Wieder kein nationaler Titel für die Rhein-Neckar Löwen: Auch im neunten Anlauf ist der Bundesliga-Spitzenreiter beim Final Four in Hamburg vorzeitig gescheitert. In einer dramatischen Verlängerung verloren die Mannheimer ihre Vorschlussrundenbegegnung gegen Cupverteidiger SG Flensburg-Handewitt mit 30:31 (26:26, 12:14).
Flensburg wahrte mit diesem harterkämpften Erfolg seine letzte Titelchance in dieser Saison. Vor drei Tagen war das Team von Coach Ljubomir Vranjes unglücklich gegen Vive Kielce in der Champions League gescheitert, in der Bundesliga ist Platz eins nur noch theoretisch erreichbar.
Gegner der Flensburger ist am Sonntag (15.00 Uhr/Sport1) wie im Vorjahr der SC Magdeburg. Der ehemalige Champions-League-Gewinner siegte ebenfalls nach Verlängerung gegen Außenseiter Bergischer HC mit 36:33 (29:29, 14:15). Erstmals in der Geschichte des Final Four gingen damit beide Halbfinalbegegnungen in die Verlängerung.
Schnell die Köpfe hochnehmen
"Jetzt müssen wir ganz schnell die Köpfe hochnehmen und für die deutsche Meisterschaft alles reinhauen", sagte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen. Sein Flensburger Kollege Ljubomir Vranjes ergänzte: "Ich kann meine Mannschaft gar nicht genug loben. Das war einer der größten Siege in meiner Trainerkarriere."
Die siegreichen Nordlichter freuten sich nur kurz und heftig über ihren Coup und zogen sich schnell zur Regeneration zurück. "Trinken, essen, schlafen, mehr geht jetzt nicht mehr", sagte Torhüter Mattias Andersson.
Möglich gemacht hatte die Verlängerung vor 13.200 Zuschauern in der ausverkauften WM-Arena am Volkspark der Flensburger Anders Eggert, der drei Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit Löwen-Torwart Mikael Appelgren mit einem Heber per Siebenmeter im wahrsten Sinne des Wortes überwand.
Wahrer Handball-Thriller
Schon in den ersten 30 Minuten bekam das Publikum einen wahren Handball-Thriller zu sehen. Keine der beiden Mannschaften konnte sich vorentscheidend absetzen, die Führung wechselte ständig. Von der Champions-League-Belastung der Flensburger war in dieser Phase nichts zu erkennen, sie wirkten sogar einen Tick frischer als ihr Gegner, der sich mit deutlich weniger Belastung auf das Final Four hatte vorbereiten können.
Im Verlauf dieses hochklassigen Matches sorgten die Besucher für eine beeindruckende Atmosphäre in der WM-Arena am Volkspark. In den vier Hallenecken saßen die jeweiligen Fans der Finalteilnehmer und animierten auch die neutralen Zuschauer mehrfach zu Szenenapplaus und Standing Ovations. "Es gibt eben keinen Grund, einen anderen Standort als Hamburg zu wählen", sagte Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann.
Gensheimer mit elf Treffern
Flensburg lag nach 35 Minuten erstmals mit drei Toren in Front (16:13). In dieser Phase war es in erster Linie Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer, der vor allem mit sicher verwandelten Siebenmetern die Chancen seiner Mannschaft am Leben erhielt. Am Ende standen elf Treffer für den 29-Jährigen zu Buche.
In der hektischen Schlussphase wurden die Nerven aller Beteiligten bis aufs Äußerste strapaziert. Jacobsen sah in der 52. Minute wegen Reklamierens die Gelbe Karte. Kurz vor Ende der Verlängerung verteilten die Schiedsrichter nach einer Rudelbildung sogar zwei Rote Karten an Mannheims Nationalspieler Henrik Pekeler und wenig später an Flensburgs Rasmus Lauge.
Beide Klubs kündigten schriftliche Einsprüche gegen diese Disqualifikationen an. Unabhängig davon ist Lauge auf jeden Fall im Finale für Flensburg aufgrund seiner vorläufigen automatischen Sperre nicht spielberechtigt.