Mit einer Rumpftruppe um "Oma" Anja Mittag wollen die Fußball-Olympiasiegerinnen ihr goldenes Jahr 2016 erfolgreich abschließen. Obwohl mehr als ein Dutzend Spielerinnen fehlen, soll der Härtetest gegen Norwegen am Dienstag Bundestrainerin Steffi Jones weitere wichtige Erkenntnisse für die Mission Titelverteidigung bei der EM im kommenden Sommer liefern.
"Unser Ziel ist es, an die guten Leistungen der vergangenen beiden Heimspiele anzuknüpfen und das Jahr mit einem positiven Ergebnis abzuschließen", sagte Jones und kündigte an, auch in der Neuauflage des EM-Finales von 2013 (1:0) in Chemnitz "sowohl taktisch als auch positionsbezogen Verschiedenes auszuprobieren".
Der verletzungs- oder krankheitsbedingte Ausfall von 13 (!) Spielerinnen zwingt die neue Bundestrainerin ohnehin zu Experimenten. Nominell stehen beispielsweise nur noch drei Mittelfeldspielerinnen zu Verfügung. Für Jones kein Grund zum Lamentieren: "Wir sind dennoch sehr gut aufgestellt personell, wir haben einen breiten, ausgeglichenen Kader." Carolin Simon (SC Freiburg) und Anna Gasper (Turbine Potsdam) haben bei ihrem Debüt im Kreise der A-Nationalmannschaft gute Aussichten auf einen Einsatz.
Seit dem olympischen Gold-Triumph in Rio muss Silvia Neids Nachfolgerin ohnehin einen personellen Umbruch moderieren. Die mit Abstand erfahrenste Akteurin im Aufgebot ist nun Anja Mittag. Die 31-Jährige steht in ihrer Heimatstadt vor dem 149. Einsatz im DFB-Team. "Mittlerweile bin ich die Oma bei der Nationalmannschaft", sagte die Stürmerin des VfL Wolfsburg, die mit bislang 49 erzielten Toren noch nicht genug hat: "Ich bin noch lange nicht satt. Es sind momentan unheimlich spannende Zeiten, die ich gerne mitnehmen möchte."
EM in den Niederlanden als Ziel
Jones weiß, was sie an Mittag hat: "Sie ist ein feiner Mensch und nicht nur eine kreative Stürmerin, sondern ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft." Bei der Rückkehr in ihre Geburtsstadt durfte Mittag sich als solcher beim Teamabend auch als Reiseleiterin nützlich machen. Denn am Samstag vergnügte sich der DFB-Tross auf dem Chemnitzer Weihnachtsmarkt bei Glühwein und Bratwurst.
Doch der Fokus bleibt auf dem anvisierten neunten EM-Titel in den Niederlanden, wo die DFB-Auswahl in der Gruppenphase in Breda auf Schweden (17. Juli), in Tilburg auf Italien (21. Juli) sowie in Utrecht auf Russland (25. Juli) trifft. Schlüssel zum Erfolg soll nach Jones' Philosophie "taktische Variabilität und ballbesitzorientierter Angriffsfußballs" sein. Die 4:2-Heimsiege im Oktober gegen Österreich und die Niederlande waren zumindest offensiv vielversprechend.
Defensiv in Schach halten muss der zweimalige Weltmeister beim 40. Duell mit Norwegen vor allem Ada Hegerberg. Europas Fußballerin des Jahres vom Champions-League-Sieger Olympique Lyon gilt mit ihren 21 Jahren als absolutes Ausnahmetalent beim Weltmeister von 1995. In bislang 54 Länderspielen erzielte die Ex-Potsdamerin 34 Tore. Ebenfalls aus der Bundesliga bekannt ist Innenverteidigerin Nora Holstad, die seit 2014 beim deutschen Meister Bayern München spielt.
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