Ist Spanien angeschlagen, weil sich der Weltmeister auch gegen Kroatien lange schwer tat? Oder ist Fußball ein Spiel mit 22 Spielern, und am Ende gewinnen die Spanier? Wir analysieren Slaven Bilics gute, aber am Ende erfolglose Taktik, werfen einen Blick auf die UEFA-Regularien und versuchen, die Mannschaft zu identifizieren, die gegen Spanien wirklich gewinnen kann.
In einem hochinteressanten Spiel hat sich Spanien gegen Kroatien fürs Viertelfinale qualifiziert, und das als Gruppensieger. So weit, so erwartet. Was aber nicht nur für den anwesenden Bundestrainer Joachim Löw, sondern auch für alle anderen Trainer spannend zu beobachten war, war die kroatische Taktik, die über weite Strecken des Spiels hervorragend funktionierte und nach dem Spiel gegen Italien schon der zweite Fall war, in dem Spanien zunächst nicht mit dem Gegner klar kam.
Dabei darf natürlich auch nicht vergessen werden, dass Kroatien - wie am Vortag Dänemark gegen Deutschland - eine defensiv orientierte Taktik für ein Spiel gewählt hatte, das die Mannschaft eigentlich gewinnen musste. Die gleiche absurde Situation entstand also wie in Lviv - die technisch bessere Mannschaft versuchte, das Spiel bei viel Ballbesitz zu kontrollieren, während die nominell unterlegene Mannschaft entscheiden musste, ab welchem Zeitpunkt sie auf Offensive umschalten sollte.
1) Wie man Ballbesitz neutralisiert
Die rein statistischen Werte verrieten nicht, wie viele Probleme der Weltmeister mit dem kroatischen Spiel gegen den Ball hatte. Spaniens Ballbesitz addierte sich wieder einmal auf mehr als 70 Prozent der Spielzeit, aber echte Großchancen resultierten daraus nicht. Das, weil Kroatien dem mittlerweile etablierten Rezept für Fußball gegen dominante Mannschaften folgte. Es geht nicht um Pressing, es geht nicht um Balleroberung, es geht darum, entweder die Zahl der Torchancen des Gegners zu minimieren, oder - wie im Fall von Chelsea am Auffälligsten - die Qualität seiner Torchancen zu beeinträchtigen.