Auch beim abschließenden Doppelpack in der EM-Qualifikation setzt Weltmeister Deutschland auf seine Trumpfkarte Thomas Müller. "Er wird nicht umsonst als Phänomen bezeichnet", sagt Nationalmannschafts-Kollege Ilkay Gündogan über den listigen und mit allen Wassern gewaschenen Angreifer von Bayern München, und Müllers Vereinskollege Jerome Boateng ergänzt: "Von seiner Art her ist er einzigartig." Die Unberechenbarkeit von Müller sei das stärkste Plus des Superstars, wie Boateng und Gündogan unisono hervorheben.
"Bei Thomas habe ich nie eine Ahnung, was er in der nächsten Sekunde macht", sagt Gündogan, das habe Borussia Dortmund beim Spitzenspiel am vergangenen Sonntag in München (1:5), als Müller doppelt traf, schmerzvoll erfahren müssen: "Er ist schwer zu verteidigen, auch seine Laufwege macht er super intelligent. Deshalb ist er für Bayern München und uns brutal wichtig." Mit "uns" meint Gündogan in diesem Fall die deutsche Nationalmannschaft, die bereits am Donnerstag in Irland das Ticket zu EURO 2016 in Frankreich lösen will - und das vor allem mit Hilfe von Thomas Müller. Der 26-Jährige ist mit acht Treffern bei sieben Einsätzen vor den abschließenden Spielen in der EM-Qualifikation in Dublin und am Sonntag gegen Georgien in Leipzig (beide 20.45 Uhr im LIVETICKER) der mit Abstand erfolgreichste deutsche Torschütze. Die beiden Zweitplatzierten Mario Götze (acht Spiele) und André Schürrle (fünf) kommen auf jeweils nur drei Tore.
Müller löst das Sturm-Problem
Dank Müller hat sich auch das nach dem Nationalmannschafts-Rücktritt von Miroslav Klose im Sommer vergangenen Jahres entstandene Stürmerproblem zunächst in Luft aufgelöst, auch wenn der Torjäger im DFB-Team gar nicht in vorderster Spitze spielt. Das tat zuletzt Götze, und der harmoniert prima mit seinem Bayern-Teamkollegen.Der wiedererstarkte Mario Gomez, der sich ebenso wie Lukas Podolski in der Türkei auf dem aufsteigendem Ast befindet, sowie Kevin Volland, Max Kruse und die hochgehandelten Daniel Ginczek oder Alexander Meier haben derzeit keine Chance, in der Nationalelf das "System Müller" zu durchbrechen.
Nach dem 3:2 gegen Schottland im vergangenen Monat hatte auch Bundestrainer Joachim Löw den Wert seines zweifachen Torschützen noch einmal besonders betont. "Man weiß, dass Thomas Müller ein wahnsinnig gutes Gefühl für Situationen, für Räume hat. Er schleicht sich dahin, wo kein Gegner steht. Das ist seine große Stärke. Das kann man nicht lernen, das hat er irgendwie im Blut", sagte er über den WM-Torschützenkönig von 2010, der in 65 Länderspielen 30 Treffer erzielte und zuletzt auch vermehrt als Vorbereiter in Erscheinung trat.
Der Akkord-Torschütze, der auch in der Bundesliga und der Champions League regelmäßig trifft und für den Manchester United im Sommer angeblich 100 Millionen Euro Ablöse geboten hatte, bleibt ganz locker: "Man muss immer einen Schritt nach dem anderen machen", sagt er vor dem Match in Irland, wo er eine ebenso hitzige Atmosphäre wie in Glasgow einen Monat zuvor erwartet.
Für Boateng ist aber klar, dass das Phänomen auch im Hexenkessel Aviva Stadium wieder durch "seine unbeschwerte Art, Fußball zu spielen", Spuren hinterlassen wird.