Das letzte Thursday Night Game am 16. Spieltag bietet ein leicht bizarres Division-Duell. Sowohl die Jaguars als auch die verletzungsgebeutelten Titans haben zwölf ihrer ersten 14 Spiele verloren und spielen primär um ihre Draft-Position. Eine Niederlage wäre somit womöglich langfristig ein Sieg - doch gleichzeitig gilt auf beiden Seiten: Aufgeben verboten!

Jacksonville Jaguars (2-12) - Tennessee Titans (2-12) (Fr., 2.25 Uhr)

Es ist am vorletzten Spieltag kein packendes Playoff-Duell in der AFC South - stattdessen dürften zumindest die Fans beider Teams schon ein Auge auf den Draft haben. Insgesamt vier Teams stehen im Moment bei zwei Siegen und zwölf Niederlagen, aktuell hätte Tampa Bay, wegen der insgesamt schwächsten Gegner, den ersten Pick. Der Sieger des letzten Donnerstagabendspiels der Saison wird sich wohl aus der Top-3 im kommenden Draft verabschieden.

Dabei erlebt Jacksonville eine seit Jahren unbekannte Situation: Für 42 Spiele in Folge (zuletzt am 30. September 2012 gegen Cincinnati) waren die Jaguars bei den Buchmachern nicht mehr der Favorit, am Donnerstag ist es endlich wieder so weit - bedenkt man, dass auch Jacksonville schon zwölf Spiele verloren hat, ist es eine klare Aussage über den Stand beider Teams.

Gleichzeitig aber geht es auf beiden Seiten auch um Verträge für die kommende Saison und die Jaguars wollen sich zudem über die letzten Spiele weiter entwickeln. "Es geht jetzt auch um mentale Dinge. Wir sehen vereinzelt das Potential in unserer Offense, aber wollen das jetzt auch mal über ein komplettes Spiel auf dem Platz bringen", betonte Receiver Allen Hurns: "Das ist eine tolle Gelegenheit, egal wie beide Teams dastehen."

"Sacks gehören zum Football"

Allerdings plagen den vermeintlichen Favoriten, der sich mit DT Roy Miller unter der Woche auf einen neuen Vierjahresvertrag einigte, Verletzungssorgen: DE Andre Branch, Safety Josh Evans und Miller selbst drohen auszufallen, Running Back Denard Robinson steht für das Duell mit einer der schwächsten Run-Defenses der Liga ohnehin nicht mehr zur Verfügung. Auch Quarterback Blake Bortles (Fuß) ist angeschlagen.

"Ich denke, dass ich spielen kann", betonte der Rookie allerdings und forderte: "Wir müssen uns in der Red Zone steigern. Wir haben die Spieler dafür, aber hatten da trotzdem jetzt mehrfach Probleme. Es geht dabei um Details und darum, Dinge immer zu wiederholen." Dabei würde etwas Pass Protection wohl nicht schaden: 62 zugelassene Sacks sind mit Abstand Liga-Höchstwert. Bortles nimmt es allerdings sportlich: "Sacks gehören zum Football. Manche davon gehen auf meine Kappe, manche auf die der O-Line. Das gehört dazu."

Doch die Jaguars haben auch neben Bortles und den jungen Receivern einige Bausteine, auf die das Team auch im kommenden Jahr aufbauen kann. Vor allem die D-Line erfüllte im Laufe der Saison zunehmend die Erwartungen, mit 38 Sacks belegt Jacksonville ligaweit den sechsten Platz - obwohl die Jaguars-Defense selten mit einer Führung im Rücken spielen konnte.

QB-Drama in Music City

Die Titans dagegen, die ihren ersten Draft-Bowl gegen die Jets in der Vorwoche verloren haben (ins gesamt die achte Pleite in Folge), sammelten vor allem in der zweiten Saisonhälfte Argumente für ihren Status als personell womöglich schwächstes Team der NFL. Dazu kommen weitere QB-Sorgen: Nach Zach Mettenbergers Saisonaus verletzte sich auch Jake Locker am Sonntag erneut an der Schulter und wird den Rest der Saison verpassen, Lockers Zeit in Tennessee geht damit wohl ihrem Ende entgegen.

Somit wird Charlie Whitehurst die letzten beiden Spiele bestreiten, als Backup verpflichteten die Titans zu Wochenbeginn Jordan Palmer. "Wie die Saison für Jake jetzt endet, tut mir für ihn leid", betonte Coach Ken Whisenhunt, stellte aber klar: "Wir haben ein gutes Gefühl dabei, mit Charlie in das Spiel zu gehen. Er hat sich bisher gut geschlagen, auch als er gegen die Jets rein kam. Er hat auch im ersten Spiel gegen die Jaguars gespielt und war wirklich gut. Deshalb bereitet mir das kein Kopfzerbrechen."

Lewan und Wright zurück"

Auch Tackle Michael Oher (Zeh) wird in dieser Saison nicht mehr zum Einsatz kommen, Receiver Kendall Wright und Tackle Taylor Lewan sind dagegen wohl wieder fit. "Wir müssen diese Woche alles etwas schneller machen. Die Verletzungen machen das nicht unbedingt einfacher, aber wir müssen dennoch am Donnerstag alles geben", forderte Whisenhunt weiter.

Defensive Coordinator Ray Horton fügte hinzu: "Dass Denard Robinson ausfällt wird ihren Plan auf jeden Fall beeinflussen. Wir haben uns gegen die Jets gesteigert und wollen diesen Trend fortsetzen." In jedem Fall wäre ein Sieg für Tennessee etwas besonderes: Es wäre in 20 Jahren erst der fünfte Sweep gegen den Division-Rivalen aus Florida.

Autor: Adrian Franke

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