Der Kapitän gibt grünes Licht und meldet sich für die EM-Endrunde einsatzbereit, doch letzte Zweifel an seinem Fitnesszustand konnte ein bestens gelaunter Bastian Schweinsteiger auch zum Start des EM-Trainingslager von Weltmeister Deutschland in Ascona nicht ausräumen. "Das Wort aufgeben gibt es für mich nicht. Ich habe in den letzten zwei, drei Wochen gute Fortschritte gemacht und bin sehr zuversichtlich. Jetzt muss ich mich an die Mannschaft heranarbeiten und dann am Ende sehen, ob es reicht", sagte der 31-Jährige am Mittwoch mit einer gesunden Portion Zuversicht.
"Ich hatte schon viele schwierige Situationen in meiner Karriere und konnte der Mannschaft am Ende doch immer helfen. Daraus ziehe ich meinen Optimismus. Vor der WM war ich in einem schlechteren Zustand und dann hat es ja noch ganz gut geklappt", sagte Schweinsteiger und erinnerte an 2014.
Vor dem Titelgewinn der DFB-Auswahl in Brasilien schlug sich der frühere Bayern-Star mit einer hartnäckigen Patellasehnen-Entzündung herum und wurde erst im Turnierverlauf von Bundestrainer Joachim Löw behutsam ins Team eingebaut. Im Finale gegen Argentinien (1:0) machte der emotionale Leader dann das Spiel seines Lebens.
Löw hofft, dass sein verlängerter Arm auch diesmal rechtzeitig die Kurve bekommt. "Er ist enorm wichtig für uns. Aber nur, wenn er keine Beschwerden mehr hat und er voll belastbar ist, kann er uns helfen", sagte der 56-Jährige dem SID und verweigerte dem Lahm-Nachfolger damit einen Freifahrtschein für Frankreich.
Positive Signale gab es aber am Donnerstag von Thomas Schneider. "Er muss konditionell noch einige Dinge aufholen, aber es sieht sehr, sehr gut aus", sagte Löws Assistent nach den ersten drei Einheiten. Für den viermal 20-minütigen Testlauf gegen die eigenen U20 spielte Schweinsteiger aber noch keine Rolle.
Schweinsteiger hat "gute Basis"
"Letztendlich entscheidet der Bundestrainer. Die Mannschaft steht an erster Stelle und nicht eine einzelne Person", sagte Schweinsteiger. Löw selbst gab sich nach der ersten Trainingseinheit am Lago Maggiore zurückhaltend und will zunächst mal bis Freitag oder Samstag die Entwicklung bei dem Mittelfeldstrategen beobachten.
"Dann sehen wir weiter", sagte Löw: "Körperlich hat er in den letzten Wochen sehr viel gemacht und hat daher eine gute Basis. Ich sehe den nächsten Wochen optimistisch entgegen. Klar braucht er dann noch einen Rhythmus."
"Ich habe seit März kein Spiel mehr bestritten, das ist sicher nicht von Vorteil. Aber ich kenne solche Situationen und lasse mich davon nicht aus der Spur bringen", so der malade Kapitän, der sich im März beim Training der Nationalmannschaft in Berlin eine schwere Innenbandverletzung zugezogen hatte.
Verbleib in Manchester unklar
Wie vor zwei Jahren beim Sommermärchen an der Copacabana hofft Schweinsteiger aber auch diesmal wieder auf ein Happy End - nicht nur für sich, sondern für die gesamte Mannschaft. "Wir müssen in der Vorbereitung hart arbeiten und dürfen uns nicht auf dem Erfolg ausruhen. Denn als Weltmeister werden wir noch mehr gefordert. Wenn ich unsere Mannschaft und unser Trainerteam sehe, bin ich aber sehr zuversichtlich, dass wir auch wieder bei der EM sehr erfolgreich sind."
Weiter als bis zur EM will er aktuell nicht denken. "Die WM 2018 ist für mich noch kein Thema", so Schweinsteiger, der in Russland sein achtes Turnier bestreiten könnte. Vielmehr beschäftigt er sich schon mit der kommenden Saison bei Manchester United, wo seine eigene Zukunft nach der Trennung von seinem Mentor Louis van Gaal am seidenen Faden hängt.
"Jeder Spieler freut sich darauf, unter José Mourinho zu trainieren", sagte Schweinsteiger, der fest davon ausgeht, dass der Portugiese den Ex-Bayern-Coach van Gaal, der Schweinsteiger im vergangenen Sommer auf die Insel geholt hatte, beerbt.
Nach Informationen englischer Medien steht Schweinsteiger bei Mourinho aber auf der Abschussliste. Im Moment hat Bastian Schweinsteiger aber erst einmal ganz andere Sorgen.