Nach dem bösen Erwachen gegen den größten Außenseiter der Bundesliga warnt Rudi Völler auch vor dem größten Außenseiter der Champions League. "Darmstadt lässt grüßen - und Borissow ist stärker", sagte der Sportchef von Bayer Leverkusen vor dem Auftakt der europäischen Königsklasse am Mittwoch gegen den weißrussischen Pokalsieger BATE Borissow.
Im Duell der Werksklubs gegen den von einer Traktorenfabrik gegründeten Klub fürchtet der Weltmeister von 1990 eine ähnliche Ausgangssituation wie bei der 0:1-Blamage am Samstag gegen den Aufsteiger. "Sie werden uns zum Favoriten erklären und sich in ihrer Außenseiterrolle pudelwohl fühlen", betonte Völler in seiner Kolumne im Stadionmagazin, zeigte sich aber auch "gerade wegen der Negativerfahrung zuversichtlich, dass unsere Jungs anders zur Sache gehen werden".
Schon nach der Auslosung hatte Völler davor gewarnt, den Klub der Baryssau Automobil- und Traktor-Elektrik zu unterschätzen: "Borissow ist in den vergangenen Jahren ein fester Bestandteil der Champions League geworden und hat sogar die Bayern geschlagen - die sind gefährlich."
Sieben Spieler des Teams, das 2012 den späteren Champions-League-Sieger München in der Gruppenphase mit 3:1 besiegte, sind noch dabei. Es war jedoch einer von nur drei Siegen in bisher 24 Spielen der Königsklasse - bei 16 Niederlagen. In Topf 4 waren die Weißrussen bei der Auslosung nach vier Teilnahmen zwar der punktbeste Team, nach der Auslosung wurden beim Sportwettenanbieter bwin jedoch keinem anderen schlechtere Chancen auf den Gruppensieg eingeräumt (101:1).
Werden "Fehler erzwingen"
Nicht nur deshalb bildet Trainer Roger Schmidt den demonstrativen Gegenpart zum mahnenden Sportchef und trägt weiter großes Selbstbewusstsein zur Schau trägt. "Dass wir von der Papierform her Favorit sind, können wir akzeptieren", äußerte der Coach, den auch ein weiteres Abwehr-Bollwerk nicht abschrecken würde. "Es kann schon sein, dass Borissow etwas tiefer stehen wird", sagte er: "Aber wir sind am Samstag nicht daran gescheitert, dass der Gegner defensiv gespielt hat. Wir haben schon oft gezeigt, dass wir in der Lage sind, gegen defensive Mannschaften durch permanenten Druck Fehler zu erzwingen."
Da Bayer am Samstag "nicht das gemacht hat, was uns stark macht", gab es die erste Heimniederlage seit sieben Monaten. Gegen Borissow um den früheren Stuttgarter Alexander Hleb gelten beim Bundesliga-13. aber keine Ausreden mehr. Will Bayer in der schweren Gruppe mit Titelverteidiger FC Barcelona und den AS Rom eine Chance haben, ist ein Sieg im Treffen der Werksteams absolute Pflicht.
"Mit einem Sieg in die Gruppenphase zu starten, ist immer das Wichtigste", versicherte der neue Kapitän Lars Bender in der Rheinischen Post: "Deshalb nehmen wir das Spiel genauso ernst, wenn nicht sogar ernster als das gegen Lazio." Gegen die Italiener hatte sich Bayer in einem "geilen" (Bender) Rückspiel in den Play-offs die zehnte Champions-Teilnahme gesichert.