Die Proteste gegen Rassendiskrimierungen in den USA bleiben auch im Sport ein Thema. Vor dem Hintergrund der letzten Opfer von Polizeigewalt nimmt die Debatte nun in der NBA an Fahrt auf.
Meistertrainer Steve Kerr hat nichts gegen mündige Spieler. "Die Jungs haben eine Stimme. Ich bin dafür, dass Menschen gegen Ungerechtigkeit öffentlich Stellung beziehen, so lange es friedlich bleibt", sagte Kerr bei ESPN vor dem Hintergrund der zunehmenden Proteste gegen Rassendiskriminierung in den USA.
Der Headcoach der Golden State Warriors rechnet trotz eines Verbots in der NBA damit, dass viele Profis klar Stellung beziehen werden. "Es spielt keine Rolle, auf welcher Seite man steht. Man sollte lieber angewidert sein von den Dingen, die da draußen passieren", sagte Kerr und bezog sich damit auf die Weigerung von NFL-Quarterback Colin Kaepernick, bei der Nationalhymne zu stehen und mitzusingen.
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"Ich denke, dass Colin seine Botschaft in den letzten Wochen mehr als klar gemacht hat. Hier geht es um friedlichen Protest. Ich denke, dass so etwas auch in der NBA passieren wird", so Kerr weiter: "Politisches Engagement im Sport ist ein schwieriges Thema, denn viele Menschen kommen in die Arenen, um Ablenkung zu suchen."
Unter den Spielern herrsche gerade nach den letzten Fällen von Polizeigewalt in Tulsa und Charlotte großer Redebedarf darüber, ob und in welcher Form protestiert werden solle. In der NBA ist es im Gegensatz zur NFL verboten, bei der Nationalhymne nicht zu stehen, wie es Kaepernick seit Wochen tut.
Sherman kritisiert Kritiker
Auch die NBA-Führung um Commissioner Adam Silver ist sich der besonderen Situation bewusst und arbeitet gemeinsam mit der Spielergewerkschaft NBPA an praxisnahen Lösungen. Eine Abschaffung des Verbots soll laut Medien aber nicht geplant sein.
Zuletzt war der Kniefall bei der Hymne in der Frauen-Liga WNBA trotz anders lautender Regularien allerdings nicht geahndet worden. Am Mittwoch ging das komplette Team der Indiana Fever vor einem Playoff-Spiel auf die Knie.
Auch in der NFL suchen die Spieler nach verschiedenen Möglichkeiten, ihre Missbilligung der derzeitigen Situation auszudrücken. Richard Sherman, Cornerback der Seattle Seahawks, beantwortete auf einer Pressekonferenz bewusst keine Fragen zum Sport.
"In den letzten Tagen sind wieder Menschen auf der Straße erschossen worden. Es gibt viele Spieler, die darauf aufmerksam machen wollen, aber sie werden ignoriert. Ich knie nicht nieder, mich kann man daher nicht ignorieren, ich spreche es offen aus. Diejenigen, die die Art des Protestes kritisieren, verstehen immer noch nicht, worum es geht", sagte Sherman.
In den USA wird seit Monaten über Polizeigewalt debattiert. Mehrere Vorfälle, bei denen Ordnungshüter unbewaffnete Schwarze töteten, lösten landesweite Proteste aus. Erst am Dienstag war ein 43-jähriger Afro-Amerikaner in Charlotte von der Polizei erschossen worden. Seitdem kommt es dort zu gewaltsamen Protesten und Ausschreitungen.