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Robert Kraft vs. Roger Goodell

Zu den Kommentaren   |   Quelle: sportal.de
03. August 2015, 18:24 Uhr
Roger Goodell, Robert Kraft
Das Tischtuch zwischen Roger Goodell und Robert Kraft ist zerschnitten

Während sich zwischen Tom Brady und der NFL eine Entscheidung anbahnt, steht der Konflikt zwischen Commissioner Roger Goodell und Robert Kraft, Eigentümer der New England Patriots, am Anfang. Kraft hat dafür eine 180-Grad-Drehung vollzogen und sich in eine Situation gebracht, aus der es vorerst keinen einfachen Weg zurück gibt. Goodell könnte bald die Folgen seiner harten Linie spüren.

Für viele Experten und für viele Patriots-Fans gleichermaßen war es ein überraschender Schachzug, den Robert Kraft im Mai wählte. Roger Goodell hatte gerade verkündet, dass die Pats im Zuge des Deflate-Gate-Skandals zwei Draft-Picks verlieren sowie eine Strafe in Höhe von einer Million Dollar bezahlen müssen. Kraft entschied, das Urteil zu akzeptieren - im Gegensatz zu seinem Quarterback Tom Brady, der sofort gegen seine Vier-Spiele-Sperre vorging.

"Es waren emotional aufgeladene Wochen und ich habe meine Optionen genau studiert", erklärte Kraft in einem Statement, lobte zudem die Unterstützung des eigenen Anhangs und führte weiter aus: "Ich habe gelernt, dass die anhaltenden Debatten beide Seiten weiter anstacheln und ich sehe nicht, dass sich das ändert. Gleichzeitig hatte ich aber das Gefühl, dass die Strafe zu hart und ungerechtfertigt war."

Goodells mächtiger Verbündeter

Dass sich Kraft allerdings derart in sein Schicksal fügen würde war vorher kaum abzusehen und viele wiesen schnell auf das enge Verhältnis von Kraft und Goodell hin. Ein Deal hinter verschlossenen Türen wurde vermutet. Seit Jahren unterstützt Kraft den Commissioner so treu wie kaum ein zweiter Team-Eigentümer und stand ihm stets zur Seite. Er unterstützte Goodells Kandidatur 2006 gegen Gregg Levy und stärkte ihm seither in zahlreichen Debatten, jüngst etwa im Fall Ray Rice, öffentlich und vor den anderen Eigentümern den Rücken.

Goodell geriet vor einigen Jahren gar ins Kreuzfeuer, weil er im Zuge des Spygate-Skandals, als die Patriots Spielzug-Signale der New York Jets ausspioniert hatten, Beweismaterial zerstören ließ - angeblich, da Pats-Coach Bill Belichick die illegalen Aufnahmen ohnehin gestanden hätte und er verhindern wolle, dass andere in ihren Besitz kommen. Der Eindruck wuchs, dass zwischen Goodell und den Pats eine Hand die andere wäscht. Immerhin wuchs parallel auch Krafts Einfluss, zumal sein Team inzwischen das zweitwertvollste der NFL ist.

Kraft sitzt dem NFL-Broadcast-Committee, das die milliardenschweren TV-Deals aushandelt, vor, eines der wichtigsten Gremien der Liga. Darüber hinaus ist er im Compensation-Committee, das über Goodells Gehalt entscheidet, sowie im Finance-Committee. Kurzum: Kraft ist einer der mächtigsten NFL-Eigentümer und seine enge Zusammenarbeit mit Goodell prägte die Liga über die vergangenen Jahre und hielt sie in kritischen Momenten zusammen.

Bis zuletzt hieß es so auch aus Insider-Kreisen, dass Kraft einen besonderen Status bei Goodell genießt und Seahawks-Cornerback Richard Sherman stellte vor dem vergangenen Super Bowl etwa klar, dass er von den Deflate-Gate-Untersuchungen wenig erwartet: "Ihr Lebenslauf spricht doch für sich selbst. Vermutlich werden sie nicht bestraft, jedenfalls nicht so lange Robert Kraft und Roger Goodell gemeinsam private Fotos schießen. Goodell war doch erst kurz vor dem AFC-Championship-Game noch bei Kraft zuhause."

Die 180-Grad-Drehung: Krafts Offensive

Doch es sollte anders kommen. Während Kraft zunächst zähneknirschend für das Wohl seiner Beziehung zu Goodell nachgab, ließ er nach dessen Bestätigung von Bradys Vier-Spiele-Sperre in der Vorwoche die Bombe platzen: "Ich muss mich zunächst bei unseren Fans entschuldigen denn ich dachte, dass das, was ich im Mai tat, vor dem Hintergrund der Geschichte solcher Fälle, einen Freispruch Bradys deutlich vereinfachen würde. Leider lag ich falsch. Die Vorgehensweise der Liga ist extrem frustrierend und beunruhigend."

Damit war er aber noch längst nicht fertig. "Es war ein Fehler, auf die Liga zu vertrauen. Betrachtet man die Fakten, die Beweislage und die Naturgesetze, die dieser gesamten Situation zugrunde liegen, ist es für mich unverständlich, dass die Liga weiterhin Schritte unternimmt, um einen ihrer größten Spieler und einen Mann, vor dem ich allerhöchsten Respekt habe, herabzuwürdigen", erklärte Kraft weiter.

Außerdem kritisierte er die Liga dafür, dass sie Anfang des Jahres den ESPN-Bericht nicht richtigstellte, in welchem deutlich niedrigere Zahlen bezüglich des Luftdrucks in den Bällen angegeben worden waren: "Ich werde nie verstehen, warum ein ursprünglich falscher Bericht hinsichtlich des Luftdrucks von einer NFL-Quelle weitererzählt wurde. Über Monate hat dieser Bericht die öffentliche Meinung angeheizt."

Revolution Marke Al Davis

Tatsächlich wusste die Liga, dass die Bälle nicht derart dramatisch verändert worden waren und die Patriots wiesen NFL-Rechtsberater Jeff Pash bereits im Februar per Mail auf die falschen Berichte hin. Goodell fokussierte sich derweil auf das vermeintliche Herz des Vorfalls und ging die Pats so direkt an: Er bestrafte Brady und das Team. Die ganze Vorgehensweise der NFL, inklusive der extrem langen Entscheidungsperioden, deutete auf einen Konfrontationskurs hin.

Wie Kraft mit seinem Statement deutlich machte, ist die Botschaft spätestens jetzt auch bei ihm angekommen. Ein derartiges öffentliches Misstrauensvotum von einem Team-Eigentümer gegenüber der Liga hat es seit den großen Tagen von Al Davis nicht mehr gegeben und wenngleich Kraft Goodell nicht direkt kritisierte, so war es doch erschreckend nahe an einer offenen Rebellion gegen die Liga - und somit unweigerlich auch gegen Goodell.

Allerdings steht Kraft damit zumindest vorerst noch alleine da, die ersten Eigentümer haben sich öffentlich auf die Seite des Commissioners geschlagen. Dass Goodell bei seiner ursprünglichen Entscheidung blieb hat ihm Respekt verschafft und ihn, nachdem er rund um Rice, Greg Hardy und Adrian Peterson keine gute Figur gemacht hat, wieder glaubwürdiger werden lassen. Ganz zu schweigen davon, dass der Spygate-Skandal nach wie vor bei einigen im Hinterkopf sein dürfte.

Eigentümer stärken Goodell

So erklärte Cowboys-Eigentümer Jerry Jones, dessen Team 2012 wegen vermeintlichen Verstößen gegen den Salary Cap bestraft wurde: "Er hat einen harten Job und leistet gute Arbeit. In seiner Position musst du wissen, dass man Entscheidungen treffen muss, die bei manchen nicht gut ankommen. Uns ist das ebenfalls passiert und ich bin nicht einverstanden mit dem, was damals war. Einige Leute, die sich sonst am lautesten beschweren, rufen dich dann an und sagen, dass du ein Teamplayer sein und den Vorfall vergessen sollst."

Dolphins-Boss Stephen Ross hatte rund um den Mobbing-Skandal in Miami jüngst ebenfalls Erfahrungen mit der Liga gesammelt und fügte hinzu: "Ich hatte ja durch unsere Kontroverse vor nicht allzu langer Zeit mit ihnen zu tun und sie sind sehr objektiv. Ich denke, niemand kennt alle Informationen aber ich glaube, dass die Liga alles berücksichtigt und ich vertraue der Entscheidung der Liga voll. Jeder ist verärgert, wenn es ihm selbst passiert."

Nicht unerwähnt sollte dabei allerdings auch ein kleines, aber feines Detail bleiben: Die Dolphins haben mit einer intensiven Free Agency zum Division-Angriff auf New England geblasen und nur wenn Bradys Vier-Spiele-Sperre bestehen bleibt, wird er den Pats am 11. Oktober im Duell mit den Cowboys fehlen.

Doch trotz allem ist die Botschaft durch einen von Goodells engsten Vertrauten und eine der wichtigsten Personen der Liga klar: Kraft hat den anderen Eigentümern zu verstehen gegeben, dass die Politik der Liga mit Vorsicht zu genießen ist und er hat zweifellos Eindruck hinterlassen. Im Moment mag er unter den Eigentümern zumindest öffentlich noch alleine dastehen, doch Goodells Entscheidungen in den kommenden Monaten werden unter besonderer Beobachtung stehen.

Die schleichende Revolution?

In seinem gemäßigten Statement Mitte Mai hatte Kraft weiter erklärt: "Vor 21 Jahren hatte ich das Privileg, beim Eigentümer-Treffen der NFL willkommen geheißen zu werden. Als Fan und Dauerkatenbesitzer lebte ich meinen Traum und an diesem Tag hatte ich Gänsehaut. Ich habe mir damals geschworen, alles zu tun, um die New England Patriots zu einem Topteam zu formen und dafür, dass das Team respektiert wird. Außerdem schwor ich mir alles zu tun was in meiner Macht steht, um die NFL zum beliebtesten Sport in Amerika zu machen."

In den beiden folgenden Jahrzehnten habe er gelernt, "dass das Herz, die Seele und die Stärke der NFL in der Partnerschaft der 32 Teams liegt. Es wurde mehr als deutlich, dass zu keinem Zeitpunkt die Agenda eines Teams das gemeinsame Gut aller 32 Teams überwiegen sollte." Goodells harte Linie hat Krafts Standpunkt jetzt über den Haufen geworfen und durch seine Ansage gibt es für den Pats-Eigentümer keinen schnellen Weg zurück.

Kraft wird jetzt auf Distanz zu seinem langjährigen Partner gehen müssen, will er in der Öffentlichkeit, vor den anderen Eigentümern und vor den eigenen Fans glaubhaft erscheinen. Das könnte sich bald auch auf Abstimmungen und Vorschläge bei den Eigentümer-Treffen auswirken. Kraft hat eine klare Linie gezogen und nachdem er im Mai mit seiner Nachsichtigkeit auf Unverständnis gestoßen war, ist seine Reaktion jetzt ins Gegenteil ungeschlagen. Langsam aber sicher dürfte das auch Goodell feststellen.

Autor: Adrian Franke