Erst kommt der THW Kiel und dann der Rest - zu diesem zählen die SG Flensburg-Handewitt und der HSV Handball, die sich in der Bundesliga gegenüberstehen. Die SG kämpft schon lange mit geringeren Mitteln gegen die Großen an, der HSV muss seinen Weg noch finden.
Kontinuität und Bescheidenheit sind die Tugenden, die an der Flensburger Förde den sportlichen Erfolg möglich machen. Die Randlage in Deutschlands Norden an der Grenze zu Dänemark hat sich schon seit jeher als Standortnachteil erwiesen und dem finanziellen Spielraum Grenzen gesetzt. Einen Etat von 5,7 Millionen Euro hat die SG zur Verfügung, im Vergleich zu den 9,5 Millionen, die der THW Kiel ausgibt, ist das eine erhebliche Differenz.
Laut SG-Geschäfstführer Dierk Schmäschke steht eine "Restrukturierung" des gesamten Vereins bevor. "Es wird den ein oder anderen harten Einschnitt geben. Wir stellen die Mannschaft in den Mittelpunkt unseres Handelns", sagte Schmäschke, der bereits die Pressestelle aus betriebsbedingten Gründe schloss.
Beim Thema Mannschaft setzt Flensburg-Handewitt auf langfristige Planung und gezielte Verstärkungen. Trainer Ljubomir Vranjes, der bei den Nordlichtern schon Spieler, Kapitän, Team-Manager und seit 2010 nun Trainer ist, hat einen Vertrag bis 2017. Nebenbei übernimmt der Schwede auch noch das Scouting.
Die ganz großen Stars kann sich Flensburg-Handewitt nicht leisten, im Fokus stehen daher eher junge Talente (Petar Djordjic kam 2010), Akteure die anderswo stagnierten (Holger Glandorf, Lars Kaufmann/beide 2011) oder noch auf den ganz großen Durchbruch warten (Steffen Weinhold/2012). Und natürlich ist auch die Förderung des eigenen Nachwuchses, aus dem zum Beispiel Kreisläufer Jacob Heinl stammt, ein zentraler Eckpfeiler.
Champions League eine Herausforderung
Mit Maik Machulla kam zu dieser Saison zudem noch ein ganz erfahrener Spieler dazu, den Vranjes noch aus seiner Zeit in Nordhorn kennt. Die kurzfristige Verpflichtung von Arnor Atlason aus Kopenhagens Konkursmasse war eine Reaktion auf den Kreuzbandriss von Petar Djordjic kurz vor Saisonbeginn. "Ich möchte jeden Spieler individuell weiterentwickeln und so am Ende das gesamte Team nach vorne bringen", erklärt Vranjes seine Maxime.
Mit diesem Konzept hatte Flensburg-Handewitt zuletzt großen Erfolg. In der abgelaufenen Saison wurde das Team hinter Kiel Zweiter in der Bundesliga, kam ins Finale des DHB-Pokals und gewann den Europapokal der Pokalsieger.
Eine Wiederholung dieser Erfolge wird schwer, auch weil die Doppelbelastung mit der Champions League-Teilnahme hinzukommt. Vor diesem Hintergrund ist der langfristige Ausfall von Petar Djordjic ein herber Verlust, Mut macht dagegen das Comeback von Holger Glandorf nach monatelanger Verletzungspause.