Drei deutsche Piloten jagen bei der Heim-WM in Winterberg die Krone des Bobsports und arbeiten ein Jahr nach der Olympia-Pleite an einem starken Comeback. Titelverteidiger Maximilian Arndt (Oberhof) belegt nach zwei Läufen im Vierer den zweiten Platz hinter Oskars Melbardis (Lettland), acht Hundertstel trennen den Deutschen vom Sieger des Gesamtweltcups.
"Wir versuchen morgen nicht, nach hinten abzusichern, wir wollen einen raushauen", sagte Arndt, mit Blick auf die Entscheidung am Sonntag: "Wir peilen Gold an und gehen jeden Lauf wie den ersten an."
Auch Zweier-Weltmeister Francesco Friedrich (Oberbärenburg) und Debütant Nico Walther (Riesa) kämpfen auf den Plätzen drei und vier um Medaillen, in den zwei entscheidenden Läufen ist für beide auch der Sieg in der Königsdisziplin theoretisch noch möglich.
"Acht Hundertstel Rückstand sind zwar relativ viel, aber es ist so eng, da kann in einem kurzen Moment viel passieren. Für alle drei Bobs ist es aufholbar. Nach dem dritten Lauf wissen wir, was noch möglich ist", sagte Bundestrainer Christoph Langen im ZDF.
"Das Highlight in diesem Jahr"
Nach Friedrichs Triumph vor einer Woche im kleinen Schlitten ist die Wiederholung des deutschen Doppelsieges von 2013 weiter greifbar, damals hatten Friedrich und Arndt in St. Moritz die Titel gewonnen. "Das bleibt wohl auf ewig der schönste Tag meines Lebens, aber vor heimischem Publikum zu gewinnen wäre auch unglaublich", sagte Arndt.Bei den Frauen waren Anja Schneiderheinze (Erfurt) und Cathleen Martini (Oberbärenburg) bereits zu Silber und Bronze gefahren, gerade vor dem Hintergrund der medaillenlosen Spiele 2014 in Sotschi ist eine erfolgreiche Heim-WM besonders wichtig für den angeschlagenen deutschen Verband BSD.
Und bei deutlich milderen Temperaturen als an den bisherigen Wettkampftagen zeigte sich auch Arndt gleich zum Auftakt des wichtigsten Rennens in starker Form, die teilweise enttäuschenden Leistungen der vergangenen Monate will der 27-Jährige mit einem Erfolg in Winterberg vergessen machen.
"Die WM ist das Highlight in diesem Jahr, und daran werden wir gemessen. Da zählen die Weltcup-Ergebnisse eher weniger. Am Ende wollen wir ganz oben stehen", sagte Arndt vor dem Start.
Friedrich weiter angriffslustig
Mit dem ersten Lauf des Tages knackte er gleich den gut sechs Jahre alten Streckenrekord, nur wenig später zog Melbardis allerdings vorbei. Der Lette war als großer Favorit ins Hochsauerland gereist, nach seiner klaren Niederlage im Zweier gegen Friedrich weinte der 27-Jährige bittere Tränen - im Vierer will er seine WM nun retten.Wie erwartet war Melbardis am Start auch der deutlich schnellste Pilot im Feld, im Eiskanal konnten die Deutschen allerdings mithalten und teilweise Zeit gutmachen.
Friedrich meldete dagegen erst im zweiten Durchgang seine Siegansprüche an, mit einem weiteren Streckenrekord verkürzte er den Rückstand deutlich - noch im ersten Lauf war er mit seiner Crew fast gestürzt. "Da sieht man, was hier mit einem guten Lauf möglich ist", sagte Friedrich mit Blick auf die Medaillen-Läufe.