Am Wochenende kamen die Olympia-Organisatoren mehrfach ins Schwitzen und mussten Notlösungen suchen. Vorerst waren sie damit erfolgreich.
Die Copacabana wurde überflutet, im Athletendorf rauchte es, die U-Bahn fuhr nur langsam an und an den Eingangskontrollen mangelte es plötzlich an Sicherheit. Die Folge: Die Organisatoren der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro müssen derzeit fast täglich ihre Improvisationskunst unter Beweis stellen. Dabei werden sie ihrem Ruf vorerst gerecht: Es geht bisweilen chaotisch zu, aber am Ende funktioniert es. Irgendwie.
Dumm nur, dass viele Probleme, die den Organisatoren wenige Tage vor der Eröffnungsfeier die Schweißperlen auf die Stirn treiben, hausgemacht sind. Wie jenes mit der Sicherheit an den Eingängen zu den Wettkampfstätten und ins Athletendorf. Erst sollte die Nationalgarde die Kontrollen übernehmen, dann eine private Sicherheitsfirma - und nun muss kurzfristig doch wieder die dem Justizministerium unterstellte Truppe ran.
Knapp eine Woche vor der Eröffnungsfeier wurde der Vertrag mit der privaten Firma aufgelöst, weil diese statt der vereinbarten 3400 Mitarbeiter nur 500 bereitstellen konnte. Das gleiche Problem hatte zuvor schon die Nationalgarde, deren Kontingent aus den Bundesländern wegen Geldmangel reduziert worden war.
Rentner verstärken Polizei und Feuerwehr
Nun muss die Bundesregierung nachzahlen und die Força Nacional schnellstmöglich durch Aktivierung bereits in Rente gegangener Polizisten und Feuerwehrleute um 3000 Einsatzkräfte aufstocken. Bislang war die Nationalgarde schon für den Gebäudeschutz und die Sicherheit an den Wettkampfstätten zuständig.Improvisieren hieß es auch nach dem glimpflich ausgegangenen Brand von Pappkartons im Untergeschoss des australischen Olympiaquartiers. Weil die Feuermelder im Wohnturm kurzzeitig außer Betrieb waren, bestand die Delegationsleitung aus Down Under darauf, dass bis zum erfolgreichen Test der Anlage auf jedem der 17 Stockwerke ein Feuerwehrmann Wache halte.
Ersten Erkenntnissen nach hatte ein achtlos weggeworfener Zigarettenstummel den Brand ausgelöst, was bei der australischen Delegations-Chefin einmal mehr für Verärgerung sorgte. "Es liegt hier viel Müll herum, der von den Handwerkern zurückgelassen wurde. Und es gibt viele Arbeiter, die hier im Dorf rauchen. Die Vila ist kein Ort für Raucher", erklärte Kitty Chiller entrüstet.
Wütend zeigte sich am Samstag auch das Meer. Nur mit einem Sprint entkamen an der Copacabana Strandgäste den von heftiger Brandung bis hinauf zur Avenida Atlântica gespülten Wellen. Nur gut, dass die olympische Beachvolleyball-Anlage am Leme-Strand durch einen jüngst errichteten Sandwall geschützt war. Im Juni hatten dort Wellen Absperrgitter niedergerissen.
Ins Schwitzen kamen dagegen Arbeiter und TV-Leute am blauen Kastenbau mit Panoramafenstern, der auf Sand gebaut ist. In wenigen Tagen berichten von dort ausländische Fernsehstationen mit Blick auf Copacabana und Zuckerhut. Die davor als Wellenbrecher errichte Metallmauer drohte einzubrechen. Ein Bagger musste eiligst Sand zur Verstärkung heranschaufeln.
Immerhin fuhr die umstrittene U-Bahn-Linie 4 mit Brasiliens Staatspräsidenten Michel Temer als Passagier problemlos an. Das teuerste Verkehrsprojekt für die Sommerspiele wird jedoch erst ab Montag offiziell seinen Betrieb aufnehmen und dann auch zunächst nur als reine Olympiabahn fungieren. Auf 16 Kilometern verbindet die Metro nun Barra, wo sich der Olympiapark und das Athletendorf befinden, mit dem Ipanema-Viertel und der Touristenhochburg in der Südzone Rios.
Bis zum 18. September, dem Schlusstag der Paralympics, können jedoch nur für die Spiele akkreditierte Personen sowie Zuschauer mit Eintrittskarten und speziellem Fahrausweis (Riocard) das neue Transportmittel nutzen. Alle anderen Cariocas müssen bis dahin improvisieren.