Thomas Tuchel lächelte zufrieden. Dafür hatte der Trainer von Borussia Dortmund gleich mehrere Gründe. Der souveräne 2:0 (1:0)-Erfolg im Zwischenrunden-Hinspiel der Europa League gegen den FC Porto, das geglückte Comeback von Nuri Sahin nach 355 Tagen Verletzungspause und eine im Gegensatz zur Hinrunde stark verbesserte Defensive.
All diese Faktoren lassen Tuchel gleich in seinem ersten Jahr beim BVB von einem internationalen Titel träumen. "Wir haben eine sehr hohe Qualität und können einen langen Weg gehen", sagte der 42-Jährige nach dem großen Schritt Richtung Achtelfinale und fügte mit Blick auf noch möglichst viele Spiele in der Europa League an: "Der Donnerstag muss unser Tag werden, das ist unser Anspruch".
Gegen Portugals erschreckend harmlosen 27-maligen Meister wurden seine Spieler diesem Anspruch gerecht. "Ich bin sehr froh, dass wir gezeigt haben, wie groß unsere Ziele in diesem Wettbewerb sind", sagte Mats Hummels, dessen Leistungskurve seit der Winterpause steil nach oben zeigt. Ebenso wie sein Trainer sieht der BVB-Abwehrchef den Weg der Borussia in Europa noch nicht am Ende.
Erste Hürde Porto
"Wir wollen in dem Wettbewerb sehr weit kommen und haben hohe Ziele", sagte Hummels, der aber vor zu großer Lässigkeit vor dem Rückspiel am Donnerstag warnte: "Wir wissen, dass wir noch lange nicht durch sind. Porto wird zu Hause mutig auftreten. Unser Ziel wird ganz klar sein, dort ein Tor zu schießen. Dann wird es für Porto sehr schwer."
Ein Grund für das hohe Anspruchsdenken bei den Schwarz-Gelben ist die derzeit stabile Defensive. Wackelte die Abwehr in der Hinrunde in einigen Begegnungen bedenklich, hat der BVB in seinen sechs Pflichtspielen nach der Winterpause lediglich zwei Gegentreffer zugelassen. Darüber, betonte Tuchel, sei er sehr glücklich.
Glücklich konnte er auch über die Offensivleistung sein, die Lukasz Piszczek (6.) und Marco Reus (71.) mit ihren Toren veredelten. Zu beiden Treffern leistete Henrich Mchitarjan die Vorarbeit. Der Armenier war damit in dieser Saison an 40 der 96 Pflichtspieltore des BVB beteiligt. Reus sah in der dominanten Spielweise den Schlüssel zum Erfolg. "Porto ist es nicht gewohnt, weniger Ballbesitz als der Gegner zu haben", sagte der Nationalspieler.
Sahin feiert gutes Comeback
Nahtlos ins Dortmunder Spiel fügte sich Sahin ein, der erstmals seit dem Revierderby gegen Schalke 04 (3:0) am 28. Februar 2015 auf dem Platz stand und davon selber überrascht war. "Als ich zum Training gekommen bin, hatte ich noch nicht mal Sachen fürs Heimspiel dabei. Keinen Kulturbeutel. Nichts. Ich hatte Glück, dass meine Frau auf die Idee gekommen ist, meinen Koffer zu packen und in mein Auto zu legen. Alles war aber bereit, weil meine Frau einen Geistesblitz hatte, dass ich eventuell dabei sein könnte", sagte Sahin, der seine Rückkehr genoss: "Es hat sich sehr gut angefühlt. Ich hatte mir vorgenommen, wie ein kleines Kind alles aufzusaugen und die Europa League zu genießen". Sein Trainer hatte ein Sonderlob für ihn parat: "Er hat über eine viel zu lange Zeit viel zu gut trainiert und nach jeder Kaderbenennung gekratzt. Nuri war super", sagte Tuchel.
Trotz der entdeckten Liebe zur Europa League will der BVB in der kommenden Saison wieder eine Etage höher glänzen. Ein weiterer Schritt Richtung Champions League will der Tabellenzweite am Sonntag (15.30 Uhr im LIVETICKER) beim direkten Verfolger Bayer Leverkusen (13 Punkte zurück) machen. "Leverkusen läuft früh an und ist aggressiv. Aber auch dafür werden wir Lösungen finden", sagte Julian Weigl.