Eric Frenzel strahlte im Schneeregen über beide Ohren, Johannes Rydzek stand trotz einer grandiosen Aufholjagd der Frust ins Gesicht geschrieben: Kombinations-Olympiasieger Frenzel hat an der Spitze des sechsten deutschen Dreifach-Sieges vor Weltmeister Rydzek und Fabian Rießle die Führung im Gesamtweltcup übernommen und geht damit von der Pole Position ins Herzschlagfinale am Wochenende in Schonach. Beim Schwarzwald-Showdown dürfte es nun hoch hergehen.
"Wahnsinn, das ist echt super gelaufen", sagte Frenzel, der nach den zweitägigen Wetterkapriolen in Norwegen das bessere Ende für sich hatte und mit 19,2 Sekunden Vorsprung auf Rydzek siegte. Dieser hatte bei der WM in Lahti beide Einzel-Titel und an Frenzels Seite auch die beiden Team-Entscheidungen gewonnen. Auf Platz drei lag Rießle - auch im Gesamtweltcup Dritter - 22,2 Sekunden hinter Frenzel zurück.
Der Sachse, der mit sechs Zählern Rückstand nach Trondheim gereist war, führt vor dem letzten beiden Rennen mit 14 Punkten Vorsprung auf Rydzek, der noch von Platz elf noch auf das Podest stürmte. Seit Saisonbeginn haben sich die beiden "Dominierer" an der Spitze des Weltcup-Rankings abgewechselt. Den Weltcup-Rekord des Finnen Hannu Manninen, der die Saison 2005/06 mit 1500 Punkten abgeschlossen hatte, haben Frenzel (1534) und Rydzek (1520) am Mittwoch ausgelöscht.
Die beiden jeweils achtmaligen Saisonsieger können die Kristallkugel - für Frenzel (28) wäre es die fünfte in Serie, für Rydzek (25) nach sechs WM-Titeln die erste - weiterhin noch aus eigener Kraft gewinnen: 200 Punkte sind aus den letzten beiden Rennen noch zu holen, ein Sieg ist 100 Zähler wert, Platz zwei 80, Platz drei 60 - Frenzel wäre mit einem Sieg und einem zweiten Rang in Schonach am Ziel, Rydzek muss wohl beide Rennen gewinnen.
Rydzeks Tag startete schlecht
Für den Allgäuer war der Wettkampf-Tag denkbar schlecht gestartet. Wegen irregulärer Windbedingungen wurde das Springen auf der großen Granasen-Schanze am Mittwochmittag abgesagt und der provisorische Durchgang vom Vortag als Startgrundlage für den Langlauf genutzt.
Dort war Rydzek bei schlechten Bedingungen 10,5 m kürzer als Frenzel gesprungen, der als Dritter 26 Sekunden Rückstand auf den führenden Österreicher Mario Seidl hatte - Rydzek lag auf Platz elf fast eine Minute hinter Frenzel. "Es waren gestern sehr unfaire Bedingungen, der Wind hat oft gewechselt", sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch in der ARD: "Johannes ist schon sauer, dass er nun nicht mehr die Chance hatte, das wiedergutzumachen. Erics Sprung war dagegen eine ziemliche Bombe."
Rydzek bildete mit Teamkollege Rießle und Norwegens Team-Olympiasieger Magnus Moan ein starkes Verfolgertrio, das von Beginn an Boden gut machte. Kurz vor dem Ziel setzte sich Rydzek von seinen Begleitern ab - Frenzel lag da aber schon uneinholbar vorne.