Während Angelique Kerber im Eiltempo in die zweite Runde einzog, machte es Sabine Lisicki unerwartet spannend. Gegen die Tunesierin Ons Jabeur quälte sich Lisicki fast über zwei Stunden, ehe der 4:6, 6:0, 7:5-Erfolg gegen die Nummer 297 der Welt feststand.
Ganze 37 Minuten hat es gedauert, da stand die deutsche Medaillenhoffnung Angelique Kerber in der zweiten Runde des olympischen Tennis-Turniers. Die von Boris Becker als Goldkandidatin geadelte Kerber knüpfte an den guten Start im Doppelwettbewerb mit Sabine Lisicki an und siegte nach einer verletzungsbedingten Aufgabe ihrer Gegnerin Petra Cetkovska mit 6:1 und 3:0.
Doppelpartnerin Lisicki hätte auf ihrem Lieblingsbelag dagegen fast eine böse Überraschung erlebt. Gegen die Tunesierin Ons Jabeur - in der Weltrangliste nur auf Rang 297 platziert - verlor Lisicki den ersten Satz, machte im zweiten Durchgang kurzen Prozess, um dann nochmal richtig zu zittern. Damit stehen nach dem Sensationssieg von Julia Görges gegen Agnieszka Radwanska und Kerbers Erfolg drei deutsche Damen in der zweiten Runde, einzig Mona Barthel schied bereits in der ersten Runde aus.
"Es ist natürlich schade, dass das Spiel so zu Ende gegangen ist. Aber ich habe vorher sehr gut gespielt und bin glücklich, gewonnen zu haben", sagte Kerber nach der Kurzarbeit auf Nebenplatz 12 in Wimbledon. In der zweiten Runde tritt Kerber gegen die Ungarin Timea Babos erneut als große Favoritin an. Zuvor will Kerber aber wieder das olympische Leben genießen.
Kerber: In der Jugendherberge zu Edelmetall
"Ich denke, dass ich nachher noch ins Dorf fahre und dort übernachte", sagte Kerber nach ihrem Sieg im Eiltempo. Zuvor hatte sie in einem Haus in der Nähe der Church Road geschlafen, der Trubel zieht sie nun aber ins Olympische Dorf. "Es macht einfach Spaß. Es hat ein bisschen was von Jugendherbergsatmosphäre", meinte Kerber, die immer noch völlig begeistert von der Eröffnungsfeier war. "Das war das Größte, was ich bislang in meinem Leben mitgemacht habe."
Zuvor zeigte sie gegen Cetkovska eine konzentrierte und druckvolle Leistung, nach ihrem Einzug ins Halbfinale des regulären Grand Slam-Turnier in Wimbledon gehört Kerber mit ihrem guten Spiel auf Rasen zu den Favoritinnen. "Es war gut, dass ich mit einem Doppel angefangen habe. So konnte ich langsam ins Turnier reinkommen", sagte Kerber. Ganz in weiß, mit roten Schuhen und der Nationalflagge auf den Fingernägeln zeigte Kerber alles andere als langsames Tennis, schon nach 19 Minuten hatte sie den ersten Durchgang mit 6:1 für sich entschieden.
Auch im zweiten Satz gelang ihr ein schnelles Break, dann knickte Cetkovska unglücklich um und musste kurz danach passen. "Es war ein guter Auftakt. Ich war gar nicht so nervös, wie ich gedacht hatte", sagte Kerber nach ihrem ersten olympischen Einzel-Sieg. Etwas ungewohnt ist für Kerber die neugewonnene Popularität. "Ich muss gestehen, dass ich nicht alle deutschen Sportler kenne. Aber ein paar haben mich schon angesprochen und wollten ein Foto mit mir", berichtete Kerber. "Das war schon ein bisschen komisch."
Jabeur vergibt die Sensation
Doppelpartnerin Lisicki erwischte einen schlechten Start in den Tag, denn nachdem ihr Match gegen die große Außenseiterin Jabeur beim Stand von 3:4 am Sonntag wegen des rutschigen Rasens abgebrochen wurde, gab sie den ersten Satz tatsächlich ab - es drohte ein frühes Erwachen.
Doch Lisicki fand schnell zurück ins Match, den zweiten Satz gewann sie zu Null. Im dritten Satz kam die Nervosität aber wieder zurück, zum 2:3 kassierte Lisicki ein Break und die Sensation nahm erneut Gestalt an. Doch mit ihrer ganzen Routine schaffte Lisicki das Re-Break und entschied den Entscheidungs-Durchgang mit 7:5 für sich. In der nächsten Runde trifft Lisicki auf die Kasachin Yaroslava Shvedova, eigentlich eine machbare Aufgabe, eine Leistungssteigerung muss aber in jedem Fall her.
"Hauptsache weiter", kommentierte Lisicki ihre insgesamt schwache Leistung im All England Lawn Tennis Club. Am Tag zuvor war Lisicki auf dem wegen des Regens extrem rutschigen Rasen umgeknickt, worauf die Partie verschoben worden war. "Das war eine echte Schrecksekunde", sagte Lisicki. "Das war heute noch drin im Kopf. Ich habe mich nicht so getraut, in die Ecken zu laufen."