IOC-Präsident Thomas Bach hofft für die Zukunft weiter auf deutsche Bewerbungen um die Ausrichtung Olympischer Spiele. "Ich hoffe natürlich, dass in Deutschland weiter darüber nachgedacht wird, sei es im Sommer oder im Winter", sagte der 62-Jährige am Rande der Rodel-WM am Königssee: "Erstens ist es meine Heimat, zweitens ist es ein sportbegeistertes Land mit großartigen organisatorischen Fähigkeiten. Es wäre schade, wenn man das Thema nicht weiterverfolgen würde."
Auch nach den negativen Bürgerabstimmungen für die Kandidaturen Münchens und Hamburgs für 2022 und 2024 sieht der erste deutsche Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) keinen Anlass, an der Sportbegeisterung in Deutschland zu zweifeln. "Bei der Abstimmung in Hamburg ging es um andere Themen als den Sport. Die Beteiligten haben mir immer vier Themen genannt, keines davon hatte mit Sport oder den Olympischen Spielen zu tun", sagte Bach: "Das war die Flüchtlingsfrage, die Finanzierung, das waren FIFA und der DFB und die Attentate von Paris. Ich glaube nicht, dass man aus dieser Abstimmung mangelnde Sport- oder Olympiabegeisterung in Deutschland herleiten kann."
Diesen äußeren Einflüssen müsse man sich auch bei zukünftigen Bewerbungen stellen. "Es gab zwei Lebenslügen im internationalen Sport: 'Sport hat mit Politik nichts zu tun' und 'Sport hat mit Geld nichts zu tun'. Beides ist offensichtlich falsch. Deshalb muss man sich diesen Themen stellen. Man muss kommunizieren, welche positiven Effekte Olympische Spiele haben, wie groß der Beitrag des IOC ist, wie groß das Erbe der Spiele ist", sagte Bach.
Leitfaden an Nationale Olympische Komitees
Darüber hinaus glaubt das IOC trotz der aktuellen Herausforderungen durch das grassierende Zika-Virus und die Wirtschaftskrise in Brasilien an eine reibungslose Vorbereitung der Sommerspiele in Rio de Janeiro. In Bezug auf das Zika-Virus habe das IOC "am Freitag an alle Nationalen Olympischen Komitees eine Art Leitfaden geschickt", sagte Bach am Samstag am Rande der Rodel-WM am Königssee: "Wir werden weiter mit den internationalen und nationalen Gesundheitsbehörden zusammenarbeiten."
Zudem bestehe weiterhin enger Kontakt "zur Weltgesundheitsorganisation WHO und zum Organisationskomitee in Rio", sagte Bach: "Es gibt gegenwärtig keine Reisewarnung der WHO, aber die Situation wird sehr, sehr sorgfältig beobachtet."
Die Geldnot der Organisatoren in Rio hatte zuletzt zudem Nachverhandlungen über das Budget und zahlreiche Sparmaßnahmen notwendig gemacht. "Die internationalen Verbände, die Nationalen Olympischen Komitees und das IOC haben in einer Solidaritätsaktion mit den Organisatoren in Rio in den vergangenen Tagen ein ausgeglichenes Budget neu verhandelt", sagte Bach dazu: "Dieses bedarf der Bestätigung durch die staatlichen Autoritäten. Davon gehen wir aber aus und haben dann eine solide Grundlage für die verbleibenden sieben Monate."