Die Geschichte der Olympischen Spiele 2012 in London muss am Montag voraussichtlich zumindest in Teilen umgeschrieben werden: Nach Informationen der Sunday Times befinden sich auf der Liste der acht russischen Athleten, die durch Schmiergeldzahlungen an führende Köpfe des Weltverbandes IAAF Dopingsperren verhindert haben sollen, ein Gold- sowie ein Silbermedaillengewinner der Leichtathletik-Wettbewerbe.
Der ehemalige IAAF-Präsident Lamine Diack und Gabriel Dolle, der ehemalige Anti-Doping-Direktor der IAAF, sollen insgesamt 1,2 Millionen Euro kassiert haben, damit des Dopings überführte Athleten weiter an Wettbewerben teilnehmen konnten. Gegen die beiden Funktionäre laufen inzwischen Ermittlungsverfahren durch französische Justizbehörden.
Bei den betreffenden Athleten sollen im Jahr vor Olympia bei Kontrollen Unregelmäßigkeiten im sogenannten Blutpass aufgetaucht sein, die Rückschlüsse auf den Gebrauch von Epo oder auf illegales Blutdoping gaben und zu Sperren hätten führen müssen. Stattdessen soll Diacks persönlicher Anwalt Habib Cissé, gegen den ebenfalls ein Verfahren läuft, einen Deal mit Mitgliedern des russischen Verbandes eingefädelt haben.
Am Montag wird die unabhängige Untersuchungskommission der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) ihren Bericht in der Korruptions-Affäre um Diack und russische Verbandsfunktionäre in Genf vorstellen.
Der Kanadier Pound wird unterstützt von Günter Younger (München) und seinem Landsmann Richard McLaren. Die Kommission der WADA wurde im Januar zur Untersuchung der Doping-Beschuldigungen gegen die russische Leichtathletik gegründet. ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt hatte mit seiner preisgekrönten Doku "Geheimsache Doping: Im Schattenreich der Leichtathletik" die Affäre aufgedeckt.