Die Revolution dauerte nur 13 Spieltage, dann bliesen sie beim VfB Stuttgart wieder einmal in höchster Panik zum Rückzug. Mit Alexander Zorniger sollte endlich alles anders, alles besser werden - nun steht der Protagonist der Erneuerung für grandioses Scheitern, vor allem aber auch für eine katastrophale Personalpolitik beim schwäbischen Chaosklub: Am Dienstag musste Zorniger gehen - als elfter Trainer in den vergangenen zehn Jahren.
Vorausgegangen war am Morgen ein Gespräch zwischen Zorniger und Sportvorstand Robin Dutt - danach war schon alles klar. Zorniger, so absurd es klingen mag, leitete danach trotzdem noch das Vormittagstraining. Erst dann wurde die Mannschaft informiert. "Ich habe", sagte Dutt kurz nach Mittag etwas verklausuliert, "die Konsequenz gezogen aus der sportlichen Situation und den Lösungsmöglichkeiten, die angeboten wurden. Nach dem Gespräch gab es keine andere Option."
U23-Trainer Jürgen Kramny soll den taumelnden VfB nach dem desaströsen 0:4 am vergangenen Samstag gegen den FC Augsburg auf das Spiel bei Borussia Dortmund vorbereiten, doch wie es danach weitergeht, ist ungewiss. Huub Stevens, Retter in den beiden vergangenen Spielzeiten, versucht sich mittlerweile als Wunderheiler bei 1899 Hoffenheim - immerhin wäre Markus Gisdol, Vorgänger von Stevens im Kraichgau, nun frei für den Schleudersitz in Bad Cannstatt. Oder Lucien Favre.
13. Trainer seit 2005
Das Aus für Zorniger kam nach ein paar Tagen der Besinnung, dann meldete sich auch VfB-Präsident Bernd Wahler zu Wort. "Besonders die Art und Weise der Niederlage am vergangenen Samstag hat uns sehr beschäftigt", stellte er fest. Gehen müssen auch die Co-Trainer Andre Trulsen, Armin Reutershahn sowie Torwartrainer Andreas Menger. Dutt sucht jetzt einen Trainer, der "unseren konzeptionellen Weg" weitergeht. Für diese wichtige Entscheidung benötige er jedoch Zeit.
Der neue Mann wird dann der 13. Trainer seit 1. Juli 2005 und Giovanni Trapattoni sein. "Es gibt Leitplanken in der Konzeption", sagte Dutt, "innerhalb dieser Leitplanken gibt es genug Spielraum für jeden Trainer." Der vermeintliche Heilsbringer Zorniger fuhr den VfB mit vollem Karacho in die Leitplanken. Trotzdem sagte Dutt, er sei von Zornigers Qualitäten "hundertprozentig" überzeugt: "Zorniger war der Trainer, den wir voller Überzeugung eingestellt haben."
Mit zehn Punkten liegt der VfB Stuttgart derzeit auf Rang 16 - jeweils einen Zähler vor Augsburg und Hoffenheim. Zorniger war dazu auserkoren, die Schwaben herauszuführen aus diesen gefährlichen Regionen, er setzte auf Balljagd-Fußball, auf Pressing, schnelles Umschalten. Das sah kurz vor der Saison in einem Testspiel gegen den englischen Meister Manchester City (4:2) so grandios aus, dass sich die Hoffnung auf eine endlich sorgenfreie Saison breit machte.
Zorniger zog sich "den Hauptschuh" an
Und tatsächlich: Der VfB stürmte - allerdings schnurstracks in sein Verderben. Zu Beginn sah dies noch unterhaltsam aus, am vergangenen Samstag war es nicht einmal mehr das. Danach war Zorniger konsterniert und ungewohnt kleinlaut gewesen: "Es muss irgendwas gegeben haben, was ich übersehen habe, deshalb ziehe ich mir den Hauptschuh an." Zorniger wirkte, als sei er mit seinem Latein am Ende. Drei Tage später sahen das auch die VfB-Verantwortlichen so.
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Und nun? Die Mannschaft wirkte bisweilen überfordert von den Aufgaben, die ihr Zorniger stellte, dennoch behauptete Dutt tapfer: "Die Mannschaft hat die Qualität, einen gesicherten Mittelfeldplatz zu erreichen."