Die WM 2014 ist die letzte große Bühne für Ottmar Hitzfeld. Der Schweizer Nationaltrainer tritt in Brasilien nach mehr als 30 Jahren im Fußballgeschäft ab.
Der letzte große Auftritt des Gentleman auf der großen Fußball-Bühne soll so lange wie möglich dauern. Mindestens bis ins Achtelfinale der WM in Brasilien will Ottmar Hitzfeld die Schweizer Nationalmannschaft führen, sagt der 64-Jährige, und dann "will man natürlich auch ins Viertelfinale". Aber spätestens mit dem Ende der WM hängt der frühere Meistertrainer von Bayern München und Borussia Dortmund seinen Trenchcoat endgültig an den Nagel - und beendet eine der erfolgreichsten Trainerkarrieren überhaupt.
Die "schwierigste Entscheidung" seiner Trainer-Laufbahn traf Hitzfeld, der dann höchstens noch als TV-Experte in deutschen Stadien zu sehen sein wird, bereits im Oktober - er verkündete den Abschied so, wie er alles in den vergangenen 30 Jahren erledigt hatte: Besonnen, mit Stil, und, zur Freude der Schweizer, zum rechten Zeitpunkt.
Schweizer Verband: Erst einmal innehalten
"Ottmar Hitzfeld ist auch in dieser Lage ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle und lässt uns viel Zeit. Das ermöglicht uns, nicht gleich am Kandidatenkarussell zu drehen, sondern erst einmal innezuhalten", sagte Alex Miescher, Generalsekretär des Schweizer Fußballverbandes (SFV).
Wer die Eidgenossen nach dem Abpfiff in Brasilien betreut, ist deshalb noch offen. Favorit ist laut Schweizer Medien Vladimir Petkovic (50), der derzeit beim italienischen Erstligisten Lazio Rom mit Nationalspieler Miroslav Klose unter Vertrag steht. Noch hat der SFV aber keine offizielle Entscheidung verkündet. Zuletzt geisterte auch der Name des ehemaligen Bundestrainers Jürgen Klinsmann (49), der bei der WM mit den USA sogar auf Hitzfeld treffen könnte, durch die Medien. Eine Rolle spielt das für die Fans der Schweizer "Nati" aber ohnehin nicht.
Mit und dank Hitzfeld, der den BVB und die Bayern zum Triumph in der Champions League führte und zuvor in der Schweiz bereits mit dem FC Aarau und Grasshopper Zürich eifrig Titel gesammelt hatte, könnten die Schweizer im kommenden Sommer tatsächlich eine gewichtige Rolle spielen. Auch wenn es zunächst nicht immer danach aussah.
"Historischer Erfolg" für Hitzfeld
Hitzfelds Wirken bei den Eidgenossen seit seinem Amtsantritt am 1. Juli 2008 war von Höhen und Tiefen gekennzeichnet. Erst führte der gebürtige Lörracher sein erstes Nationalteam zur WM 2010 in Südafrika, scheiterte dort aber trotz eines Vorrundensieges gegen den späteren Weltmeister Spanien in der Gruppenphase. Es folgte die verpasste Qualifikation für die EM 2012 in Polen und der Ukraine, in der England und Montenegro (noch) zu stark waren.
Gut eineinhalb Jahre später ist die Schweiz, die in allen zehn Quali-Spielen ungeschlagen blieb, am 6. Dezember bei der Gruppenauslosung in Topf eins gesetzt. "Mit Ottmar Hitzfeld hat sich die Schweiz erstmals vorzeitig für eine WM-Endrunde qualifiziert", lobte Verbandspräsident Peter Gilliéron. Dass sich sein Land im gleichen Topf mit Brasilien, Deutschland und Spanien befinde, sei ein "historischer Erfolg".
Großes Bundesliga-Aufgebot
Um daran am Zuckerhut anzuknüpfen, wird Hitzfeld auf eine Reihe von Bundesliga-Profis zurückgreifen. Dabei sein werden wohl Torwart Diego Benaglio (VfL Wolfsburg), Xherdan Shaqiri (Bayern München) und Granit Xhaka (Borussia Mönchengladbach). Hoffnungen auf ein Ticket dürfen sich zudem Tranquillo Barnetta, Pirmin Schwegler (beide Eintracht Frankfurt), Gelson Fernandes, Admir Mehmedi (beide SC Feiburg), Fabian Lustenberger (Hertha BSC), Johan Djourou (Hamburger SV/FC Arsenal), Ricardo Rodríguez (VfL Wolfsburg), Timm Klose und Josip Drmic (beide 1. FC Nürnberg) machen.