. Der gebürtige Berchtesgadener hatte es im aktuellen Weltcup aufgrund der großen Konkurrenz nicht in den deutschen Kader geschafft, sich aber durch seine Siege vor drei Wochen bei der Junioren-WM in Winterberg im Zweier und Vierer doch noch das Ticket für Igls gesichert.
Die übrigen deutschen Fahrer hatten dagegen größere Probleme. Nico Walther (Oberbärenburg) reihte sich mit Christian Poser auf dem zehnten Rang ein. Vierer-Weltmeister Maximilian Arndt (Oberhof) enttäuschte mit Kevin Kuske auf Position 15.