Felix Loch rieb seine Wange in froher Erwartung an der schweren Metallkiste, als wäre sie ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk. Nach sechs Tagen waren der Rodel-Olympiasieger und sein Schlitten wieder vereint. Ein Schneesturm hatte den Transport zum Weltcup im kanadische Whistler massiv erschwert. An Training war für die Athleten nicht zu denken - im Wettkampf forderte die spärliche Vorbereitung ihren Tribut.
"Mit den sehr wenigen Trainingsläufen am Vormittag in einem Lauf alle drei Rennen durchzuziehen, war für alle sehr anstrengend. Es war eine Herausforderung für die Sportler", sagte Bundestrainer Norbert Loch. Der internationale Rennrodelverband (FIL) hatte wegen der Lieferschwierigkeiten alle Wettbewerbe auf Samstag verlegt und auf einen Durchgang verkürzt. Zudem wurde die Team-Staffel abgesagt.
Während bei den Frauen Doppel-Olympiasiegerin Natalie Geisenberger (Miesbach) und Europameisterin Tatjana Hüfner (Blankenburg) immerhin die Plätze zwei und drei belegten, bereiteten die schwierigen Rahmenbedingungen Loch größere Probleme. Generell sind dem Berchtesgadener die Bahnen in Nordamerika nicht so lieb wie die in Europa. In Whistler kam er wie schon in der Vorwoche in Lake Placid/New York nur auf Rang sechs. "Natürlich wünschen wir uns immer noch ein bisschen mehr, aber die Konkurrenz ist gerade bei den Herren sehr groß", sagte Lochs Vater und Bundestrainer Norbert.
Routinier Andi Langenhan (Zella-Mehlis) rettete den deutschen Herren als Dritter die Bilanz und stellte auch seinen Trainer zufrieden. "Das ausgegebene Ziel, bei den Herren einen Podiumsplatz einzufahren, war erreichbar und das haben wir geschafft", sagte Loch. Johannes Ludwig (Suhl) kam beim Tagessieg des US-Amerikaners Tucker West einen Platz hinter Loch ins Ziel. Ralf Palik (Oberwiesenthal) und Julian von Schleinitz (Königssee) sicherten sich die Plätz 14 und 16.
Loch weiter vorn
Felix Loch verteidigte in Kanada immerhin die Führung im Gesamtweltcup, mit 260 Punkten liegt er fünf Zähler vor Ludwig. Diesen Vorsprung will er auch am kommenden Wochenende bei der letzten US-Station des Winters in Park City halten, um anschließend bei den Europa-Rennen und auf der Olympiabahn in Pyeongchang ganz vorne mitzufahren.
Bei den Damen führen Geisenberger und Hüfner mit je 310 Punkten gemeinsam den Gesamtweltcup an. Ihnen stahl in Whistler jedoch Lokalmatadorin Alex Gough die Show. Die 29-Jährige brachte einen starken Lauf zustande und brannte in 38,796 Sekunden einen neuen Bahnrekord in den Eiskanal. Es war das erste Mal, dass Geisenberger auf der Olympiastrecke von 2010 ein Weltcup-Rennen nicht gewann.
Bei den Doppelsitzern blieben Toni Eggert/Sascha Benecken (Ilsenburg/Suhl) auch im vierten Saisonrennen ungeschlagen und stellten in 38,542 Sekunden einen neuen Bahnrekord auf. Hinter ihnen rehabilitierten sich die Olympiasieger und Weltmeister Tobias Wendl/Tobias Arlt (Berchtesgaden/Königssee) für ihren schwachen achten Platz von Lake Placid und fuhren auf Rang zwei. Robin Geueke/David Gamm aus Winterberg liefen auf dem sechsten Platz ein.