Die Klasse Rory McIlroys ist unbestritten, doch eine Lobeshymne, wie Tiger Woods sie bei der BMW Championship über ihn anstimmte, ist der ultimative Ritterschlag. Es beschlich einen das Gefühl, dass Woods das Zepter verbal an seinen Nachfolger weiterreichte.
Nachdem die beiden Lichtgestalten des Golfsports bereits beim The Barclays in einem Flight zusammenspielten, gingen Woods und McIlroy auch beim dritten Turnier der FedEx-Cup-Playoffs, der BMW Championship, gemeinsam mit Nick Watney auf die Runde.
Tausende Fans im Crooked Stick Golf Club in Carmel/Indiana ließen sich dieses Schauspiel nicht entgehen und sie wurden mit einer tollen Show belohnt. Woods und McIlroy genossen den Auftritt vor großer Kulisse sichtlich und trieben sich gegenseitig zu Höchstleistungen an. Am Ende lag Rory McIlroy nach einer 64er Runde (-8) gemeinsam mit Webb Simpson, Bo van Pelt (beide USA) und dem Kanadier Graham DeLaet an der Spitze.
McIlroy knüpfte nahtlos an seine Galavorstellung vor ein paar Tagen an, als der die Deutsche Bank Championship gewonnen hatte. Woods folgte schlaggleich mit Vijay Singh (beide 65/-7) direkt dahinter. Alle Spieler profitierten von den Bedingungen, denn nach tagelangem Regen war der Platz sehr weich. Den Akteuren war es daher gestattet, die Bälle nach dem Schlag aufzunehmen und zu säubern.
"Ich habe es immer genossen, wenn ich mit Tiger zusammenspielen konnte, wir scheinen immer eine gute Zeit gemeinsam zu haben. Es beflügelt einen. Man ist vom ersten Schlag an sehr fokussiert und man will natürlich unbedingt eine gute Runde spielen. Heute war ich in der Lage, das umzusetzen", erklärte McIlroy bei pgatour.com.
Der Nordire beeindruckte vor allem mit seinen präzisen Eisenschlägen. "Das waren vielleicht die besten Schläge, die ich in meinem Leben gespielt habe", freute er sich. Sein überragendes Spiel ließ auch Tiger Woods nicht kalt. "Er schlägt den Ball großartig, er puttet großartig und vor allem ist er ein richtig netter Junge", erklärte Woods über die Nummer eins der Weltrangliste. "Ich wünschte, ich könnte den Ball so weit schlagen wie er", fuhr er fort. Selten hat sich der Amerikaner derart wohlwollend über einen Kontrahenten auf der Tour geäußert.
McIlroy ist die nächste Generation
Es scheint so, als freue sich Tiger Woods, dass Rory McIlroy nun an seine Stelle als Superstar des Golfsports getreten ist. "Der Golfsport ist bei ihm in besten Händen", lobte Woods. Er selbst spielt in dieser Saison so stark wie lange nicht, doch auch Tiger Woods weiß, dass der Zahn der Zeit an ihm nagt.
"Das ist meine 17. Saison und die Jungs, mit denen ich mir jahrelang Duelle geliefert habe sind Anfang oder Mitte 40 oder wie Vijay (Singh, Anm. der Redaktion) sogar Ende 40. Das hier (Rory McIlroy) ist die nächste Generation", philosophierte Tiger Woods bei espn.com. Doch bei aller Bewunderung für Rory McIlroy - die Entwicklung des Nordiren zum neuen Aushängeschild tut auch Woods gut.
Watney: Diese Jungs sind unglaublich gut
Es spornt ihn an, es beflügelt ihn und vor allem nimmt es auch ein wenig Aufmerksamkeit von ihm. Es ist nicht mehr nur Tiger Woods allein, der im Mittelpunkt steht und das sorgt womöglich für die nötige Lockerheit. Nick Watney, der Rory McIlroy und Tiger Woods hautnah auf der Runde beobachten konnte, war jedenfalls hellauf begeistert. "Diese Jungs sind einfach unglaublich gut. Es macht einfach Spaß, ihnen zuzuschauen."