Die obligatorische "Humba" vor der Fan-Kurve war für Christian Streich dann doch ein bisschen zu viel des Guten. Als sich seine Spieler für den nächsten wichtigen Schritt Richtung Klassenerhalt gebührend feiern ließen, marschierte der Trainer des SC Freiburg aufgewühlt und mit zerzausten Haaren in die Kabine. Den glücklichen 4:2 (0:1)-Erfolg gegen Borussia Mönchengladbach bewertete der "Mahner aus dem Breisgau" daher auch gewohnt zurückhaltend.
"Gut, erfreulich", sagte Streich, der Minuten nach dem Schlusspfiff noch immer sichtlich mitgenommen war: "Wir haben wieder ein Spiel gewonnen, drei Punkte eingefahren, und die Spiele werden immer weniger." Mehr aber auch nicht.
Drei Partien sind es noch, und die vor der Rückrunde als heißer Abstiegskandidat gehandelten Freiburger haben sich nach dem 31. Spieltag ein ordentliches Polster auf Relegationsrang 16 erarbeitet. Von einer vermeintlichen Rettung wollten allerdings weder Streich noch seine Schützlinge etwas wissen.
"Nur ein bisschen genießen"
"Wir sind noch lange nicht zufrieden. Wir brauchen noch Punkte, das wissen wir alle", sagte der Schweizer Admir Mehmedi, der dank seines Doppelpacks (51./87.) mal wieder der herausragende SC-Akteur war. Oliver Sorg (71.) mit einem Traumtor aus 30 Metern und der Tscheche Vladimir Darida (72.) erzielten die weiteren Treffer für die Gastgeber.Weil die Gladbacher, für die Patrick Herrmann (10.) und Havard Nordtveit (89.) trafen, aber vor allem im ersten Durchgang das bessere Team und der Freiburger Erfolg daher durchaus schmeichelhaft gewesen war, wollte Nationalverteidiger Matthias Ginter den Dreier und das anstehende Osterfest auch "nur ein bisschen genießen" - wohl wissend, dass der von Gladbachs Kapitän Filip Daems vergebene Foulelfmeter (65.) und die Gelb-Rote Karte für Granit Xhaka (69.) den Freiburgern in die Karten spielten: "Wir müssen weitermachen und es schaffen, dass wir auch rechnerisch nicht mehr absteigen können."
Dass die junge Freiburger Truppe mit nur einer Niederlage aus den vergangenen sieben Partien hierzu auf einem sehr guten Weg ist, wusste auch Streich. Völlig zurecht lobte er daher seine Spieler, "die immer weitergehen, weitergehen, weitergehen" und selbst unter großem Druck versuchen, "Fußball zu spielen." Streich sprach zudem von einer hohen sozialen Intelligenz, von Verantwortung, von Mut: "Denn Angst frisst die Seele auf. Und ängstlich dürfen wir in Freiburg nicht sein."
Gladbacher Abschlussschwäche
Ängstlich waren auch die Gladbacher keinesfalls. Um den Traum von der Champions-League-Qualifikation allerdings doch noch wahr werden zu lassen, muss in den verbleibenden drei Spielen die Abschlussschwäche behoben werden. Zudem sind die Gladbacher auf Schwächen der Konkurrenz angewiesen. "Es ist sehr schwer für uns, diese Niederlage zu verdauen. Nach solch einer ersten Halbzeit sollten wir eigentlich gewinnen", sagte Trainer Lucien Favre.Den Chancen aus dem ersten Durchgang trauerte auch der Ex-Freiburger Max Kruse nach. Die Mannschaft hätte mindestens mit 2:0 in die Pause gehen müssen, sagte der Nationalspieler: "Und die zweite Halbzeit, die war unterirdisch. Wir können viel besser spielen."