Robin Dutt trat sofort die Euphoriebremse. "Wir wissen, wo wir herkommen", sagte der Sportvorstand des VfB Stuttgart nach dem Traumstart in die Rückrunde der Fußball-Bundesliga: "Klar, dass der ein oder andere jetzt anfängt zu träumen - aber wir sind sicherlich nicht in der Position, irgendwelche Ansagen zu machen."
Sein Trainer Jürgen Kramny sah das allerdings (ein bisschen) anders. "Für uns ist es nicht unmöglich, ins Halbfinale einziehen", sagte der Erfolgscoach, der mit seinem Team durch das 4:2 (2:0) bei Eintracht Frankfurt den vierten Sieg in Folge gefeiert hatte, mit Blick auf das Viertelfinale im DFB-Pokal am Dienstag gegen Borussia Dortmund (20.30): "Das wird ein Schlagabtausch." Trotz aller schwäbischer Sparsamkeit in Sachen Kampfansagen: Das Selbstvertrauen dafür hat der einstige Abstiegskandidat inzwischen.
"Wir wissen, dass wir immer für drei, vier Tore gut sind", sagte Daniel Didavi, der am Main erst das wichtige 2:0 erzielte (45.), danach aber sein Team mit seinem Platzverweis nach Gelb-Roter Karte (67.) unnötig geschwächt hatte: "Die Mannschaft hat es zum Glück dann überragend gemacht. Im Moment haben wir einfach ein gutes Gefühl, jeder fühlt sich wohl."
Das scheint vor allem an Kramny zu liegen. "Natürlich darf man den Trainer dann auch voll für das Positive verantwortlich machen", sagte Dutt: "Er nimmt sich selbst nicht so wichtig - entsprechend wichtig fühlen sich alle in seiner Umgebung. Das macht er geschickt."
"Keiner ist so blind"
Wichtig waren am Samstag die Tore von Didavi, Christian Gentner (27.), Georg Niedermeier (65.) und Filip Kostic (76, Foulelfmeter), durch die sich der Vorsprung auf den Relegationsplatz 16 auf fünf Punkte vergrößerte. "Ein Polster ist gut - aber das ist auch schnell wieder weg", mahnte Dutt: "Vor allem, wenn man glaubt, das Spiel als reibungslos analysieren zu können. Wir müssen stabiler werden."
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Der BVB könnte die immer noch nicht dichte Abwehr der Schwaben in der Tat schwerer bestrafen - und der Pokaltraum wäre sofort vorbei. Der Eintracht reichten die Tore von Alexander Meier (52.) und Szabolcs Huszti (90.) am Ende nicht. "Mit dem 4:1 war das Spiel gelaufen", sagte Kramny.
Ähnlich äußerten sich auch die Eintracht-Profis. Trainer Armin Veh war zudem enttäuscht über Schiedsrichter Peter Sippel (München), der ein Handspiel von Gentner im eigenen Strafraum nicht mit einem Elfmeter geahndet hatte (38.). "Wir hätten den Elfmeter bekommen müssen", sagte Veh, der mit dem VfB 2007 Meister geworden war: "Einige Dinge sind gegen uns gelaufen, fast alle Dinge. Das ist schade für uns - es hätte auch anders ausgehen können."
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Deshalb läuft für die Eintracht, die nur zwei Punkte vor Platz 16 liegt, im Moment alles auf Abstiegskampf hinaus. "Keiner ist so blind, dass er denkt, mit zwei Siegen bist zu unten raus", sagte Marco Russ.