Direkt am Tag nach den Tränen von Paris mussten die entthronten Königinnen Europas den geliebten Henkelpott dann auch schon loslassen. "Es fällt sehr schwer, den Pokal abzugeben", sagte die sichtlich geknickte Weltfußballerin Nadine Keßler, als sie die Silbertrophäe am Montagvormittag bei der offiziellen Pokal-Übergabe im Roten Rathaus in Berlin auf das Podest stellte.
Die seit Saisonbeginn am Knie verletzte Spielführerin des VfL Wolfsburg hatte am Vorabend im Stade Carléty nicht mithelfen können, den großen Traum vom deutschen Champions-League-Finale und der Chance auf den Titel-Hattrick in der Königsklasse am Leben zu halten. Ein Tor fehlte den so erfolgsverwöhnten Titelsammlerinnen am Ende - und nicht nur bei Torjägerin Alexandra Popp flossen nach dem Abpfiff Tränen der Enttäuschung.
"Wir haben 90 Minuten gekämpft, wir haben alles versucht, aber es hat nicht gereicht", sagte Nilla Fischer nach dem packenden 2:1 (0:1) im Halbfinal-Rückspiel bei Paris St. Germain. Nach der 0:2-Heimpleite reichte die zu spät gestartete Aufholjagd dem Titelverteidiger nicht, um dem 1. FFC Frankfurt in das Endspiel am 14. Mai im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark zu folgen.
Urgestein Martina Müller richtete den Blick trotzig nach vorne. "Wir können uns jetzt nicht lange aufregen und müssen uns schnell damit auseinandersetzen", sagte die 35-Jährige nach ihrem letzten Europacup-Spiel. Die Ex-Nationalspielerin will vor ihrem Karriereende die verbliebene Double-Chance nutzen. Bereits am Freitag geht es im DFB-Pokalfinale gegen Turbine Potsdam, neun Tage später reist der Meister als Tabellenführer zum Bundesliga-Showdown nach Frankfurt.
In Paris erwischte der VfL mit dem Gegentreffer durch Aurélie Kaci (6.) einen denkbar schlechten Start. "Es hat in den ersten paar Minuten die Konzentration gefehlt", ärgerte sich Müller, betonte jedoch: "Aber wir sind zurückgekommen und das zeigt, dass wir Moral haben." Die Joker Müller (71.) und Zsanett Jakabfi (74.) ließen ihr Team mit einem Doppelpack noch einmal an das Wunder von Paris glauben, doch die starke Torhüterin Katarzyna Kiedrzynek hielt Paris auf Finalkurs.
Des einen Freud...
Während die Wolfsburgerinnen nach Abpfiff enttäuscht über den Rasen schlichen, fielen sich die deutschen Legionärinnen bei "Paris St. Germany" überglücklich in die Arme. In der Kabine verpasste Fatmire Alushi ihrem Trainer Farid Benstiti eine Wasserdusche, Annike Krahn schrieb bei Facebook: "Finale zu Hause, großen Dank an mein Team und die Fans. Das ist magisch."
Für den von Investoren aus Katar üppig finanzierten französischen Vizemeister, der sich bereits im Achtelfinale mit dem Erfolg über den Erzrivalen Olympique Lyon zum Favoritenschreck gemausert hatte, ist der Finaleinzug der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Jetzt soll der ganz große Wurf gelingen.
"Seit drei Jahren investieren wir in das Frauen-Projekt und ernten nun den Erfolg. Wir fahren mit dem festen Vorsatz nach Berlin, dieses Finale zu gewinnen", sagte PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi: "Diese Woche hört besser auf, als sie anfing." Am Dienstag war das Männer-Team im Champions-League-Viertelfinale am FC Barcelona gescheitert.