Seit Arséne Wenger endlich die Fan-Rufe erhörte und "some fucking money" in Mesut Özil investierte, hat der FC Arsenal wieder Grund zur Euphorie und von Erfolgen zu träumen. Denn der Deutsche scheint genau das Puzzlestück gewesen zu sein, das die Gunners komplettiert.
"Es sieht so aus, als wäre er genau der Spieler, der ihnen vorher gefehlt hat. Sie haben wieder eine Topmannschaft zusammengestellt", warnte Michael Zorc vor dem Duell seines BVB gegen die Gunners (20.45 Uhr im Live-Ticker bei sportal.de) seine Mannschaft laut WAZ vor dem nächsten Champion League-Gegner und seinem deutschen Spielmacher. Dabei dürfte Borussia Dortmunds Sportdirektor nicht nur unter dem Eindruck von Özils erneut starkem Auftritt am Wochenende in der Premier League gestanden haben.
Beim 4:1 über Norwich hatte Özil nicht nur mit seinen ersten beiden Premier League-Toren geglänzt. Er hatte vielmehr wieder einmal alles abgerufen, womit er den im Vergleich zur Vorsaison im Kern kaum veränderten FC Arsenal nach Meinung vieler Experten auf ein höheres Level gepusht hat. Arsenal führt derzeit die Tabelle der Premier League mit zwei Zählern Vorsprung auf die punktgleichen Chelsea und Liverpool an, und auch in der Champions League-Gruppe F bekleidet man die Spitzenposition vor dem BVB.
Mitentscheidend dafür: Mesut Özil, der erst vor gut sechs Wochen für 50 Millionen Euro von Real Madrid an die Themse wechselte, aber schon in dieser kurzen Zeit Fans und auch Arsenal-Trainer Arséne Wenger zu euphorischen Lobenshymnen verleitete. "Mesut ist ein Traum, er ist für den Fußball geboren, alles, was er macht, ist klasse, aber schaut sehr einfach aus", schwärmte Wenger im ZDF. Er habe, so schreibt der Telegraph, "die Siegermentalität zurück ins Emirates Stadium gebracht". Die Verpflichtung unterstreicht die Ambitionen des Clubs auf Titel und ist damit gut für das Ego des Teams. Özil pusht aber auch mit seiner Spielweise und seinen besonderen Qualitäten.
Özil: Exzellente Ballverarbeitung und gefährliche Standards
Deren Erfolg liest sich in nackten Zahlen so: In bisher sieben Pflichtspielen für Arsenal ist Özil noch ungeschlagen, brachte es dabei auf vier Assists und drei eigene Torerfolge. Seine Passquote in der Liga liegt laut Opta-Daten bei 87,6, die Quote der gewonnenen Zweikämpfe bei 47,2 und seine Schussgenauigkeit bei 100 Prozent. Alle sieben in der Premier League abgegeben Torschüsse, kamen auch auf das gegnerische Tor. Zudem gab er insgesamt bereits 19 Torschussvorlagen.
Starke Werte, die eindrucksvoll belegen, dass Özil nicht viel Zeit zur Akklimatisierung in der Premier League und im Spiel der Gunners brauchte. Ganz im Gegenteil. Sein Debüt gegen Sunderland war keine zehn Minuten alt, als er für Olivier Giroud das 1:0 auflegte und Arsenal auf Kurs zu einem 3:1-Sieg brachte. Entscheidend dafür: Özils exzellente Annahme eines langen Balls von Kieran Gibbs aus der eigenen Abwehr und dessen blitzschnelle Weiterleitung auf den Franzosen, der nur noch einschieben musste.
Eine Woche später glänzte er mit einer formidablen Leistung beim 3:1 über Stoke und zeigte eine weitere Qualität, die er ins Spiel des FC Arsenal einbrachte. Alle drei Tore der Gunners, die in den letzten Jahren kaum Erfolgserlebnissen nach ruhenden Bällen vorweisen konnten, fielen im Anschluss an mit links getretene Özil-Standards. Arsenals Ecken und Freistöße sorgen ohnehin seit der Verpflichtung des Deutschen immer wieder für Gefahr.
Enormes Spielverständnis, Teamfähigkeit, Torgefährlichkeit
Auch in der Champions League war er beim 2:0-Erfolg über Napoli der entscheidende Mann - dank seines starken Stellungsspiels, spielerischer Intelligenz und seines enormen Gespürs für freie Räume. Im Spiel tauschte er mit Tomas Rosicky und Aaron Ramsey regelmäßig die Positionen, stieß mal auf rechts, mal links, mal zentral in entstehende Lücken vor und beflügelte damit das flüssiges Angriffsspiel der Londoner, dem die Abwehr der Neapolitaner nur wenig entgegenzusetzen hatte.
Özil erzielte nicht nur seinen ersten Pflichtspieltreffer für Arsenal, als er sich in den Rücken der Abwehr geschlichen hatte und sofort abziehen konnte, sondern legte erneut auch einen für Giroud auf und unterstrich erneut, was er schon kurz nach seiner Vertragsunterschrift versprochen hatte: "Ich bin jemand, der gerne Tore vorbereitet. Meine Mitspieler kennen mich als uneigensinnigen Spieler." Der aber auch über einen eigenen Torinstinkt verfügt und selbst abschließen kann - und das wie gegen Norwich dank seines enormen Gespürs für freie Räume sogar per Kopf.
BVB: Keine Angst vor Özil
"Er ist ein geborener Weltklassefußballer", lobte Wenger und ergänzte: "Die nächsten Jahre wird es für ihn darum gehen, dass er von allen als top-, top-, topklasse anerkannt wird." Gegen Borussia Dortmund muss er einen weiteren Nachweis dafür bringen. Denn noch macht Özil jedenfalls BVB-Keeper Roman Weidenfeller vor dem direkten Duell keine Angst.
"Wir wissen, dass er ein sehr guter Spieler ist. Das hat er auch schon bei Real Madrid gezeigt", erklärte Weidenfeller gegenüber derwesten.de, ist aber zuversichtlich, dass sein Club den Gunners den ersten Dämpfer versetzen könnte. "Auch als Özil noch bei Real spielte, haben wir Madrid geschlagen. Wir wissen, worauf es ankommt."