Gojowczyk

Norrie

Verabschiedung

 

Damit enden die French Open für Peter Gojowczyk auf tragische Art und Weise, während der junge Cameron Norrie in die zweite Runde einzieht und dabei sogar noch Kräfte spart. Deutsche Tennis-Fans müssen aber nicht lange enttäuscht sein, denn gleich gibt es die nächste Chance: Philipp Kohlschreiber trifft auf dem selben Court auf den Kroaten Borna Coric, natürlich gibt es auch dieses Match live bei uns. Bis gleich!

Zahlen

 

Ein fitter Cameron Norrie hatte so überhaupt keine Probleme und erledigte seine Aufgaben mehr als ordentlich. Denn während Norrie 19 Winner schlug, machte der Brite nur zwei unerzwungene Fehler (Gojo: je 12 Winner und unerzwungene Fehler). Vor allem beim Aufschlag war es ein Klassenunterschied (50 Prozent vs. 70 Prozent), was sich auch im Ergebnis wiederspiegelt: Norrie hat jedes seiner Aufschlagspiele gewonnen und seinen Gegenüber dreimal gebreakt, ehe dieser aufgeben musste.

Fazit

 

Es ist schwierig, nach diesen rund 40 Minuten etwas über das Spiel zu sagen, ohne dabei zu hart zu klingen. Denn Gojowczyk hat zwar ein paar tolle Winner geschlagen, diese aber waren viel zu wenig, um die zahlreichen Fehler auszugleichen. Dass diese einer Verletzung zuzuschreiben sind, scheint außer Frage zu stehen, denn die Formkurve zeigte beim Deutschen zuletzt wieder nach oben.

Aufgabe

Noch eine Rückhand-Longline kassiert der 28-Jährige, dann beendet er die Sache. Die Verletzung scheint zu schlimm zu sein, um heute ordentlich Tennis zu spielen. Gojowczyk gibt auf, Cameron Norrie ist in der zweiten Runde der French Open!

1:6, 0:2

 

Schon wieder steht er am Netz nicht gut und kassiert den Passierball! Und dann zimmert ihm der Brite noch Vorhand-Winner longline um die Ohren zum 15:30 - das sieht schon wieder richtig schlecht aus für den Deutschen.

1:6, 0:2

 

Diese Vorhand die Linie runter hätte er nun aber noch ein zweites Mal abrufen müssen. Schafft er nicht, zu lang - und somit schon wieder 0:2!

1:6, 0:1

 

Aber er hält sich in diesem Spiel! Die Rückhand-Cross kann Norrie nur mit einem Notschlag returnieren, per Vorhand-Winner die Linie runter vollstreckt Gojo.

1:6, 0:1

 

Ja, die vielen Fehler. Drei an der Zahl machen aus 15:0 ein 15:40.

1:6, 0:1

 

Starke Rückhand-Cross von Gojowczyk, die ganz flach über das Netz kommt - und von Norrie nicht mehr zurückgespielt werden kann. Der zwölfte Winner schon von Gojo, da ist er gut. Aber die vielen Fehler...

1:6, 0:1

 

Es läuft weiter mehr als nur unrund beim Deutschen! Die Vorhand-Cross hat keine gute Länge und bringt Norrie direkt das Break zu Beginn des zweiten Satzes.

1:6, 0:0

 

Wieder zappelt Gojos Vorhand im Netz, gefolgt von einem Doppelfehler - 0:40!

1:6, 0:0

 

Die gute Nachricht: Der 28-Jährige kann weiter machen. Die schlechte: Er liegt einen Satz zurück und auch der erste Punkt geht an den Briten.

Medical Time Out

Das könnte ein Grund für den schwachen Auftritt sein: Gojowczyk lässt sich vor dem zweiten Satz behandeln, sein Physio kommt auf den Platz runter und breitet zwei Handtücher vor der Bank aus. Offenbar zwickt es bei Gojo im Hüftbereich.

Zwischenfazit

 

Ein ganz schwacher Gojowczyk wird hier im ersten Satz locker abgefrühstückt. Das kann im zweiten Satz eigentlich nur besser werden, die Körpersprache zeigt aber wenig Gründe, warum es das auch wirklich werden sollte.

1:6

Und ohne Punktverlust nimmt der Brite seinen Service dann auch mit und somit den ersten Satz.

1:5

 

Norrie scheint das jetzt locker runter spielen zu können, Gojowczyk lässt die Rückhand-Cross passieren und knallt den nächsten Return ins Netz zu drei Satzbällen.

1:5

 

Das wäre jetzt auch mal ein Zeitpunkt, um sich durch eine emotionale Geste selbst zu pushen, zu wecken. Aber Gojo wirkt völlig konsterniert. Bereitet den Punkte eigentlich gut vor, trifft dann aber mit der Rückhand-Cross nicht ins freie Feld. Ein weiterer leichter Fehler, der das 1:5 bedeutet!

1:4

 

Die Netzkante hilft etwas mit beim Schmetterball, aber der hätte auch so gepasst. Stark abgewehrt von Gojo!

1:4

 

... aber der nächste Fehler bedeutet die nächste Breakchance für Norrie.

1:4

 

Geht doch! Ein sagenhafter Rückhand-Stop bringt den Ausgleich.

1:4

 

Das Stellungsspiel ist noch immer total ungenügend beim Deutschen. Beim Netzangriff steht er exakt in der Mitte, beide Seiten offen für den Passierschlag, den er sogleich kassiert. Und dann donnert er auch noch die Vorhand ins Aus zum 15:30.

1:4

 

Das geht dann aber zu leicht, wie Norrie sein Aufschlagspiel am Ende doch noch mitnehmen kann. Und so ist Gojo jetzt schon gezwungen, seinen Service zu halten, sonst ist der erste Satz futsch!

1:3

 

Was für ein Zauberschlag! Da war Gojowczyk eigentlich noch in der richtigen Ecke, doch mit einem sensationellen Vorhand-Cross-Winner wehrt Norrie die erste Breakchance gegen sich ab.

1:3

 

Jawohl! Aggressiv und weit vorn diktiert Gojo den Ballwechsel und vollendet mit einer Vorhand-Cross. Und dann gibt es die erste Chance auf ein eigenes Break.

1:3

 

Aber so richtig fruchten will auch das noch nicht. Erst knallt Gojo die Vorhand selbst ins Aus, dann sitzt die Vorhand-Cross von Norrie dagegen perfekt.

1:3

 

Dann nehmen wir eben das als Weckruf! Mit einem super Rückhand-Cross-Winner wehrt der 28-Jährige auch den dritten Break-Ball ab und tütet dann nach zwölf Minuten sein erstes Spiel ein.

0:3

 

Das könnte doch jetzt der Weckruf sein! Den ersten wehrt Gojo per Winner ab, den zweiten mit einem Ass. Doch dann holt sich der Brite den Vorteil...

0:3

 

Wahnsinn! Der junge Brite donnert die nächste Rückhand die Linie runter, pefekt an die Grundlinie und erarbeitet sich die nächsten zwei Break-Bälle.

0:3

 

Norrie dagegen ist ganz frisch, schnell auf den Beinen und bringt sich mit einem feinen Rückhand-Cross-Winner gleich wieder in Front.

0:3

 

Return ins Netz und 0:3! Ich bin aktuell etwas sprachlos, wie schnell und leicht das hier gegen den 28-Jährigen geht, der sich zuletzt eigentlich in verbesserter Form präsentiert hatte.

0:2

 

Irgendwie wirkt Gojo mit dem Kopf nicht bei der Sache. Gleich zweimal knallt er den Return weit ins Aus und schenkt seinem Gegenüber so zwei schnelle Spielbälle.

0:2

 

Fehlstart für den Deutschen, der bei eigenem Aufschlag zu viele Fehler macht und direkt das Break kassiert!

0:1

 

Puh und dann ist auch Gojo direkt gefordert. Auf einen Service-Winner folgen zwei leichte Fehler und das 15:30.

0:1

 

Der erledigt das aber ganz unaufgeregt und holt sich das erste Spiel.

0:0

 

Gojowczyk kommt gleich gut rein, kann zweimal punkten und den Briten direkt fordern.

0:0

 

Erfrischend pünktlich geht's los, Norrie hat den ersten Aufschlag!

Das Turnier

 

Somit fehlen nur noch ein paar Fakten zum zweiten Grand Slam des Jahres. Das Tournoi de Roland Garros, wie die French Open offiziell heißen, finden seit 1891 jedes Jahr zwischen Mitte Mai und Anfang Juni im Stade Roland Garros im 16. Arrondissement in Paris statt. Dabei sind die French Open das einzige Sandplatzturnier der Grand-Slam-Serie und spielen keine Tiebreaks im Entscheidungssatz, was regelmäßig zu den längsten Matches auf der Tour führt. Zu gewinnen gibt es bei den Herren knapp 15 Millionen Dollar (alleine 2 Millionen für den Sieger), Titelverteidiger ist Rafa Nadal (ESP), der sich im Vorjahr seinen 10. Titel sicherte und neben Dominic Thiem (AUT) und Alexander Zverev natürlich wieder der Top-Favorit ist.

Norrie 2018

 

Womit wir schon bei der Saison des Briten angelangt sind. Die Australian Open verpasste der 22-Jährige noch durch eine Niederlage in der zweiten Qualifikationsrunde, es folgten Erstrunden-Pleiten beim Challenger in Newport Beach und den New York Open, ehe er in Delray Beach, Mexico, Indian Wells und Miami immerhin bis in die dritte Runde vordrang. Die Generalprobe vor Paris spielte Norrie in Lyon, wo er mit seinem Halbfinaleinzug überzeugte und sich erst in der Vorschlussrunde dem Lokalmatador Gilles Simon beugen musste.

Norries Höhepunkt

 

Und auch wenn zwischen den beiden Akteuren in der Weltrangliste rund 40 Plätze liegen, wird der Deutsche nicht den Fehler machen, den Jungspund auf der anderen Seite zu unterschätzen. Immerhin kann auch der schon einen Triumph auf der 250er-Tour vorweisen. Wenngleich dieser Höhepunkt nur im Doppel mit Kyle Edmund gelang, ist er nicht zu verachten: Im Mai 2018 gewannen die beiden Briten in Estoril - auf Sand!

Hartplatz-Helden

 

Dort ist der 22 Jahre junge Brite Cameron Norrie sein erster Gegner, der als Nummer 85 der Weltrangliste nach Paris kommt und schon drei Challenger Titel verzeichnen konnte - nur zwei weniger als Gojo. Auffällig: Die acht Challenger Erfolge von Norrie und Gojowczyk wurden allesamt auf Hartplatz gewonnen.

Gojo in Paris

 

Dort muss Gojowczyk, der auf den Spitzname "Gojo" hört, allerdings auch auf Sand spielen, "nicht mein Lieblingsbelag". Dennoch wird die Freude groß sein, denn nach Niederlagen jeweils in der letzten Qualifikationsrunde 2016 und 2017 gehört der Schützling von Alexander Satschko erstmals zum Hauptfeld in Paris.

Karrierehöhepunkt

 

Es folgte das Finale in Genf, wo er seinen zweiten ATP-Titel (nach Metz 2017) zwar klar verpasste, aber in der Weltrangliste auf Platz 43 kletterte - so hoch wie nie zuvor! Neben dem Preisgeld von rund 47.000 Euro eine schöne Belohnung. "Es war nicht mein bester Tag heute", gestand Gojowczyk nach dem Finale, den Blick längst nach vorne gerichtet: "Das Schöne am Tennis ist, dass man immer eine neue Chance, ein neues Match anstehen hat. Ich freue mich jetzt auf Roland Garros."

Gojowczyk 2018

 

Ansonsten sind die Parallelen zwischen Gojowczyk und Zverev aber natürlich verschwindend gering. Denn während der Youngster mit Titeln aus München und Madrid nach Paris kommt und zudem auch in Miami im Endspiel war, musste sein 28-jähriger Landsmann zuletzt eine Menge Erstrunden-Pleiten einstecken: Miami, Monte Carlo, Barcelona und Madrid. Erst in Rom platzte der Knoten wieder, als erst im Achtelfinale gegen Fabio Fognini Schluss war (4:6, 4:6).

Heimlich, still und leise...

 

Wer hätte gedacht, dass Peter Gojowczyk als zweites heißes Eisen aus Deutschland nach Paris kommt (und mit Philipp Kohlschreiber sogar noch ein dritter heißer Kandidat)? Denn während hier zu Lande alle Augen auf die deutsche Nummer 1 Alexander Zverev (Dritter der Weltrangliste) gerichtet sind, hat auch der 28-Jährige zuletzt einen Achtungserfolg gefeiert und damit gerade rechtzeitig zum zweiten Grand Slam des Jahres seine Form wieder gefunden. Beim ATP 250er-Turnier in Genf kam der Deutsche bis ins Finale, musste sich erst dort dem Ungar Marton Fucsovics geschlagen geben (2:6, 2:6).

vor Beginn

 

Herzlich willkommen bei den French Open zur Erstrundenpartie zwischen Peter Gojowczyk und Cameron Norrie.