Severin Freund verlor sein Gelbes Trikot an Teenager Domen Prevc, Markus Eisenbichler sorgte als Sechster für das einzige Top-Ten-Ergebnis: Die deutschen Skispringer sind beim Heimspiel in Klingenthal nach ihrem furiosen Saisonstart wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Als Trostpflaster blieb zumindest der starke zweite Platz aus dem Teamwettbewerb am Samstag.
"Es war klar, dass es für mich so nicht weitergeht. Natürlich ist das ärgerlich, aber ich weiß, wo ich stehe", sagte Freund, der sich eine Woche nach seinem Sieg in Kuusamo mit Rang elf begnügen musste. Der Niederbayer segelte auf mäßige 133,0 und 131,5 m und hatte mit der Entscheidung nichts zu tun. "Unten ist mir das Gas ausgegangen. Aber jede Woche gibt es eine neue Schanze, es wird wieder besser werden", sagte der Weltmeister.
Seinen schon zweiten Saisonerfolg sicherte sich der Slowene Prevc. Der erst 17 Jahre alte Bruder von Superstar Peter Prevc gewann nach Sprüngen auf 140,0 und 141,0 m mit 286,9 Punkten knapp vor Vorjahressieger Daniel Andre Tande (Norwegen/286,7) und dem Österreicher Stefan Kraft (284,8). "Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. Das ist ein tolles Gefühl", sagte Youngster Prevc.
In die Bresche sprang aus deutscher Sicht Eisenbichler, der das beste Weltcup-Ergebnis seiner Karriere einstellte. "Ich habe gezeigt, was in mir steckt, ich bin in einer Topform", sagte der 25-Jährige aus Siegsdorf. Karl Geiger (Oberstdorf) wurde 14., Lokalmatador Richard Freitag (Aue) blieb als 15. wie Freund hinter seinen Möglichkeiten zurück. Stephan Leyhe (Willingen) als 19. und Andreas Wellinger (Ruhpolding) als 27. holten zumindest noch Weltcup-Punkte.
Bundestrainer Werner Schuster war zumindest mit Eisenbichler zufrieden. "Markus ist seit Monaten in seiner sehr guten Verfassung, er springt sehr konstant. Er muss sich jetzt im Elitekreis etablieren", sagte der Österreicher. Bei Freund sei mit Blick auf die nahende Vierschanzentournee und angesichts der langen Pause nach der Hüft-Operation dagegen "Geduld" gefordert. Im Gesamtweltcup liegt Freund mit 204 Punkten nun hinter Prevc (220). Der einstige Seriensieger Peter Prevc wurde am Sonntag nur 22. und ist insgesamt Siebter.
Den größten Applaus der 7015 Zuschauer erhielt aber der Tscheche Vojtech Stursa. Der 21-Jährige verlor zunächst nach der Landung das Gleichgewicht, blieb regungslos liegen und wurde auf einer Trage aus dem Stadion gebracht. Stursa berappelte sich jedoch, trat zum zweiten Durchgang an und feierte als 28. sogar das beste Weltcup-Ergebnis seiner Karriere.
Im Teamspringen hatte es für die DSV-Adler am Samstag nach den Siegen 2014 und 2015 immerhin zu Rang zwei gereicht. Freund, Freitag, Wellinger und Eisenbichler landeten in einem hochklassigen Wettkampf mit 1087,2 Punkten klar hinter Polen (1128,7), das erstmals in der Geschichte des Weltcups ganz oben stand. "Unglaublich. Das war ein historischer Moment für uns", sagte Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch.
Olympiasieger Deutschland zog mit Freunds letztem Sprung noch am ewigen Rivalen Österreich (1086,3) vorbei, da ÖSV-Adler Manuel Fettner Opfer eines Materialdefekts wurde und nur bei 128 m landete. Bei dem Tiroler brach kurz vor dem Sprung der Zapfen, der den Bindungsstab mit dem Schuh verbindet, Sturzgefahr bestand aber nicht. Weltmeister Norwegen (1024,2) wurde mit großem Rückstand Vierter.
Freund und Co. bleiben nun noch zwei Weltcup-Wochenenden, um Schwung für die nahende Tournee zu holen. Dort will Coach Schuster ein Wörtchen mitreden. "Ich hoffe, dass wir bei der Tournee wieder um den Sieg springen können. Bei Severin brauchen wir weiter Geduld. Aber wir haben auch andere Kandidaten, speziell Richard Freitag oder auch Andi Wellinger", sagte der Österreicher.