Die Gescheiterten rappeln sich mühsam für einen neuen Anlauf auf, es geht weiter. "Die Spieler kann man mit keinen Worten der Welt aufrichten", hat Trainer Roger Schmidt von Bayer Leverkusen am Dienstag nach dem Aus in der Champions League bei Atlético Madrid gesagt - doch ganze vier Tage später kämpft die Werkself gegen das ebenfalls ausgeschiedene Schalke 04 schon wieder um die direkte Qualifikation für ein neues Jahr in der Königsklasse.
Für beide Seiten steht viel auf dem Spiel. Prestige, Millionen. "Man kann von einem Sechs-Punkte-Spiel sprechen", sagte Schalke-Trainer Roberto Di Matteo vor dem Duell des Tabellenfünften aus Gelsenkirchen mit dem Vierten am Samstag (18.30 Uhr im LIVE-TICKER). Bayer-Sportdirektor Rudi Völler ließ ebenfalls keinen Zweifel an der Bedeutung: "Wir wollen wieder in die Champions League. Dafür müssen wir bei einem der schärfsten Konkurrenten punkten."
Für die Leverkusener ist die Lage psychologisch weit ungünstiger. Das bittere Aus im Achtelfinal-Elfmeterschießen (Hakan Calhanoglu, Ömer Toprak und Stefan Kießling hatten verschossen) könnte einen Knacks gegeben haben, in den Knochen stecken 120 Minuten Kampf und eine tiefe Enttäuschung. "Es ist sehr schwierig, wir müssen das jetzt so schnell wie möglich vergessen", sagte Stürmer Josip Drmic.
S04: Verlieren verboten
Schalke dagegen wurde eine Woche zuvor für das letztlich aber nicht ausreichende 4:3 bei Real Madrid gefeiert - allerdings liegt es drei Punkte hinter dem Gegner zurück, eine Niederlage könnte vorentscheidend sein. Der Tabellendritte Borussia Mönchengladbach, ohnehin schon fünf Punkte voraus, wäre in diesem Fall nur schwer einzuholen, Bayer sechs Punkte enteilt.
Beide Mannschaften wollen sich die weit weniger lukrative Europa League ersparen. In dieser gibt es mindestens 20 Millionen Euro weniger zu verdienen, sie würde die mit großen Namen zuletzt verwöhnten Fans eher langweilen. "Wir wollen in Europa dabei sein - und zwar in der Champions League und nicht im Ural", sagte Bayers Geschäftsführer Michael Schade energisch.
Schmidt allerdings ergänzte am Freitagmittag: "Andere haben andere Möglichkeiten. Man kann nicht immer Champions League spielen. Auch die Europa League ist attraktiv. Da schüttelt man sich kurz, und los geht's." Die Bühne der Besten erneut zu erreichen, wäre aber "großartig".
Wellenreuther im Kasten
Profitieren könnte die Werkself von der Torwartproblematik beim Gegner. Der junge Timon Wellenreuther, 19 und eigentlich ein Viertliga-Torhüter, scheint noch nicht die Klasse für hohe Aufgaben zu besitzen. Daraus ist ihm absolut kein Vorwurf zu machen, dennoch ist es für Schalke 04 schwierig, zumal Abwehrchef Benedikt Höwedes gelbgesperrt fehlen wird.
"Ich schenke dem Jungen mein Vertrauen", sagte Di Matteo über Wellenreuther: "Wir hatten unter der Woche ein gutes Gespräch. Ich bin mir sicher, dass Timon eine gute Leistung abliefern wird." Zuletzt bei Hertha BSC (2:2) hatte er zweimal gepatzt.