Severin Freund rettete den deutschen Skispringern zumindest Rang zwei, am historischen ersten Team-Triumph Polens konnte aber auch der Weltmeister nichts mehr ändern: Die DSV-Adler haben beim Heimspiel in Klingenthal den erhofften Sieg-Hattrick deutlich verpasst. Mit 1087,2 Punkten landete der Olympiasieger klar hinter den erstmals im Weltcup erfolgreichen Polen (1128,7) um Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch, durfte aber dennoch zufrieden sein.
"Der Wettkampf hatte ein unglaublich hohes Niveau. Wir sind fast mitgekommen, aber nicht ganz", sagte Bundestrainer Werner Schuster. Vor dem letzten Durchgang lagen Weltcup-Spitzenreiter Freund, Richard Freitag, Andreas Wellinger und Markus Eisenbichler noch auf Rang drei, ehe Freund einen Patzer des Österreichers Manuel Fettner nutzte. Dem ewigen Rivalen der deutschen Weitenjäger blieb mit 1086,3 Punkten nur der dritte Rang.
Bei den Polen setzte der langjährige Schuster-Assistent Stefan Horngacher ein erstes Ausrufezeichen. Der Österreicher hatte den Deutschen Skiverband nach der vergangenen Saison verlassen, um Polen nach einem schwachen Jahr zu alter Stärke zu führen. "Wir haben nicht erwartet, dass wir hier um den Sieg mitspringen. Eigentlich war das Podest das Ziel", sagte Horngacher. Der überragende Stoch, Maciej Kot, Piotr Zyla und Dawid Kubacki führten ab der zweiten von acht Gruppen souverän und gewannen verdient.
Weltmeister Norwegen (1024,2) um den im Vorjahr im Einzel siegreichen Daniel Andre Tande musste sich mit Rang vier begnügen. Slowenien (1013,4) mit den Brüdern Peter und Domen Prevc blieb nur der fünfte Platz. Der erst 17 Jahre alte Domen durfte sich mit 145,0 m zumindest über den weitesten Flug des Tages freuen.
Vor 7000 Zuschauern erwischten die 2014 und 2015 in der Vogtland-Arena siegreichen Gastgeber einen Traumstart: Der schon im Training starke Eisenbichler brachte das Schuster-Quartett mit einem Flug auf 137,5 m in Führung. Wellinger (135,0 m) und Freitag (132,0 m) verloren anschließend mit verkürztem Anlauf je einen Rang, nach Freunds Flug auf 134,0 m lag das DSV-Quartett zur Halbzeit in Lauerstellung auf Rang drei. "Wir hatten einen guten Start mit Markus, auch Andi Wellinger hat sich super gesteigert", sagte Schuster zur Pause.
Eisenbichler (136,0), Wellinger (132,0) und der starke Lokalmatador Freitag (138,0) hielten den Gastgeber im zweiten Durchgang auf dem dritten Rang, ehe Freund doch noch der Sprung auf Rang zwei gelang. Dem Niederbayern reichten mäßige 132,0 m, da der Österreicher Manuel Fettner überraschend patzte. "Es war von Markus ein sehr konstanter Wettbewerb. Richard ist richtig aus sich rausgegangen, auch Andreas war konstant. Wir kommen der Spitze immer näher", sagte Schuster.
Bei Temperaturen von knapp unter dem Gefrierpunkt und kaum Wind herrschten in Klingenthal perfekte Bedingungen, auch die mit Kunstschnee präparierte Schanze präsentierte sich nach stundenlanger Arbeit in guter Verfassung. "Ich muss dem Veranstalter gratulieren. Es ist grandios, was hier geleistet wird", sagte FIS-Renndirektor Walter Hofer.
Somit steht auch dem Einzel-Wettbewerb am Sonntag (15.00 Uhr) nichts im Wege. "Ein Sieg in Klingenthal fehlt mir zwar noch, aber ich gehe die Sache entspannt an und mache mir keinen allzu großen Druck. Ich gebe Vollgas und schaue, was am Ende dabei rauskommt", sagte der in Gelb antretende Freund.