Erst die Enttäuschung mit Rang drei in der Mannschaftswertung - dann die erneute Verletzung: Für Matthias Rath und Totilas kam es bei der Reit-EM in Aachen im Grand Prix knüppeldick. Wieder einmal platzte für den Kronberger der Traum vom ersten Gold bei einem Championat mit dem Millionenpferd. Jetzt könnte die EM für das Duo auch vorzeitig enden.
"Ich habe mir das Video von meinem Ritt angeschaut und werde jetzt mit dem Tierarzt beraten, wie es weitergeht", sagte Rath dem SID und bestätigte, dass sein vierbeiniger Partner hinten links eine Ungleichheit habe. Damit kann der Hengst das linke Hinterbein nicht so stark belasten wie rechts - für eine Dressurprüfung eine enorme Schwächung.
Verwirrende Wertungen
Zunächst hatte es noch so ausgesehen, als sollte das Paar bei seinem ersten EM-Auftritt in der Soers alles richtig gemacht haben. Riesenjubel brandete nach seinem Grand Prix im Stadion auf, immer wieder zeigte der 31-Jährige die Siegerfaust, als er seine Prüfung beendet hatte.
Doch als das enttäuschende Ergebnis von 75,971 Punkten durchgesagt wurde, ging ein großes Raunen durch die Arena. "Das kann ich mir nicht erklären", sagte Rath und bekam von vielen Seiten recht. Bundestrainerin Monica Theodorescu meinte: "Mein Gefühl ging Richtung 80 Prozent."
Damit war die Entscheidung eigentlich schon gefallen, als Schlussreiterin Kristina Sprehe-Bröring ins Stadion ritt. 84,459 Punkte hätte die deutsche Meisterin für Platz eins holen müssen, doch das war angesichts der Sparsamkeit, mit der die Punktrichter in Aachen auffallen, so gut wie unmöglich. "Ich gebe aber immer alles. Egal, wie die Ausgangsposition ist. Es hat leider nicht gereicht", sagte die WM-Dritte von 2014.
Gal oben auf dem Treppchen
Obwohl der deutschen Equipe nach der Wiederholung des schlechtesten Team-Ergebnisses bei einer EM von 2009 nicht zum Feiern zumute war, musste sie ins Stadion zur Siegerehrung einreiten. Etwas verstohlen blickte Rath hinauf aufs oberste Treppchen. Dort stand Edward Gal, dem 2010 Totilas für geschätzte zehn Millionen Euro abgekauft wurde. Auch mit seinem neuen Pferd hatte Gal, der mit Totilas bei der WM 2010 drei Titel gewann, seinen früheren Vierbeiner geschlagen.
Für Rath sieht es nun nicht gut aus. Sollte Totilas tatsächlich die Einzelwertung bei der EM nicht mehr schaffen und erneut die nötige Wettkampfhärte vermissen lassen, dürfte auch eine Olympia-Teilnahme im kommenden Jahr schwierig werden. Und dann ist der Hengst bereits 16 Jahre alt. Fast sieht es so aus, als sollte der Traum von Gold im Championat für Rath und Totilas unerreichbar bleiben.