Beim Gedanken an seine Debüt-Reise zur deutschen Nationalmannschaft beschlich Bernd Leno eine dunkle Vorahnung. Für seinen folgenreichen Blackout beim enttäuschenden 1:1 (1:1) gegen den FC Augsburg, so mutmaßte der Torhüter von Bayer Leverkusen, würde er sich im Kreise der Weltmeister manch flapsigen Spruch anhören müssen. "Das kann schon sein. Ich glaube, unter Fußballern sind wir privat alle sehr locker."
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Die unfreiwillige Slapstick-Einlage, die einen festen Platz in jedem Saisonrückblick sicher haben dürfte, beschäftigte Leno auch noch weit nach Spielende. Der Fehltritt zum frühen Gegentor nach einem lockeren Rückpass von Innenverteidiger Jonathan Tah (12.) spielte sich wie ein Film in Dauerschleife vor Lenos Augen ab. "Als Torwart hast du da die Arschkarte", sagte er, fügte aber umgehend an: "So etwas passiert jedem Mal."
Die Freude über den Anruf von Bundestrainer Joachim Löw, der Leno am vergangenen Freitag für die beiden EM-Qualifikationsspiele der DFB-Auswahl am Donnerstag in Irland und drei Tage später in Leipzig gegen Georgien (beide 20.45 Uhr/RTL) nominiert hatte, wollte sich Leno bei allem Ärger nicht verderben lassen. "Ich glaube nicht, dass da wegen einem Blackout etwas anbrennt. Ich bin jetzt erstmal dabei, ich versuche mich da zu präsentieren", sagte der 23-Jährige.
Kritik von Bellarabi
Ohnehin lag es nicht einzig an Lenos Aussetzer, dass die Werkself gegen den kriselnden FCA nicht über ein enttäuschendes Remis hinauskam. Wie bereits so häufig in der laufenden Spielzeit brachte sich das Team von Trainer Roger Schmidt mit einer mangelhaften Chancenverwertung um den verdienten Lohn. 64 Prozent Ballbesitz und 22:3 Torschüsse reichten Bayer nicht zum Sieg - auch, weil Hakan Calhanoglu einen Handelfmeter über das Tor schoss (71.).
Einzig Karim Bellarabi, dessen Einsatz in der Nationalmannschaft aufgrund einer Schulterverletzung fraglich ist, überwand den am Sonntag überragenden FCA-Keeper Marwin Hitz (39.). "Wir schießen zu wenig Tore. Dort haben wir das größte Verbesserungspotenzial. Was das Herausspielen der Chancen angeht, machen wir viele gute Sachen. Das Nutzen fällt uns schwer", analysierte Schmidt, der beim Studieren der Spielstatistik die Stirn runzelte.
"Es ist ärgerlich"
Auch Sportchef Rudi Völler haderte mit den vergebenen Möglichkeiten, doch auch dem verpassten Sprung auf Platz vier trauerte er nach. "Es ist ärgerlich", sagte Völler und meinte mit Blick auf die Patzer der Konkurrenz: "Es hätte ein gutes Wochenende für uns sein können."
Erleichtert durchatmen konnte derweil der FC Augsburg. Durch den glücklichen Punktgewinn stoppte der Europa-League-Starter zumindest vorerst die Talfahrt, auch der Sturz auf einen direkten Abstiegsplatz wurde abgewendet. In der Länderspielpause steht für Trainer Markus Weinzierl nach zuletzt drei englischen Wochen in Folge die Regeneration im Vordergrund. "Ich freue mich, dass wir jetzt 14 Tage Zeit haben", sagte Weinzierl.