Nach dem 3:1-Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern im Hinspiel der Bundesliga-Relegation geht 1899 Hoffenheim mit besten Aussichten ins Rückspiel am kommenden Montag im Fritz-Walter-Stadion.
Obwohl der öffentlich schon abgeschriebene Klassenerhalt greifbar scheint, zeigte sich Hoffenheims Trainer Markus Gisdol von der Leistung seiner Mannschaft nur bedingt angetan. Dafür war Mäzen Dietmar Hopp auf der Tribüne umso zufriedener.
"Da waren Spielzüge dabei, die richtig Spaß gemacht haben. Fantastisch! Schritt zwei von dreien ist gemacht", freute sich der 73-jährige Hopp nach der Partie auch mit Blick auf die erst in letzter Minute erreichte Relegation. Der nun gelegte Grundstein würde den Kraichgauern im Rückspiel auch eine knappe Niederlage erlauben.
Der Unternehmer und "Vater" des Projekts Hoffenheim dürfte sich phasenweise an bessere Zeiten aus den frühen Erstligajahren erinnert haben. Besonders in der ersten Hälfte zeigte die TSG absolut erstligareifen Fußball mit mehreren sehenswerten Kombinationen. Die schönste über ein knappes Dutzend Stationen führte in der 29. Minute zur 2:0-Führung durch Roberto Firmino. Der an diesem Tag bestens aufgelegte Brasilianer hatte Hoffenheim bereits in der 11. Minute in Front gebracht.
Idrissous Auswärtstor lässt Lautern hoffen
1899-Trainer Markus Gisdol, als ehemaliger Assistent von Aufstiegstrainer Ralf Rangnick seit dem 2. April mit dem Auftrag ausgestattet, aggressiven und zugleich technisch anspruchsvollen Fußball ins Kraichgau zurückzubringen, scheint diese Vorgabe bereits vor der Zeit erfüllen und mit guten Ergebnissen garnieren zu können. Offiziell war das Thema Klassenerhalt bei seiner Übernahme bei neun Punkten Rückstand auf Düsseldorf nämlich bereits so gut wie abgeschrieben.
Doch Gisdol, der seinen Weg konsequent ging und die Relegation mit elf Punkten aus den letzten sieben Spielen doch noch erreichte, gönnte sich nach dem Spiel den Luxus, nur bedingt zufrieden zu sein: "Einige Situationen wurden nicht so zu Ende gespielt, wie ich mir das vorstelle. Gerade in der zweiten Hälfte hat uns oft der Zugriff gefehlt."
Der 43-Jährige spielte vor allem auf die ersten 20 Minuten nach dem Seitenwechsel an, in denen Kaiserslautern bei "Fritz-Walter-Wetter" enormen Druck auf das Tor von Koen Casteels ausübte und durch Mohamadou Idrissou (58.) zum Anschlusstreffer kam. Den kämpferisch voll überzeugenden Lauterern gibt dieses Tor Hoffnung, erklärte Spielmacher Alexander Baumjohann: "Wichtig ist, dass wir das Auswärtstor erzielt haben."
Gisdols Mut wird belohnt
Die Pfälzer brauchen allerdings im Rückspiel ein 2:0 zum Aufstieg - bei einem Gegentor sogar einen Sieg mit drei Toren Differenz - weil der Mut von Gisdol belohnt wurde. Der hatte nämlich in der Lauterer Drangphase Mittelfeldspieler Sebastian Rudy rausgenommen und Angreifer Sven Schipplock gebracht. Der Joker besorgte nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung das 3:1.
Entsprechend zufrieden war der 24-Jährige nach dem Spiel: "Als Einwechselspieler nimmt man sich immer vor, der Mannschaft so schnell wie möglich zu helfen. Dass es heute so schnell geklappt hat, freut mich natürlich. Das Tor kam zum richtigen Zeitpunkt."
Hoffenheim erwartet heißen Tanz im Rückspiel
Doch Schipplock ("Das ist erst die erste Halbzeit") weiß genauso gut wie seine Kollege Kevin Volland ("Es geht in Kaiserslautern wieder bei null los") und Jannik Vestergaard ("Die Atmosphäre wird sicher unangenehm"), dass die TSG am Montag vor einer schwierigen Aufgabe steht.
In der zu erwartenden hitzigen Atmosphäre auf dem Betzenberg sieht nicht zuletzt der FCK ein echtes Faustpfand. So ist sich Lautern-Trainer Franco Foda sicher: "Am Montag ist noch einiges drin. Gerade zuhause - das haben wir in dieser Saison oft bewiesen." Lauterns Abwehrspieler Florian Dick ergänzte: "Wir können in einem einzigen Spiel aufsteigen und uns für die Saison belohnen. Wenn der Betze brennt, geht da einiges."
Stürmer Idrissou, in seiner Karriere schon dreimal aufgestiegen, baut ebenfalls auf die Fans. "Ich habe unseren Fans versprochen, dass wir in die erste Liga aufsteigen." Er gab auch gleich ein weiteres Versprechen ab: "Ich werde beide Tore schießen."
Und was sagt Gisdol? Der wird nach seinem vierten Sieg im achten Spiel als Hoffenheim-Coach in fast schon gewohnter Manier sachlich: "Wir werden in aller Ruhe regenerieren und uns dann auf Montag vorbereiten." Hat man irgendwie schon ein paar Mal in ähnlicher Form von ihm gehört.
Autor: Marco Heibel